und dann darnach handeln, wollen wir das Beispiel der hl. Familie betrachten. Es war bei den Juden strenge Vorschrift für die Männer, jede Ostern nach dem Tempel in Jerusalem zu wallfahren. Die Frauen waren diesem Gesetze nicht unterworfen, durften aber die Feier doch auch mitmachen. So ging denn Maria auch mit Joseph. Aber warum geht auch der zwölfjährige Knabe? Was prediget er in dieser Gesellschaft mit Maria und Joseph? "Ich habe euch ein Beispiel gegeben, und nicht bloß ich sondern auch meine Mutter, mein Pflegevater! Wir haben euch ein Beispiel gegeben! Die ganze christliche Familie gehört in die Kirche zum Gottesdienste: nicht bloß die Eltern dahin und die Kinder dorthin, sondern alle sollen soweit möglich, in der gleichen Kirche wieder eine Familie bilden wie im Vaterhaus." So ruft und mahnt das Beispiel der hl. Familie.
In Pfarreien nun, wo der Kindergottesdienst wegen Mangel an Raum ein nothwendiges Uebel geworden ist, kann dies Beispiel nicht vollkommen nachgeahmt werden; aber da sollen die Eltern ihre größeren Söhne und Töchter mitnehmen, mit ihnen beten, mit ihnen das Wort Gottes anhören, mit ihnen wieder heimkehren. Das ist der einzige Verein, welcher für die Familie nicht bloß ohne Gefahr, sondern voll Segen ist. Das betone ich immer mehr, je krankhafter das Vereinswesen zu werden droht. Denn auch gute Vereine entfremden oft junge Leute der Familie, führen sie der Genußsucht in die Arme, auch gute Vereine gewöhnen sie an späte Heimkehr, diesen Anfang und Anlaß vielfachen Verderbens. Darum sage ich: Haltet doch fest an dem durch den gemeinsamen Gottesdienst geheiligten Familienverein.
Aber, denket ihr vielleicht, wie ist es denn möglich, daß die ganze Familie dem Gottesdienste beiwohnen kann? Nehmen wir zuerst jene Fälle aus, wo es wirklich un-
und dann darnach handeln, wollen wir das Beispiel der hl. Familie betrachten. Es war bei den Juden strenge Vorschrift für die Männer, jede Ostern nach dem Tempel in Jerusalem zu wallfahren. Die Frauen waren diesem Gesetze nicht unterworfen, durften aber die Feier doch auch mitmachen. So ging denn Maria auch mit Joseph. Aber warum geht auch der zwölfjährige Knabe? Was prediget er in dieser Gesellschaft mit Maria und Joseph? „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, und nicht bloß ich sondern auch meine Mutter, mein Pflegevater! Wir haben euch ein Beispiel gegeben! Die ganze christliche Familie gehört in die Kirche zum Gottesdienste: nicht bloß die Eltern dahin und die Kinder dorthin, sondern alle sollen soweit möglich, in der gleichen Kirche wieder eine Familie bilden wie im Vaterhaus.“ So ruft und mahnt das Beispiel der hl. Familie.
In Pfarreien nun, wo der Kindergottesdienst wegen Mangel an Raum ein nothwendiges Uebel geworden ist, kann dies Beispiel nicht vollkommen nachgeahmt werden; aber da sollen die Eltern ihre größeren Söhne und Töchter mitnehmen, mit ihnen beten, mit ihnen das Wort Gottes anhören, mit ihnen wieder heimkehren. Das ist der einzige Verein, welcher für die Familie nicht bloß ohne Gefahr, sondern voll Segen ist. Das betone ich immer mehr, je krankhafter das Vereinswesen zu werden droht. Denn auch gute Vereine entfremden oft junge Leute der Familie, führen sie der Genußsucht in die Arme, auch gute Vereine gewöhnen sie an späte Heimkehr, diesen Anfang und Anlaß vielfachen Verderbens. Darum sage ich: Haltet doch fest an dem durch den gemeinsamen Gottesdienst geheiligten Familienverein.
Aber, denket ihr vielleicht, wie ist es denn möglich, daß die ganze Familie dem Gottesdienste beiwohnen kann? Nehmen wir zuerst jene Fälle aus, wo es wirklich un-
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und dann darnach handeln, wollen wir das Beispiel der
hl. Familie betrachten. Es war bei den Juden strenge
Vorschrift für die Männer, jede Ostern nach dem Tempel
in Jerusalem zu wallfahren. Die Frauen waren diesem
Gesetze nicht unterworfen, durften aber die Feier doch auch
mitmachen. So ging denn Maria auch mit Joseph.
Aber warum geht auch der zwölfjährige Knabe? Was
prediget er in dieser Gesellschaft mit Maria und Joseph?
„Ich habe euch ein Beispiel gegeben, und nicht bloß ich
sondern auch meine Mutter, mein Pflegevater! Wir haben
euch ein Beispiel gegeben! Die ganze christliche Familie
gehört in die Kirche zum Gottesdienste: nicht bloß die
Eltern dahin und die Kinder dorthin, sondern alle sollen
soweit möglich, in der gleichen Kirche wieder eine Familie
bilden wie im Vaterhaus.“ So ruft und mahnt das
Beispiel der hl. Familie.
In Pfarreien nun, wo der Kindergottesdienst wegen
Mangel an Raum ein nothwendiges Uebel geworden ist,
kann dies Beispiel nicht vollkommen nachgeahmt werden;
aber da sollen die Eltern ihre größeren Söhne und Töchter
mitnehmen, mit ihnen beten, mit ihnen das Wort Gottes
anhören, mit ihnen wieder heimkehren. Das ist der einzige
Verein, welcher für die Familie nicht bloß ohne Gefahr,
sondern voll Segen ist. Das betone ich immer mehr, je
krankhafter das Vereinswesen zu werden droht. Denn
auch gute Vereine entfremden oft junge Leute der Familie,
führen sie der Genußsucht in die Arme, auch gute Vereine
gewöhnen sie an späte Heimkehr, diesen Anfang und Anlaß
vielfachen Verderbens. Darum sage ich: Haltet doch fest
an dem durch den gemeinsamen Gottesdienst geheiligten
Familienverein.
Aber, denket ihr vielleicht, wie ist es denn möglich,
daß die ganze Familie dem Gottesdienste beiwohnen kann?
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/298>, abgerufen am 22.11.2024.
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