glücklich war Saladin, er hatte keinen Papst! Was wäre also aus den christlichen Fürsten ohne Papst geworden? Wie der Großtürke hätten sie längst ihren Harem mit Weibern angefüllt - und nach ihrem Beispiele würde ein jeder nach Vermögen und Lust sich Weiber nehmen und wieder verstoßen.
Wem also, ich wende mich an euch, christliche Frauen und Mütter und Töchter - wem also habet ihr euere Würde und eueren Adel zu verdanken? Wer setzte Gut und Blut daran, daß ihr nicht eine verächtliche Waare geworden seid? Wer trotzte auf schwachem Schifflein allen Stürmen und Wettern für euere Ehre? Der Statt- halter Jesu Christi in Rom! Und wenn außerhalb der katholischen Kirche das Weib noch ein menschenwürdiges Dasein genießt, so ist es dafür dem hl. Vater zum Danke verpflichtet. Warum? Das Beispiel der katholischen Kirche wirkte segnend weit über ihre Grenzen hinaus. Denn im Angesichte dieser leuchtenden Sonne der Wahr- heit und der Gerechtigkeit, der Heiligkeit und der Keusch- heit wagt es die Finsterniß der Lüge, der Unzucht, des Ehebruches noch nicht recht, aus ihren Schlupfwinkeln her- vorzubrechen.
So verdienen die Päpste, wie de Maistre bemerkt, schon aus diesem Grunde an die Spitze der Wohlthäter der Menschheit gestellt zu werden.
Aber begreifet ihr denn auch, warum dies sinnliche Fleisch, das schon vor der Ehe oft thierisch lebt und ge- nießt, das in der Ehe keine Schranken kennt, das von allen verbotenen Bäumen die Frucht genießt, das im Garten Gottes die Blumen zertritt; - begreifet ihr nun, warum dies Fleisch sich ärgert am Statthalter Christi? Begreift ihr nun, warum dieses Fleisch tobt und rast im Kampfe gegen die Machtfülle des hl. Vaters und mit Philipp ausruft: "Ich will ein Ungläubiger werden, wie
glücklich war Saladin, er hatte keinen Papst! Was wäre also aus den christlichen Fürsten ohne Papst geworden? Wie der Großtürke hätten sie längst ihren Harem mit Weibern angefüllt – und nach ihrem Beispiele würde ein jeder nach Vermögen und Lust sich Weiber nehmen und wieder verstoßen.
Wem also, ich wende mich an euch, christliche Frauen und Mütter und Töchter – wem also habet ihr euere Würde und eueren Adel zu verdanken? Wer setzte Gut und Blut daran, daß ihr nicht eine verächtliche Waare geworden seid? Wer trotzte auf schwachem Schifflein allen Stürmen und Wettern für euere Ehre? Der Statt- halter Jesu Christi in Rom! Und wenn außerhalb der katholischen Kirche das Weib noch ein menschenwürdiges Dasein genießt, so ist es dafür dem hl. Vater zum Danke verpflichtet. Warum? Das Beispiel der katholischen Kirche wirkte segnend weit über ihre Grenzen hinaus. Denn im Angesichte dieser leuchtenden Sonne der Wahr- heit und der Gerechtigkeit, der Heiligkeit und der Keusch- heit wagt es die Finsterniß der Lüge, der Unzucht, des Ehebruches noch nicht recht, aus ihren Schlupfwinkeln her- vorzubrechen.
So verdienen die Päpste, wie de Maistre bemerkt, schon aus diesem Grunde an die Spitze der Wohlthäter der Menschheit gestellt zu werden.
Aber begreifet ihr denn auch, warum dies sinnliche Fleisch, das schon vor der Ehe oft thierisch lebt und ge- nießt, das in der Ehe keine Schranken kennt, das von allen verbotenen Bäumen die Frucht genießt, das im Garten Gottes die Blumen zertritt; – begreifet ihr nun, warum dies Fleisch sich ärgert am Statthalter Christi? Begreift ihr nun, warum dieses Fleisch tobt und rast im Kampfe gegen die Machtfülle des hl. Vaters und mit Philipp ausruft: „Ich will ein Ungläubiger werden, wie
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glücklich war Saladin, er hatte keinen Papst! Was wäre
also aus den christlichen Fürsten ohne Papst geworden?
Wie der Großtürke hätten sie längst ihren Harem mit
Weibern angefüllt – und nach ihrem Beispiele würde
ein jeder nach Vermögen und Lust sich Weiber nehmen
und wieder verstoßen.
Wem also, ich wende mich an euch, christliche Frauen
und Mütter und Töchter – wem also habet ihr euere
Würde und eueren Adel zu verdanken? Wer setzte Gut
und Blut daran, daß ihr nicht eine verächtliche Waare
geworden seid? Wer trotzte auf schwachem Schifflein
allen Stürmen und Wettern für euere Ehre? Der Statt-
halter Jesu Christi in Rom! Und wenn außerhalb der
katholischen Kirche das Weib noch ein menschenwürdiges
Dasein genießt, so ist es dafür dem hl. Vater zum Danke
verpflichtet. Warum? Das Beispiel der katholischen
Kirche wirkte segnend weit über ihre Grenzen hinaus.
Denn im Angesichte dieser leuchtenden Sonne der Wahr-
heit und der Gerechtigkeit, der Heiligkeit und der Keusch-
heit wagt es die Finsterniß der Lüge, der Unzucht, des
Ehebruches noch nicht recht, aus ihren Schlupfwinkeln her-
vorzubrechen.
So verdienen die Päpste, wie de Maistre bemerkt,
schon aus diesem Grunde an die Spitze der Wohlthäter
der Menschheit gestellt zu werden.
Aber begreifet ihr denn auch, warum dies sinnliche
Fleisch, das schon vor der Ehe oft thierisch lebt und ge-
nießt, das in der Ehe keine Schranken kennt, das von
allen verbotenen Bäumen die Frucht genießt, das im
Garten Gottes die Blumen zertritt; – begreifet ihr nun,
warum dies Fleisch sich ärgert am Statthalter Christi?
Begreift ihr nun, warum dieses Fleisch tobt und rast im
Kampfe gegen die Machtfülle des hl. Vaters und mit
Philipp ausruft: „Ich will ein Ungläubiger werden, wie
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/166>, abgerufen am 28.11.2024.
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