alle Völker zu umfassen bestimmt ist, - die katholische Kirche. Den so ist auch das Eherecht allüberall eines und dasselbe wie auch Gott und Christus überall dieselben sind. Und die Folge? So nur behält die Ehe ihren rein menschlichen und durch Christus verklärten Charakter bei und nimmt nicht je nach Verschiedenheit der Völker und der weltlichen Gesetze wieder andere Farbe und Gestalt an.
Doch was red' ich da von der natürlichen Bestim- mung und Schönheit der Ehe; betrachtet vielmehr ihren übernatürlichen Adel und ihre gnadenreiche Schöne. Gilt hier nicht die ebenso alte als immer neue Wahrheit, ausge- sprochen von einem der größten Denker dieses Jahrhun- derts, Graf de Maistre: "Die Sittlichkeit der Menschheit findet nur Sicherheit in den Händen des Alten im Vatikan." Sehet nur! Wie die ganze Geschichte bis auf den heutigen Tag allüberall, auch bei uns mit lauter Stimme bezeugt, ist die Sittlichkeit oder auch die Vollkommenheit der Ein- zelnen, der Familien, ja ganzer Völker von der Heiligkeit oder dem Zerfalle der Ehe bedingt. Was nun, glaubet ihr, ist vor allem nothwendig, daß die Ehr die sittliche Würde des Menschen bewahre und mehre? Der Glaube an dies heilige Sakrament muß unversehrt und rein be- wahrt und eindringlich gepredigt werden, und was ist hie- für nothwendig? Eine göttliche, unfehlbare Autorität, welche mit keinem Irrthum, mit keiner Leidenschaft je einen Vergleich allschließen kann. Was ist deßhalb ferner noth- wendig? Ein Prophet wie Johannes der Täufer; der auch dem Könige zuruft: "Es ist dir nicht erlaubt, deines Bruders Weib zu haben!" Ein Prophet der unerschrocken ruft: "Wenn ihr euch scheiden lasset und bei Lebzeiten des anderen Theiles euch wieder verheirathet, seid ihr nicht mehr Eheleute, sondern Ehebrecher auf dem Wege in's ewige Feuer!"
Aber warum diese Autorität? Dieser Prophet? Es
alle Völker zu umfassen bestimmt ist, – die katholische Kirche. Den so ist auch das Eherecht allüberall eines und dasselbe wie auch Gott und Christus überall dieselben sind. Und die Folge? So nur behält die Ehe ihren rein menschlichen und durch Christus verklärten Charakter bei und nimmt nicht je nach Verschiedenheit der Völker und der weltlichen Gesetze wieder andere Farbe und Gestalt an.
Doch was red' ich da von der natürlichen Bestim- mung und Schönheit der Ehe; betrachtet vielmehr ihren übernatürlichen Adel und ihre gnadenreiche Schöne. Gilt hier nicht die ebenso alte als immer neue Wahrheit, ausge- sprochen von einem der größten Denker dieses Jahrhun- derts, Graf de Maistre: „Die Sittlichkeit der Menschheit findet nur Sicherheit in den Händen des Alten im Vatikan.“ Sehet nur! Wie die ganze Geschichte bis auf den heutigen Tag allüberall, auch bei uns mit lauter Stimme bezeugt, ist die Sittlichkeit oder auch die Vollkommenheit der Ein- zelnen, der Familien, ja ganzer Völker von der Heiligkeit oder dem Zerfalle der Ehe bedingt. Was nun, glaubet ihr, ist vor allem nothwendig, daß die Ehr die sittliche Würde des Menschen bewahre und mehre? Der Glaube an dies heilige Sakrament muß unversehrt und rein be- wahrt und eindringlich gepredigt werden, und was ist hie- für nothwendig? Eine göttliche, unfehlbare Autorität, welche mit keinem Irrthum, mit keiner Leidenschaft je einen Vergleich allschließen kann. Was ist deßhalb ferner noth- wendig? Ein Prophet wie Johannes der Täufer; der auch dem Könige zuruft: „Es ist dir nicht erlaubt, deines Bruders Weib zu haben!“ Ein Prophet der unerschrocken ruft: „Wenn ihr euch scheiden lasset und bei Lebzeiten des anderen Theiles euch wieder verheirathet, seid ihr nicht mehr Eheleute, sondern Ehebrecher auf dem Wege in's ewige Feuer!“
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alle Völker zu umfassen bestimmt ist, – die katholische
Kirche. Den so ist auch das Eherecht allüberall eines
und dasselbe wie auch Gott und Christus überall dieselben
sind. Und die Folge? So nur behält die Ehe ihren rein
menschlichen und durch Christus verklärten Charakter bei
und nimmt nicht je nach Verschiedenheit der Völker und
der weltlichen Gesetze wieder andere Farbe und Gestalt an.
Doch was red' ich da von der natürlichen Bestim-
mung und Schönheit der Ehe; betrachtet vielmehr ihren
übernatürlichen Adel und ihre gnadenreiche Schöne. Gilt
hier nicht die ebenso alte als immer neue Wahrheit, ausge-
sprochen von einem der größten Denker dieses Jahrhun-
derts, Graf de Maistre: „Die Sittlichkeit der Menschheit
findet nur Sicherheit in den Händen des Alten im Vatikan.“
Sehet nur! Wie die ganze Geschichte bis auf den heutigen
Tag allüberall, auch bei uns mit lauter Stimme bezeugt,
ist die Sittlichkeit oder auch die Vollkommenheit der Ein-
zelnen, der Familien, ja ganzer Völker von der Heiligkeit
oder dem Zerfalle der Ehe bedingt. Was nun, glaubet
ihr, ist vor allem nothwendig, daß die Ehr die sittliche
Würde des Menschen bewahre und mehre? Der Glaube
an dies heilige Sakrament muß unversehrt und rein be-
wahrt und eindringlich gepredigt werden, und was ist hie-
für nothwendig? Eine göttliche, unfehlbare Autorität,
welche mit keinem Irrthum, mit keiner Leidenschaft je einen
Vergleich allschließen kann. Was ist deßhalb ferner noth-
wendig? Ein Prophet wie Johannes der Täufer; der
auch dem Könige zuruft: „Es ist dir nicht erlaubt, deines
Bruders Weib zu haben!“ Ein Prophet der unerschrocken
ruft: „Wenn ihr euch scheiden lasset und bei Lebzeiten des
anderen Theiles euch wieder verheirathet, seid ihr nicht mehr
Eheleute, sondern Ehebrecher auf dem Wege in's ewige
Feuer!“
Aber warum diese Autorität? Dieser Prophet? Es
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/102>, abgerufen am 27.11.2024.
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