Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Aber nun existiren auch Wesen von
entgegengesezter Art, die eine gewisse
Freundschaft und Verwandschaft zur Le-
benskraft haben, sie erwecken, ermun-
tern, ja höchstwahrscheinlich ihr eine
feine Nahrung geben können. Diese
sind vorzüglich Licht, Wärme und Luft,
oder vielmehr Sauerstoff, drey Himmels-
gaben, die man mit Recht die Freunde
und Schutzgeister alles Lebens nennen
kann.

Oben an steht das Licht, ohnstreitig
der nächste Freund und Verwandte des
Lebens, und gewiss in dieser Rücksicht
von weit wesentlicherer Einwürkung, als
man gewöhnlich glaubt. Ein jedes Ge-
schöpf hat ein um so vollkommneres Le-
ben, je mehr es den Einfluss des Lichts
geniesst. Man entziehe einer Pflanze,
einem Thier, das Licht, es wird bey al-
ler Nahrung, bey aller Wartung und
Pflege, erst die Farbe, dann die Kraft ver-
lieren, im Wachsthum zurückbleiben,
und am Ende verbutten. Selbst der

Aber nun exiſtiren auch Weſen von
entgegengeſezter Art, die eine gewiſſe
Freundſchaft und Verwandſchaft zur Le-
benskraft haben, ſie erwecken, ermun-
tern, ja höchſtwahrſcheinlich ihr eine
feine Nahrung geben können. Dieſe
ſind vorzüglich Licht, Wärme und Luft,
oder vielmehr Sauerſtoff, drey Himmels-
gaben, die man mit Recht die Freunde
und Schutzgeiſter alles Lebens nennen
kann.

Oben an ſteht das Licht, ohnſtreitig
der nächſte Freund und Verwandte des
Lebens, und gewiſs in dieſer Rückſicht
von weit weſentlicherer Einwürkung, als
man gewöhnlich glaubt. Ein jedes Ge-
ſchöpf hat ein um ſo vollkommneres Le-
ben, je mehr es den Einfluſs des Lichts
genieſst. Man entziehe einer Pflanze,
einem Thier, das Licht, es wird bey al-
ler Nahrung, bey aller Wartung und
Pflege, erſt die Farbe, dann die Kraft ver-
lieren, im Wachsthum zurückbleiben,
und am Ende verbutten. Selbſt der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0088" n="60"/>
          <p>Aber nun exi&#x017F;tiren auch We&#x017F;en von<lb/>
entgegenge&#x017F;ezter Art, die eine gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Freund&#x017F;chaft und Verwand&#x017F;chaft zur Le-<lb/>
benskraft haben, &#x017F;ie erwecken, ermun-<lb/>
tern, ja höch&#x017F;twahr&#x017F;cheinlich ihr eine<lb/>
feine Nahrung geben können. Die&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ind vorzüglich Licht, Wärme und Luft,<lb/>
oder vielmehr Sauer&#x017F;toff, drey Himmels-<lb/>
gaben, die man mit Recht die Freunde<lb/>
und Schutzgei&#x017F;ter alles Lebens nennen<lb/>
kann.</p><lb/>
          <p>Oben an &#x017F;teht das <hi rendition="#i">Licht</hi>, ohn&#x017F;treitig<lb/>
der näch&#x017F;te Freund und Verwandte des<lb/>
Lebens, und gewi&#x017F;s in die&#x017F;er Rück&#x017F;icht<lb/>
von weit we&#x017F;entlicherer Einwürkung, als<lb/>
man gewöhnlich glaubt. Ein jedes Ge-<lb/>
&#x017F;chöpf hat ein um &#x017F;o vollkommneres Le-<lb/>
ben, je mehr es den Einflu&#x017F;s des Lichts<lb/>
genie&#x017F;st. Man entziehe einer Pflanze,<lb/>
einem Thier, das Licht, es wird bey al-<lb/>
ler Nahrung, bey aller Wartung und<lb/>
Pflege, er&#x017F;t die Farbe, dann die Kraft ver-<lb/>
lieren, im Wachsthum zurückbleiben,<lb/>
und am Ende verbutten. Selb&#x017F;t der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0088] Aber nun exiſtiren auch Weſen von entgegengeſezter Art, die eine gewiſſe Freundſchaft und Verwandſchaft zur Le- benskraft haben, ſie erwecken, ermun- tern, ja höchſtwahrſcheinlich ihr eine feine Nahrung geben können. Dieſe ſind vorzüglich Licht, Wärme und Luft, oder vielmehr Sauerſtoff, drey Himmels- gaben, die man mit Recht die Freunde und Schutzgeiſter alles Lebens nennen kann. Oben an ſteht das Licht, ohnſtreitig der nächſte Freund und Verwandte des Lebens, und gewiſs in dieſer Rückſicht von weit weſentlicherer Einwürkung, als man gewöhnlich glaubt. Ein jedes Ge- ſchöpf hat ein um ſo vollkommneres Le- ben, je mehr es den Einfluſs des Lichts genieſst. Man entziehe einer Pflanze, einem Thier, das Licht, es wird bey al- ler Nahrung, bey aller Wartung und Pflege, erſt die Farbe, dann die Kraft ver- lieren, im Wachsthum zurückbleiben, und am Ende verbutten. Selbſt der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/88
Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/88>, abgerufen am 04.05.2024.