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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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Mensch wird durch ein lichtloses Leben
bleich, schlaff und stumpf, und verliert
zulezt die ganze Energie des Lebens,
wie so manches traurige Beyspiel lange
im dunkeln Kerker verschlossner Perso-
nen beweisst. -- Ja, ich glaube nicht
zu viel zu sagen, wenn ich behaupte:
Organisches Leben ist nur in der Influenz
des Lichts, und also wahrscheinlich
durch dieselbe möglich, denn in den
Eingeweyden der Erde, in den tiefsten
Höhlungen, wo ewige Nacht wohnt,
äussert sich nur das, was wir unorgani-
sches Leben nennen. Hier athmet nichts,
hier empfindet nichts, das einzige, was
man etwa noch antrifft, sind einige Ar-
ten von Schimmel oder Steinmoos, der
erste unvollkommenste Grad von Vege-
tation. -- Sogar da zeigt sich, dass
diese Vegetation meistens nur an oder
bey verfaulten Holzwerk entstehe. Also
muss auch da der Keim organischen Le-
bens erst durch Holz und Wasser hinun-
ter gebracht, oder Lebenserzeugende
Fäulniss hervorgebracht werden, wel-

Menſch wird durch ein lichtloſes Leben
bleich, ſchlaff und ſtumpf, und verliert
zulezt die ganze Energie des Lebens,
wie ſo manches traurige Beyſpiel lange
im dunkeln Kerker verſchloſsner Perſo-
nen beweiſst. — Ja, ich glaube nicht
zu viel zu ſagen, wenn ich behaupte:
Organiſches Leben iſt nur in der Influenz
des Lichts, und alſo wahrſcheinlich
durch dieſelbe möglich, denn in den
Eingeweyden der Erde, in den tiefſten
Höhlungen, wo ewige Nacht wohnt,
äuſſert ſich nur das, was wir unorgani-
ſches Leben nennen. Hier athmet nichts,
hier empfindet nichts, das einzige, was
man etwa noch antrifft, ſind einige Ar-
ten von Schimmel oder Steinmoos, der
erſte unvollkommenſte Grad von Vege-
tation. — Sogar da zeigt ſich, daſs
dieſe Vegetation meiſtens nur an oder
bey verfaulten Holzwerk entſtehe. Alſo
muſs auch da der Keim organiſchen Le-
bens erſt durch Holz und Waſſer hinun-
ter gebracht, oder Lebenserzeugende
Fäulniſs hervorgebracht werden, wel-

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[61/0089] Menſch wird durch ein lichtloſes Leben bleich, ſchlaff und ſtumpf, und verliert zulezt die ganze Energie des Lebens, wie ſo manches traurige Beyſpiel lange im dunkeln Kerker verſchloſsner Perſo- nen beweiſst. — Ja, ich glaube nicht zu viel zu ſagen, wenn ich behaupte: Organiſches Leben iſt nur in der Influenz des Lichts, und alſo wahrſcheinlich durch dieſelbe möglich, denn in den Eingeweyden der Erde, in den tiefſten Höhlungen, wo ewige Nacht wohnt, äuſſert ſich nur das, was wir unorgani- ſches Leben nennen. Hier athmet nichts, hier empfindet nichts, das einzige, was man etwa noch antrifft, ſind einige Ar- ten von Schimmel oder Steinmoos, der erſte unvollkommenſte Grad von Vege- tation. — Sogar da zeigt ſich, daſs dieſe Vegetation meiſtens nur an oder bey verfaulten Holzwerk entſtehe. Alſo muſs auch da der Keim organiſchen Le- bens erſt durch Holz und Waſſer hinun- ter gebracht, oder Lebenserzeugende Fäulniſs hervorgebracht werden, wel-

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/89>, abgerufen am 23.11.2024.