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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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logie war so gross, dass fast in keinem
angesehenen Hause in Teutschland, Po-
len, Ungarn, Dänemark, ja selbst in
England ein Kind gebohren wurde, wo
man nicht sogleich einen Boten mit der
Bestimmung der Geburtsstunde an ihn
absendete. Es kamen oft 8, 10 bis 12
solche Geburtsstunden auf einmal bey
ihm an, und er wurde zulezt so über-
häuft, dass er sich Gehülfen zu diesem
Geschäft halten musste. Noch befinden
sich viele Bände solcher Anfragen auf
der Bibliothek zu Berlin, in denen so-
gar Briefe von der Königin Elisabeth er-
scheinen. Ausserdem schrieb er noch
jährlich einen astrologischen Calender,
in welchem nicht nur die Natur des Jah-
res überhaupt, sondern auch die Haupt-
begebenheiten und die Tage derselben
mit kurzen Worten oder Zeichen ange-
geben waren. Ereylich lieferte er ge-
wöhnlich die Auslegung erst das Jahr
darnach; doch findet man auch Beyspie-
le, dass er sich durch Geld und gute
Worte bewegen liess, dieselbe im vor-

B 2

logie war ſo groſs, daſs faſt in keinem
angeſehenen Hauſe in Teutſchland, Po-
len, Ungarn, Dänemark, ja ſelbſt in
England ein Kind gebohren wurde, wo
man nicht ſogleich einen Boten mit der
Beſtimmung der Geburtsſtunde an ihn
abſendete. Es kamen oft 8, 10 bis 12
ſolche Geburtsſtunden auf einmal bey
ihm an, und er wurde zulezt ſo über-
häuft, daſs er ſich Gehülfen zu dieſem
Geſchäft halten muſste. Noch befinden
ſich viele Bände ſolcher Anfragen auf
der Bibliothek zu Berlin, in denen ſo-
gar Briefe von der Königin Eliſabeth er-
ſcheinen. Auſſerdem ſchrieb er noch
jährlich einen aſtrologiſchen Calender,
in welchem nicht nur die Natur des Jah-
res überhaupt, ſondern auch die Haupt-
begebenheiten und die Tage derſelben
mit kurzen Worten oder Zeichen ange-
geben waren. Ereylich lieferte er ge-
wöhnlich die Auslegung erſt das Jahr
darnach; doch findet man auch Beyſpie-
le, daſs er ſich durch Geld und gute
Worte bewegen lieſs, dieſelbe im vor-

B 2
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[19/0047] logie war ſo groſs, daſs faſt in keinem angeſehenen Hauſe in Teutſchland, Po- len, Ungarn, Dänemark, ja ſelbſt in England ein Kind gebohren wurde, wo man nicht ſogleich einen Boten mit der Beſtimmung der Geburtsſtunde an ihn abſendete. Es kamen oft 8, 10 bis 12 ſolche Geburtsſtunden auf einmal bey ihm an, und er wurde zulezt ſo über- häuft, daſs er ſich Gehülfen zu dieſem Geſchäft halten muſste. Noch befinden ſich viele Bände ſolcher Anfragen auf der Bibliothek zu Berlin, in denen ſo- gar Briefe von der Königin Eliſabeth er- ſcheinen. Auſſerdem ſchrieb er noch jährlich einen aſtrologiſchen Calender, in welchem nicht nur die Natur des Jah- res überhaupt, ſondern auch die Haupt- begebenheiten und die Tage derſelben mit kurzen Worten oder Zeichen ange- geben waren. Ereylich lieferte er ge- wöhnlich die Auslegung erſt das Jahr darnach; doch findet man auch Beyſpie- le, daſs er ſich durch Geld und gute Worte bewegen lieſs, dieſelbe im vor- B 2

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/47>, abgerufen am 26.04.2024.