"was an der Donau und dem Rheinstrom "liegt, ihr Inseln im Meer, du Italien, "du Dalmatien, du Athen, du Grieche, "du Araber, du Israelite, mir nach und "nicht ich euch; Mein ist die Monar- "chey!" Man sieht, dass er nicht Un- recht hatte, wenn er von sich sagt: "Von der Natur bin ich nicht subtil ge- "sponnen; es ist auch nicht unsre Lan- "desart, die wir unter Tannzapfen auf- "wachsen." Aber er hatte die Gabe, sei- nen Unsinn in einer so dunkeln und my- stischen Sprache vorzutragen, dass man die tiefsten Geheimnisse darinne ahnde- te, und noch hie und da darinnen sucht, und dass es wenigstens ganz unmöglich war, ihn zu widerlegen. Durch alles diess und durch die neuen und auffallen- den Wirkungen einiger chemischen Mit- tel, die er zuerst in die Medizin ver- pflanzte, machte er erstaunliche Sensa- tion, und sein Ruf wurde so verbreitet, dass aus ganz Europa Schüler und Pa- tienten zu ihm strömten, und dass selbst ein Erasmus sich entschliessen konnte,
ihn
„was an der Donau und dem Rheinſtrom „liegt, ihr Inſeln im Meer, du Italien, „du Dalmatien, du Athen, du Grieche, „du Araber, du Iſraelite, mir nach und „nicht ich euch; Mein iſt die Monar- „chey!“ Man ſieht, daſs er nicht Un- recht hatte, wenn er von ſich ſagt: „Von der Natur bin ich nicht ſubtil ge- „ſponnen; es iſt auch nicht unſre Lan- „desart, die wir unter Tannzapfen auf- „wachſen.“ Aber er hatte die Gabe, ſei- nen Unſinn in einer ſo dunkeln und my- ſtiſchen Sprache vorzutragen, daſs man die tiefſten Geheimniſſe darinne ahnde- te, und noch hie und da darinnen ſucht, und daſs es wenigſtens ganz unmöglich war, ihn zu widerlegen. Durch alles dieſs und durch die neuen und auffallen- den Wirkungen einiger chemiſchen Mit- tel, die er zuerſt in die Medizin ver- pflanzte, machte er erſtaunliche Senſa- tion, und ſein Ruf wurde ſo verbreitet, daſs aus ganz Europa Schüler und Pa- tienten zu ihm ſtrömten, und daſs ſelbſt ein Erasmus ſich entſchlieſsen konnte,
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„was an der Donau und dem Rheinſtrom
„liegt, ihr Inſeln im Meer, du Italien,
„du Dalmatien, du Athen, du Grieche,
„du Araber, du Iſraelite, mir nach und
„nicht ich euch; Mein iſt die Monar-
„chey!“ Man ſieht, daſs er nicht Un-
recht hatte, wenn er von ſich ſagt:
„Von der Natur bin ich nicht ſubtil ge-
„ſponnen; es iſt auch nicht unſre Lan-
„desart, die wir unter Tannzapfen auf-
„wachſen.“ Aber er hatte die Gabe, ſei-
nen Unſinn in einer ſo dunkeln und my-
ſtiſchen Sprache vorzutragen, daſs man
die tiefſten Geheimniſſe darinne ahnde-
te, und noch hie und da darinnen ſucht,
und daſs es wenigſtens ganz unmöglich
war, ihn zu widerlegen. Durch alles
dieſs und durch die neuen und auffallen-
den Wirkungen einiger chemiſchen Mit-
tel, die er zuerſt in die Medizin ver-
pflanzte, machte er erſtaunliche Senſa-
tion, und ſein Ruf wurde ſo verbreitet,
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/44>, abgerufen am 24.11.2024.
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