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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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Reizung erregt und die Kräfte über-
spannt, wenn man nach starken Ermü-
dungen des Körpers, oder in der Ver-
dauung diese Kraftanstrengung macht,
und um alles mit einem Worte zu um-
fassen, wenn man die physische Liebe
ausser der Ehe geniesst, denn nur durch
eheliche Verbindung (die den Reiz des
Wechsels ausschliesst und den physi-
schen Trieb höhern moralischen Zwe-
cken unterwirft) kann dieser Trieb auch
physisch geheiligt, d. h. unschädlich und
heilsam gemacht werden.

Alles oben gesagte gilt von der Ona-
nie
in einem ganz vorzüglichen Grade,
Denn hier vermehrt das Erzwungene,
das Unnatürliche des Lasters, die An-
strengung und die damit verbundene
Schwächung ganz ausserordentlich, und
es ist diess ein neuer Beleg zu dem oben
angeführten Grundsatz, dass die Natur
nichts fürchterlicher rächt, als das, wo
man sich an ihr selbst versündigt. --
Wenn es Todsünden giebt, so sind es

Reizung erregt und die Kräfte über-
ſpannt, wenn man nach ſtarken Ermü-
dungen des Körpers, oder in der Ver-
dauung dieſe Kraftanſtrengung macht,
und um alles mit einem Worte zu um-
faſſen, wenn man die phyſiſche Liebe
auſſer der Ehe genieſst, denn nur durch
eheliche Verbindung (die den Reiz des
Wechſels ausſchlieſst und den phyſi-
ſchen Trieb höhern moraliſchen Zwe-
cken unterwirft) kann dieſer Trieb auch
phyſiſch geheiligt, d. h. unſchädlich und
heilſam gemacht werden.

Alles oben geſagte gilt von der Ona-
nie
in einem ganz vorzüglichen Grade,
Denn hier vermehrt das Erzwungene,
das Unnatürliche des Laſters, die An-
ſtrengung und die damit verbundene
Schwächung ganz auſſerordentlich, und
es iſt dieſs ein neuer Beleg zu dem oben
angeführten Grundſatz, daſs die Natur
nichts fürchterlicher rächt, als das, wo
man ſich an ihr ſelbſt verſündigt. —
Wenn es Todſünden giebt, ſo ſind es

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[345/0373] Reizung erregt und die Kräfte über- ſpannt, wenn man nach ſtarken Ermü- dungen des Körpers, oder in der Ver- dauung dieſe Kraftanſtrengung macht, und um alles mit einem Worte zu um- faſſen, wenn man die phyſiſche Liebe auſſer der Ehe genieſst, denn nur durch eheliche Verbindung (die den Reiz des Wechſels ausſchlieſst und den phyſi- ſchen Trieb höhern moraliſchen Zwe- cken unterwirft) kann dieſer Trieb auch phyſiſch geheiligt, d. h. unſchädlich und heilſam gemacht werden. Alles oben geſagte gilt von der Ona- nie in einem ganz vorzüglichen Grade, Denn hier vermehrt das Erzwungene, das Unnatürliche des Laſters, die An- ſtrengung und die damit verbundene Schwächung ganz auſſerordentlich, und es iſt dieſs ein neuer Beleg zu dem oben angeführten Grundſatz, daſs die Natur nichts fürchterlicher rächt, als das, wo man ſich an ihr ſelbſt verſündigt. — Wenn es Todſünden giebt, ſo ſind es

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/373>, abgerufen am 19.05.2024.