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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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strengen, desto weniger lebt unsre Zeu-
gungskraft; je mehr wir die Zeugungs-
kräfte reizen und ihre Säfte verschwen-
den, desto mehr verliert die Seele an
Denkkraft, Energie, Scharfsinn, Ge-
dächtniss. Nichts in der Welt kann so
sehr und so unwiderbringlich die schön-
sten Geistesgaben abstümpfen, als diese
Ausschweifung.

Man kann hier vielleicht fragen:
was heisst zu viel in dem Genuss der
physischen Liebe? Ich antworte, wenn
man sie zu frühzeitig (ehe man noch
selbst völlig ausgebildet ist, beym weib-
lichen vor dem 18ten, beym männli-
chen vor dem 20sten Jahre) geniesst,
wenn man diesen Genuss zu oft und zu
stark wiederhohlet (welches man daraus
erkennen kann, wenn nachher Müdig-
keit, Verdrossenheit, schlechter Appe-
tit, erfolgt), wenn man durch öftern
Wechsel der Gegenstände, oder gar
durch künstliche Reize von Gewürzen,
hitzigen Getränken u. d. gl. immer neue

ſtrengen, deſto weniger lebt unſre Zeu-
gungskraft; je mehr wir die Zeugungs-
kräfte reizen und ihre Säfte verſchwen-
den, deſto mehr verliert die Seele an
Denkkraft, Energie, Scharfſinn, Ge-
dächtniſs. Nichts in der Welt kann ſo
ſehr und ſo unwiderbringlich die ſchön-
ſten Geiſtesgaben abſtümpfen, als dieſe
Ausſchweifung.

Man kann hier vielleicht fragen:
was heiſst zu viel in dem Genuſs der
phyſiſchen Liebe? Ich antworte, wenn
man ſie zu frühzeitig (ehe man noch
ſelbſt völlig ausgebildet iſt, beym weib-
lichen vor dem 18ten, beym männli-
chen vor dem 20ſten Jahre) genieſst,
wenn man dieſen Genuſs zu oft und zu
ſtark wiederhohlet (welches man daraus
erkennen kann, wenn nachher Müdig-
keit, Verdroſſenheit, ſchlechter Appe-
tit, erfolgt), wenn man durch öftern
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[344/0372] ſtrengen, deſto weniger lebt unſre Zeu- gungskraft; je mehr wir die Zeugungs- kräfte reizen und ihre Säfte verſchwen- den, deſto mehr verliert die Seele an Denkkraft, Energie, Scharfſinn, Ge- dächtniſs. Nichts in der Welt kann ſo ſehr und ſo unwiderbringlich die ſchön- ſten Geiſtesgaben abſtümpfen, als dieſe Ausſchweifung. Man kann hier vielleicht fragen: was heiſst zu viel in dem Genuſs der phyſiſchen Liebe? Ich antworte, wenn man ſie zu frühzeitig (ehe man noch ſelbſt völlig ausgebildet iſt, beym weib- lichen vor dem 18ten, beym männli- chen vor dem 20ſten Jahre) genieſst, wenn man dieſen Genuſs zu oft und zu ſtark wiederhohlet (welches man daraus erkennen kann, wenn nachher Müdig- keit, Verdroſſenheit, ſchlechter Appe- tit, erfolgt), wenn man durch öftern Wechſel der Gegenſtände, oder gar durch künſtliche Reize von Gewürzen, hitzigen Getränken u. d. gl. immer neue

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/372>, abgerufen am 25.11.2024.