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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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Aerzte kennen keine andern Mittel, als
Mässigkeit, Genuss der freyen und rei-
nen Luft, Bäder, und vorzüglich das
tägliche Reiben des Körpers und Lei-
besübung. Auf leztere sezten sie ihr
grösstes Vertrauen. Es wurden eigene
Methoden und Regeln bestimmt, dem
Körper mannichfaltige, starke und schwa-
che, Bewegung zu geben; es entstand
eine eigene Kunst der Leibesübung, die
Gymnastik
, daraus, und der grösste Phi-
losoph und Gelehrte vergass nie, dass
Uebung des Leibes und Uebung der
Seele immer in gleichem Verhältniss
bleiben müsste. Man brachte es wirk-
lich zu einer ausserordentlichen Voll-
kommenheit, diese für uns fast ver-
schwundne Kunst den verschiedenen Na-
turen, Situationen und Bedürfnissen der
Menschen anzupassen, und sie besonders
zu dem Mittel zu gebrauchen, die innere
Natur des Menschen immer in einer ge-
hörigen Thätigkeit zu erhalten, und da-
durch nicht nur Krankheitsursachen un-
wirksam zu machen, sondern auch selbst

Aerzte kennen keine andern Mittel, als
Mäſsigkeit, Genuſs der freyen und rei-
nen Luft, Bäder, und vorzüglich das
tägliche Reiben des Körpers und Lei-
besübung. Auf leztere ſezten ſie ihr
gröſstes Vertrauen. Es wurden eigene
Methoden und Regeln beſtimmt, dem
Körper mannichfaltige, ſtarke und ſchwa-
che, Bewegung zu geben; es entſtand
eine eigene Kunſt der Leibesübung, die
Gymnaſtik
, daraus, und der gröſste Phi-
loſoph und Gelehrte vergaſs nie, daſs
Uebung des Leibes und Uebung der
Seele immer in gleichem Verhältniſs
bleiben müſste. Man brachte es wirk-
lich zu einer auſſerordentlichen Voll-
kommenheit, dieſe für uns faſt ver-
ſchwundne Kunſt den verſchiedenen Na-
turen, Situationen und Bedürfniſſen der
Menſchen anzupaſſen, und ſie beſonders
zu dem Mittel zu gebrauchen, die innere
Natur des Menſchen immer in einer ge-
hörigen Thätigkeit zu erhalten, und da-
durch nicht nur Krankheitsurſachen un-
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[8/0036] Aerzte kennen keine andern Mittel, als Mäſsigkeit, Genuſs der freyen und rei- nen Luft, Bäder, und vorzüglich das tägliche Reiben des Körpers und Lei- besübung. Auf leztere ſezten ſie ihr gröſstes Vertrauen. Es wurden eigene Methoden und Regeln beſtimmt, dem Körper mannichfaltige, ſtarke und ſchwa- che, Bewegung zu geben; es entſtand eine eigene Kunſt der Leibesübung, die Gymnaſtik, daraus, und der gröſste Phi- loſoph und Gelehrte vergaſs nie, daſs Uebung des Leibes und Uebung der Seele immer in gleichem Verhältniſs bleiben müſste. Man brachte es wirk- lich zu einer auſſerordentlichen Voll- kommenheit, dieſe für uns faſt ver- ſchwundne Kunſt den verſchiedenen Na- turen, Situationen und Bedürfniſſen der Menſchen anzupaſſen, und ſie beſonders zu dem Mittel zu gebrauchen, die innere Natur des Menſchen immer in einer ge- hörigen Thätigkeit zu erhalten, und da- durch nicht nur Krankheitsurſachen un- wirkſam zu machen, ſondern auch ſelbſt

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/36>, abgerufen am 26.04.2024.