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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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schon ausgebrochne Krankheiten zu hei-
len. Ein gewisser Herodicus gieng so
weit, dass er sogar seine Patienten nö-
thigte spazieren zu gehen, sich reiben
zu lassen, und, jemehr die Kran[k]heit ab-
mattete, desto mehr durch Anstrengung
der Muskelkräfte diese Mattigkeit zu
überwältigen; und er hatte das Glück,
durch seine Methode so vielen schwäch-
lichen Menschen das Leben viele Jahre
zu verlängern, dass ihm sogar Plato den
Vorwurf macht, er habe sehr ungerecht
gegen diese armen Leute gehandelt,
durch seine Kunst ihr immer sterbendes
Leben bis ins Alter zu verlängern.
Die hellsten und naturgemässesten Ideen
über die Erhaltung und Verlängerung
des Lebens finden wir beym Plutarch,
der durch das glücklichste Alter die
Wahrheit seiner Vorschriften bestätigte.
Schon er schliesst seinen Unterricht mit
folgenden auch für unsere Zeiten gülti-
gen Regeln: den Ko[p]f kalt und die Füsse
warm zu halten, anstatt bey jeder Un-
pässlichkeit gleich Arzneyen zu brau-

ſchon ausgebrochne Krankheiten zu hei-
len. Ein gewiſſer Herodicus gieng ſo
weit, daſs er ſogar ſeine Patienten nö-
thigte ſpazieren zu gehen, ſich reiben
zu laſſen, und, jemehr die Kran[k]heit ab-
mattete, deſto mehr durch Anſtrengung
der Muſkelkräfte dieſe Mattigkeit zu
überwältigen; und er hatte das Glück,
durch ſeine Methode ſo vielen ſchwäch-
lichen Menſchen das Leben viele Jahre
zu verlängern, daſs ihm ſogar Plato den
Vorwurf macht, er habe ſehr ungerecht
gegen dieſe armen Leute gehandelt,
durch ſeine Kunſt ihr immer ſterbendes
Leben bis ins Alter zu verlängern.
Die hellſten und naturgemäſſeſten Ideen
über die Erhaltung und Verlängerung
des Lebens finden wir beym Plutarch,
der durch das glücklichſte Alter die
Wahrheit ſeiner Vorſchriften beſtätigte.
Schon er ſchlieſst ſeinen Unterricht mit
folgenden auch für unſere Zeiten gülti-
gen Regeln: den Ko[p]f kalt und die Füſse
warm zu halten, anſtatt bey jeder Un-
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[9/0037] ſchon ausgebrochne Krankheiten zu hei- len. Ein gewiſſer Herodicus gieng ſo weit, daſs er ſogar ſeine Patienten nö- thigte ſpazieren zu gehen, ſich reiben zu laſſen, und, jemehr die Krankheit ab- mattete, deſto mehr durch Anſtrengung der Muſkelkräfte dieſe Mattigkeit zu überwältigen; und er hatte das Glück, durch ſeine Methode ſo vielen ſchwäch- lichen Menſchen das Leben viele Jahre zu verlängern, daſs ihm ſogar Plato den Vorwurf macht, er habe ſehr ungerecht gegen dieſe armen Leute gehandelt, durch ſeine Kunſt ihr immer ſterbendes Leben bis ins Alter zu verlängern. Die hellſten und naturgemäſſeſten Ideen über die Erhaltung und Verlängerung des Lebens finden wir beym Plutarch, der durch das glücklichſte Alter die Wahrheit ſeiner Vorſchriften beſtätigte. Schon er ſchlieſst ſeinen Unterricht mit folgenden auch für unſere Zeiten gülti- gen Regeln: den Kopf kalt und die Füſse warm zu halten, anſtatt bey jeder Un- päſslichkeit gleich Arzneyen zu brau-

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/37>, abgerufen am 28.03.2024.