Jahre secirte, beweist, dass noch in die- sem Alter der Zustand aller Eingeweyde so vollkommen und fehlerfrey seyn konnte, dass er gewiss noch länger hätte leben können, wenn ihm nicht die un- gewohnte Lebensart eine tödliche Voll- blütigkeit zugezogen hätte. -- Folglich kann man mit der höchsten Wahrschein- lichkeit behaupten: Die menschliche Organisation und Lebenskraft sind im Stande eine Dauer und Wirksamkeit von 200 Jahren auszuhalten. Die Fähig- keit, so lange zu existiren, liegt in der menschlichen Natur, absolute genom- men.
Diese Behauptung bekommt nun dadurch noch ein grosses Gewicht, dass wir das Verhältniss zwischen der Zeit des Wachsthums und der Lebensdauer da- mit übereinstimmend finden. Man kann annehmen, dass ein Thier achtmal länger lebt, als es wächst. Nun braucht der Mensch im natürlichen, nicht durch
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Jahre ſecirte, beweiſt, daſs noch in die- ſem Alter der Zuſtand aller Eingeweyde ſo vollkommen und fehlerfrey ſeyn konnte, daſs er gewiſs noch länger hätte leben können, wenn ihm nicht die un- gewohnte Lebensart eine tödliche Voll- blütigkeit zugezogen hätte. — Folglich kann man mit der höchſten Wahrſchein- lichkeit behaupten: Die menſchliche Organiſation und Lebenskraft ſind im Stande eine Dauer und Wirkſamkeit von 200 Jahren auszuhalten. Die Fähig- keit, ſo lange zu exiſtiren, liegt in der menſchlichen Natur, abſolute genom- men.
Dieſe Behauptung bekommt nun dadurch noch ein groſses Gewicht, daſs wir das Verhältniſs zwiſchen der Zeit des Wachsthums und der Lebensdauer da- mit übereinſtimmend finden. Man kann annehmen, daſs ein Thier achtmal länger lebt, als es wächſt. Nun braucht der Menſch im natürlichen, nicht durch
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kann man mit der höchſten Wahrſchein-
lichkeit behaupten: Die menſchliche
Organiſation und Lebenskraft ſind im
Stande eine Dauer und Wirkſamkeit
von 200 Jahren auszuhalten. Die Fähig-
keit, ſo lange zu exiſtiren, liegt in der
menſchlichen Natur, abſolute genom-
men.
Dieſe Behauptung bekommt nun
dadurch noch ein groſses Gewicht, daſs
wir das Verhältniſs zwiſchen der Zeit des
Wachsthums und der Lebensdauer da-
mit übereinſtimmend finden. Man
kann annehmen, daſs ein Thier achtmal
länger lebt, als es wächſt. Nun braucht
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/239>, abgerufen am 23.11.2024.
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