Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Jahre secirte, beweist, dass noch in die-
sem Alter der Zustand aller Eingeweyde
so vollkommen und fehlerfrey seyn
konnte, dass er gewiss noch länger hätte
leben können, wenn ihm nicht die un-
gewohnte Lebensart eine tödliche Voll-
blütigkeit zugezogen hätte. -- Folglich
kann man mit der höchsten Wahrschein-
lichkeit behaupten: Die menschliche
Organisation und Lebenskraft sind im
Stande eine Dauer und Wirksamkeit
von 200 Jahren auszuhalten. Die Fähig-
keit, so lange zu existiren, liegt in der
menschlichen Natur, absolute genom-
men.

Diese Behauptung bekommt nun
dadurch noch ein grosses Gewicht, dass
wir das Verhältniss zwischen der Zeit des
Wachsthums und der Lebensdauer da-
mit übereinstimmend finden. Man
kann annehmen, dass ein Thier achtmal
länger lebt, als es wächst. Nun braucht
der Mensch im natürlichen, nicht durch

O 2

Jahre ſecirte, beweiſt, daſs noch in die-
ſem Alter der Zuſtand aller Eingeweyde
ſo vollkommen und fehlerfrey ſeyn
konnte, daſs er gewiſs noch länger hätte
leben können, wenn ihm nicht die un-
gewohnte Lebensart eine tödliche Voll-
blütigkeit zugezogen hätte. — Folglich
kann man mit der höchſten Wahrſchein-
lichkeit behaupten: Die menſchliche
Organiſation und Lebenskraft ſind im
Stande eine Dauer und Wirkſamkeit
von 200 Jahren auszuhalten. Die Fähig-
keit, ſo lange zu exiſtiren, liegt in der
menſchlichen Natur, abſolute genom-
men.

Dieſe Behauptung bekommt nun
dadurch noch ein groſses Gewicht, daſs
wir das Verhältniſs zwiſchen der Zeit des
Wachsthums und der Lebensdauer da-
mit übereinſtimmend finden. Man
kann annehmen, daſs ein Thier achtmal
länger lebt, als es wächſt. Nun braucht
der Menſch im natürlichen, nicht durch

O 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0239" n="211"/>
Jahre &#x017F;ecirte, bewei&#x017F;t, da&#x017F;s noch in die-<lb/>
&#x017F;em Alter der Zu&#x017F;tand aller Eingeweyde<lb/>
&#x017F;o vollkommen und fehlerfrey &#x017F;eyn<lb/>
konnte, da&#x017F;s er gewi&#x017F;s noch länger hätte<lb/>
leben können, wenn ihm nicht die un-<lb/>
gewohnte Lebensart eine tödliche Voll-<lb/>
blütigkeit zugezogen hätte. &#x2014; Folglich<lb/>
kann man mit der höch&#x017F;ten Wahr&#x017F;chein-<lb/>
lichkeit behaupten: Die men&#x017F;chliche<lb/>
Organi&#x017F;ation und Lebenskraft &#x017F;ind im<lb/>
Stande eine Dauer und Wirk&#x017F;amkeit<lb/>
von 200 <hi rendition="#i">Jahren</hi> auszuhalten. Die Fähig-<lb/>
keit, &#x017F;o lange zu exi&#x017F;tiren, liegt in der<lb/>
men&#x017F;chlichen Natur, <hi rendition="#i">ab&#x017F;olute</hi> genom-<lb/>
men.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e Behauptung bekommt nun<lb/>
dadurch noch ein gro&#x017F;ses Gewicht, da&#x017F;s<lb/>
wir das Verhältni&#x017F;s zwi&#x017F;chen der Zeit des<lb/>
Wachsthums und der Lebensdauer da-<lb/>
mit überein&#x017F;timmend finden. Man<lb/>
kann annehmen, da&#x017F;s ein Thier achtmal<lb/>
länger lebt, als es wäch&#x017F;t. Nun braucht<lb/>
der Men&#x017F;ch im natürlichen, nicht durch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 2</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[211/0239] Jahre ſecirte, beweiſt, daſs noch in die- ſem Alter der Zuſtand aller Eingeweyde ſo vollkommen und fehlerfrey ſeyn konnte, daſs er gewiſs noch länger hätte leben können, wenn ihm nicht die un- gewohnte Lebensart eine tödliche Voll- blütigkeit zugezogen hätte. — Folglich kann man mit der höchſten Wahrſchein- lichkeit behaupten: Die menſchliche Organiſation und Lebenskraft ſind im Stande eine Dauer und Wirkſamkeit von 200 Jahren auszuhalten. Die Fähig- keit, ſo lange zu exiſtiren, liegt in der menſchlichen Natur, abſolute genom- men. Dieſe Behauptung bekommt nun dadurch noch ein groſses Gewicht, daſs wir das Verhältniſs zwiſchen der Zeit des Wachsthums und der Lebensdauer da- mit übereinſtimmend finden. Man kann annehmen, daſs ein Thier achtmal länger lebt, als es wächſt. Nun braucht der Menſch im natürlichen, nicht durch O 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/239
Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/239>, abgerufen am 08.05.2024.