Den auffallendsten Beweis hiervon geben uns die Inseln. Wir finden, dass von jeher und noch jezt die Inseln und Halbinseln die Wiegen des Alters waren. Immer werden die Menschen auf den Inseln älter als auf dem dabey unter glei- cher Breite liegenden festen Lande. -- So leben die Menschen auf den Inseln des Archipelagus länger, als in dem gleich dabey liegenden Asien; auf der Insel Cypern länger, als in Syrien, auf Formosa und Japan länger, als in China, in Eng- land und Dänemark länger, als in Teutsch- land.
Doch hat Seewasser diese Wirkung weit mehr, als süsses Wasser; daher auch Seeleute so alt werden können. Stillste- hende süsse Wasser hingegen schaden wieder durch ihre mephitische Ausdün- stungen.
VIII. Sehr viel scheint auch auf den Boden, selbst auf die Erdart, genug auf den ganzen Genius loci anzukommen, und hier scheint ein kalchichter Boden
Den auffallendſten Beweis hiervon geben uns die Inſeln. Wir finden, daſs von jeher und noch jezt die Inſeln und Halbinſeln die Wiegen des Alters waren. Immer werden die Menſchen auf den Inſeln älter als auf dem dabey unter glei- cher Breite liegenden feſten Lande. — So leben die Menſchen auf den Inſeln des Archipelagus länger, als in dem gleich dabey liegenden Aſien; auf der Inſel Cypern länger, als in Syrien, auf Formoſa und Japan länger, als in China, in Eng- land und Dänemark länger, als in Teutſch- land.
Doch hat Seewaſſer dieſe Wirkung weit mehr, als ſüſses Waſſer; daher auch Seeleute ſo alt werden können. Stillſte- hende ſüſse Waſſer hingegen ſchaden wieder durch ihre mephitiſche Ausdün- ſtungen.
VIII. Sehr viel ſcheint auch auf den Boden, ſelbſt auf die Erdart, genug auf den ganzen Genius loci anzukommen, und hier ſcheint ein kalchichter Boden
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0224"n="196"/><p>Den auffallendſten Beweis hiervon<lb/>
geben uns die Inſeln. Wir finden, daſs<lb/>
von jeher und noch jezt die Inſeln und<lb/>
Halbinſeln die Wiegen des Alters waren.<lb/>
Immer werden die Menſchen auf den<lb/>
Inſeln älter als auf dem dabey unter glei-<lb/>
cher Breite liegenden feſten Lande. —<lb/>
So leben die Menſchen auf den Inſeln<lb/>
des <hirendition="#i">Archipelagus</hi> länger, als in dem gleich<lb/>
dabey liegenden Aſien; auf der Inſel<lb/><hirendition="#i">Cypern</hi> länger, als in <hirendition="#i">Syrien</hi>, auf <hirendition="#i">Formoſa</hi><lb/>
und <hirendition="#i">Japan</hi> länger, als in <hirendition="#i">China</hi>, in <hirendition="#i">Eng-<lb/>
land</hi> und <hirendition="#i">Dänemark</hi> länger, als in <hirendition="#i">Teutſch-<lb/>
land</hi>.</p><lb/><p>Doch hat Seewaſſer dieſe Wirkung<lb/>
weit mehr, als ſüſses Waſſer; daher auch<lb/>
Seeleute ſo alt werden können. Stillſte-<lb/>
hende ſüſse Waſſer hingegen ſchaden<lb/>
wieder durch ihre mephitiſche Ausdün-<lb/>ſtungen.</p><lb/><p>VIII. Sehr viel ſcheint auch auf<lb/>
den Boden, ſelbſt auf die Erdart, genug<lb/>
auf den ganzen <hirendition="#i">Genius loci</hi> anzukommen,<lb/>
und hier ſcheint ein kalchichter Boden<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[196/0224]
Den auffallendſten Beweis hiervon
geben uns die Inſeln. Wir finden, daſs
von jeher und noch jezt die Inſeln und
Halbinſeln die Wiegen des Alters waren.
Immer werden die Menſchen auf den
Inſeln älter als auf dem dabey unter glei-
cher Breite liegenden feſten Lande. —
So leben die Menſchen auf den Inſeln
des Archipelagus länger, als in dem gleich
dabey liegenden Aſien; auf der Inſel
Cypern länger, als in Syrien, auf Formoſa
und Japan länger, als in China, in Eng-
land und Dänemark länger, als in Teutſch-
land.
Doch hat Seewaſſer dieſe Wirkung
weit mehr, als ſüſses Waſſer; daher auch
Seeleute ſo alt werden können. Stillſte-
hende ſüſse Waſſer hingegen ſchaden
wieder durch ihre mephitiſche Ausdün-
ſtungen.
VIII. Sehr viel ſcheint auch auf
den Boden, ſelbſt auf die Erdart, genug
auf den ganzen Genius loci anzukommen,
und hier ſcheint ein kalchichter Boden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/224>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.