nen grossen Reichthum von Lebenskraft besizt, wird, wenn sein Leben sehr in- tensiv wirksam ist, von kürzerer Dauer seyn, als eins, das an sich viel ärmer an Lebenskraft ist, aber von Natur ein we- niger intensives Leben hat. So ists z. B. gewiss, dass die höhern Classen der Thiere ungleich mehr Reichthum und Vollkommenheit der Lebenskraft be- sitzen, als die Pflanzen, und dennoch lebt ein Baum wohl hundertmal länger, als das Lebensvolle Pferd, weil das Le- ben des Baums intensiv schwächer ist. -- Auf diese Weise können so gar schwä- chende Umstände, wenn sie nur die in- tensive Wirksamkeit des Lebens min- dern, Mittel zur Verlängerung desselben werden, hingegen Lebensstärkende und erweckende Einflüsse, wenn sie die in- nere Regsamkeit zu sehr vermehren, der Dauer desselben schaden, und man sieht schon hieraus, wie eine sehr starke Ge- sundheit ein Hinderungsmittel der Dau- er, und eine gewisse Art von Schwäch- lichkeit das beste Beförderungsmittel des
nen groſsen Reichthum von Lebenskraft beſizt, wird, wenn ſein Leben ſehr in- tenſiv wirkſam iſt, von kürzerer Dauer ſeyn, als eins, das an ſich viel ärmer an Lebenskraft iſt, aber von Natur ein we- niger intenſives Leben hat. So iſts z. B. gewiſs, daſs die höhern Claſſen der Thiere ungleich mehr Reichthum und Vollkommenheit der Lebenskraft be- ſitzen, als die Pflanzen, und dennoch lebt ein Baum wohl hundertmal länger, als das Lebensvolle Pferd, weil das Le- ben des Baums intenſiv ſchwächer iſt. — Auf dieſe Weiſe können ſo gar ſchwä- chende Umſtände, wenn ſie nur die in- tenſive Wirkſamkeit des Lebens min- dern, Mittel zur Verlängerung deſſelben werden, hingegen Lebensſtärkende und erweckende Einflüſſe, wenn ſie die in- nere Regſamkeit zu ſehr vermehren, der Dauer deſſelben ſchaden, und man ſieht ſchon hieraus, wie eine ſehr ſtarke Ge- ſundheit ein Hinderungsmittel der Dau- er, und eine gewiſſe Art von Schwäch- lichkeit das beſte Beförderungsmittel des
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nen groſsen Reichthum von Lebenskraft
beſizt, wird, wenn ſein Leben ſehr in-
tenſiv wirkſam iſt, von kürzerer Dauer
ſeyn, als eins, das an ſich viel ärmer an
Lebenskraft iſt, aber von Natur ein we-
niger intenſives Leben hat. So iſts z. B.
gewiſs, daſs die höhern Claſſen der
Thiere ungleich mehr Reichthum und
Vollkommenheit der Lebenskraft be-
ſitzen, als die Pflanzen, und dennoch
lebt ein Baum wohl hundertmal länger,
als das Lebensvolle Pferd, weil das Le-
ben des Baums intenſiv ſchwächer iſt. —
Auf dieſe Weiſe können ſo gar ſchwä-
chende Umſtände, wenn ſie nur die in-
tenſive Wirkſamkeit des Lebens min-
dern, Mittel zur Verlängerung deſſelben
werden, hingegen Lebensſtärkende und
erweckende Einflüſſe, wenn ſie die in-
nere Regſamkeit zu ſehr vermehren, der
Dauer deſſelben ſchaden, und man ſieht
ſchon hieraus, wie eine ſehr ſtarke Ge-
ſundheit ein Hinderungsmittel der Dau-
er, und eine gewiſſe Art von Schwäch-
lichkeit das beſte Beförderungsmittel des
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/110>, abgerufen am 22.11.2024.
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