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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

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ken: bedenkt man all das, so wird man keine übertrie-
benen Anforderungen mehr an die Dimensionen der Viae
militares des Imperiums erheben, und die Gleichstellung der
Viae militares -- und des Cursus publicus -- des römischen
Imperium mit den modernen Heerstrassen -- und Posten --
wenigstens nicht mehr -- statthaft finden.

Nun ist unter dem römischen Kaiserreich, trotz des
allmählichen Rückgangs des öffentlichen und geistigen Le-
bens, das Strassenwesen doch rüstig weitergeführt worden,
in einer Weise, dass schliesslich das Netz (allein nach der
Peutinger'schen Tafel etwa 120 000 km, im ganzen also)
140 000 km 1), oder zehnmal so viel als zu Augustus Zeiten
umfasste.

Diese Thatsache halte man mit der Erfahrung zusam-
men, dass jede Verkehrs-Organisation bei einer so bedeu-
tenden räumlichen Ausdehnung sich verfeinert, dann wird
man eine Erklärung für die auffallende Erscheinung finden,
dass die römischen Quellen der ersten drei Jahrhunderte nach
Christus so kurz über den Cursus publicus hinweggehen,
während von der Folgezeit eine Masse Verordnungen auf
uns überkommen ist; die Erklärung liegt -- neben den
allmählichen freiheitlichen Regungen der Provinzialen --
hauptsächlich in der zunehmenden Zentralisation des Reiches
und der dadurch bedingten räumlichen und intensiven Aus-
dehnung des "Cursus publicus" 2).

1) Vergl. die Schätzungen Bergiers und Millers ("die Weltkarte
des Castorius" 1887, S. 82).
2) Was den römischen Frachtverkehr anbelangt, so wurde der-
selbe von einer Art Ochsenwagen (cursus clabularis) und von leichteren Karren-
wägen vermittelt; erstere bedurften des Vorspanns von 4--8 Stieren und
sollten mit nicht mehr als fünf Doppel-Zentnern belastet werden. Das Fahr-
zeug, infolge des durchschnittlichen Zustandes der Strassen, war so unge-
fügig und massig, dass schon die Bewältigung dieses toten Gewichts eine
aussergewöhnliche Anwendung von Zugkraft erheischte, und zur Bewegung
verhältnismässig geringer Lasten bedeutend viel menschliche und tierische
Kraft verbraucht wurde. Der Transport grösserer Massen war unmöglich.

ken: bedenkt man all das, so wird man keine übertrie-
benen Anforderungen mehr an die Dimensionen der Viae
militares des Imperiums erheben, und die Gleichstellung der
Viae militares — und des Cursus publicus — des römischen
Imperium mit den modernen Heerstrassen — und Posten —
wenigstens nicht mehr — statthaft finden.

Nun ist unter dem römischen Kaiserreich, trotz des
allmählichen Rückgangs des öffentlichen und geistigen Le-
bens, das Strassenwesen doch rüstig weitergeführt worden,
in einer Weise, dass schliesslich das Netz (allein nach der
Peutinger’schen Tafel etwa 120 000 km, im ganzen also)
140 000 km 1), oder zehnmal so viel als zu Augustus Zeiten
umfasste.

Diese Thatsache halte man mit der Erfahrung zusam-
men, dass jede Verkehrs-Organisation bei einer so bedeu-
tenden räumlichen Ausdehnung sich verfeinert, dann wird
man eine Erklärung für die auffallende Erscheinung finden,
dass die römischen Quellen der ersten drei Jahrhunderte nach
Christus so kurz über den Cursus publicus hinweggehen,
während von der Folgezeit eine Masse Verordnungen auf
uns überkommen ist; die Erklärung liegt — neben den
allmählichen freiheitlichen Regungen der Provinzialen —
hauptsächlich in der zunehmenden Zentralisation des Reiches
und der dadurch bedingten räumlichen und intensiven Aus-
dehnung des »Cursus publicus« 2).

1) Vergl. die Schätzungen Bergiers und Millers (»die Weltkarte
des Castorius« 1887, S. 82).
2) Was den römischen Frachtverkehr anbelangt, so wurde der-
selbe von einer Art Ochsenwagen (cursus clabularis) und von leichteren Karren-
wägen vermittelt; erstere bedurften des Vorspanns von 4—8 Stieren und
sollten mit nicht mehr als fünf Doppel-Zentnern belastet werden. Das Fahr-
zeug, infolge des durchschnittlichen Zustandes der Strassen, war so unge-
fügig und massig, dass schon die Bewältigung dieses toten Gewichts eine
aussergewöhnliche Anwendung von Zugkraft erheischte, und zur Bewegung
verhältnismässig geringer Lasten bedeutend viel menschliche und tierische
Kraft verbraucht wurde. Der Transport grösserer Massen war unmöglich.
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[36/0052] ken: bedenkt man all das, so wird man keine übertrie- benen Anforderungen mehr an die Dimensionen der Viae militares des Imperiums erheben, und die Gleichstellung der Viae militares — und des Cursus publicus — des römischen Imperium mit den modernen Heerstrassen — und Posten — wenigstens nicht mehr — statthaft finden. Nun ist unter dem römischen Kaiserreich, trotz des allmählichen Rückgangs des öffentlichen und geistigen Le- bens, das Strassenwesen doch rüstig weitergeführt worden, in einer Weise, dass schliesslich das Netz (allein nach der Peutinger’schen Tafel etwa 120 000 km, im ganzen also) 140 000 km 1), oder zehnmal so viel als zu Augustus Zeiten umfasste. Diese Thatsache halte man mit der Erfahrung zusam- men, dass jede Verkehrs-Organisation bei einer so bedeu- tenden räumlichen Ausdehnung sich verfeinert, dann wird man eine Erklärung für die auffallende Erscheinung finden, dass die römischen Quellen der ersten drei Jahrhunderte nach Christus so kurz über den Cursus publicus hinweggehen, während von der Folgezeit eine Masse Verordnungen auf uns überkommen ist; die Erklärung liegt — neben den allmählichen freiheitlichen Regungen der Provinzialen — hauptsächlich in der zunehmenden Zentralisation des Reiches und der dadurch bedingten räumlichen und intensiven Aus- dehnung des »Cursus publicus« 2). 1) Vergl. die Schätzungen Bergiers und Millers (»die Weltkarte des Castorius« 1887, S. 82). 2) Was den römischen Frachtverkehr anbelangt, so wurde der- selbe von einer Art Ochsenwagen (cursus clabularis) und von leichteren Karren- wägen vermittelt; erstere bedurften des Vorspanns von 4—8 Stieren und sollten mit nicht mehr als fünf Doppel-Zentnern belastet werden. Das Fahr- zeug, infolge des durchschnittlichen Zustandes der Strassen, war so unge- fügig und massig, dass schon die Bewältigung dieses toten Gewichts eine aussergewöhnliche Anwendung von Zugkraft erheischte, und zur Bewegung verhältnismässig geringer Lasten bedeutend viel menschliche und tierische Kraft verbraucht wurde. Der Transport grösserer Massen war unmöglich.

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Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/52>, abgerufen am 24.11.2024.