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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

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das Projekt fallen, die Kaufleute in Augsburg dagegen gaben
noch weniger auf das angebliche Privilegium, und planten
für die gleiche mitteleuropäische Weltstrasse eine direkt gegen
die Taxis'sche Post gerichtete Konkurrenz-Anstalt. Schon länger
hatten dieselben ja ihren eigenen Botenkurs nach Venedig; um
das Jahr 1576 "verliessen sie die ordentliche Post" -- scil. für
die Strecke Augsburg-Köln -- "und errichteten für sich selbsten
ein besonderes neues Botenwerk" (s. Schreiben des Kaisers
Rudolf dd. 1. Febr. 1579, abgedruckt bei Faulhaber, Geschichte
der Post in Frankfurt 1883, S. 246) 1). Dieses Botenwerk unter-
hielten sie nicht nur einige Jahrzehnte lang, sondern suchten
es (1583) auch noch auf die Strecke Köln-Antwerpen auszu-
dehnen, (worauf allerdings die Kölner Stadtboten nicht einzu-
gehen wagten) 2). Damit wäre der Grund zu einer kaufmännischen,
internationalen, trefflich organisierten, der kaiserlichen
Post vollständig ebenbürtigen Konkurrenzanstalt gelegt gewesen.

Interessant ist, wie nun die Taxis'sche Verwaltung gegen
diese Konkurrenz vorgieng; denn das gibt einen wichtigen An-
haltspunkt für die damalige Auslegung des Sinnes der Bestalluns-
dekrete. Es findet sich darüber auf der K. öffentlichen Biblio-
thek in Stuttgart in einem Handschriftenband eine eingehende
Korrespondenz Kaiser Rudolfs mit Seraphim v. Taxis und Hans

1) Das obenbenannte Schreiben ist zugleich ein Zeugnis für den da-
maligen Zustand des Taxis'schen Postwesens. Der Kaiser beklagt darin,
"wie unrichtig und langsam es mit dem ordentlichen Postwesen im Reich,
vornehmlich aber gegen den Niederlanden eine Zeitlang hero zugegangen,
und noch immer je mehr und mehr unrichtiger wird
". Eine Broschüre von
Birghden's (Ahasv. Fritschius "De regali viarum publicarum jure") erzählt:
"Zu diesem löblichen Postwesen bin ich im Jahre 1598, als es damahls sehr
geschwächt gewesen, nacher Rinhausen gekommen, habe demselben Amt bis im
Jahr 1610 dermassen vorstehen, und unterbauen helffen, dass die eingerissene
Zerrüttungen, Irrung und Hinderungen aus dem Wege geräumt und die
Posten wieder in ziemlichen guten Lauff gerichtet" scil. wurden.
2) Eine weitere internationale Konkurrenz-Anstalt wurde von dem
Grossen Kurfürsten für die Strecke Königsberg-Klave eingerichtet; sie hatte
schon vermöge ihrer Ausdehnung von der Memel bis zur Maas, aber auch
durch ihre "eisenbahnähnliche Geschwindigkeit" für den Verkehr Nord-
deutschlands, wie für den von ganz Mitteleuropa eine hervorragende Be-
deutung.

das Projekt fallen, die Kaufleute in Augsburg dagegen gaben
noch weniger auf das angebliche Privilegium, und planten
für die gleiche mitteleuropäische Weltstrasse eine direkt gegen
die Taxis’sche Post gerichtete Konkurrenz-Anstalt. Schon länger
hatten dieselben ja ihren eigenen Botenkurs nach Venedig; um
das Jahr 1576 »verliessen sie die ordentliche Post« — scil. für
die Strecke Augsburg-Köln — »und errichteten für sich selbsten
ein besonderes neues Botenwerk« (s. Schreiben des Kaisers
Rudolf dd. 1. Febr. 1579, abgedruckt bei Faulhaber, Geschichte
der Post in Frankfurt 1883, S. 246) 1). Dieses Botenwerk unter-
hielten sie nicht nur einige Jahrzehnte lang, sondern suchten
es (1583) auch noch auf die Strecke Köln-Antwerpen auszu-
dehnen, (worauf allerdings die Kölner Stadtboten nicht einzu-
gehen wagten) 2). Damit wäre der Grund zu einer kaufmännischen,
internationalen, trefflich organisierten, der kaiserlichen
Post vollständig ebenbürtigen Konkurrenzanstalt gelegt gewesen.

Interessant ist, wie nun die Taxis’sche Verwaltung gegen
diese Konkurrenz vorgieng; denn das gibt einen wichtigen An-
haltspunkt für die damalige Auslegung des Sinnes der Bestalluns-
dekrete. Es findet sich darüber auf der K. öffentlichen Biblio-
thek in Stuttgart in einem Handschriftenband eine eingehende
Korrespondenz Kaiser Rudolfs mit Seraphim v. Taxis und Hans

1) Das obenbenannte Schreiben ist zugleich ein Zeugnis für den da-
maligen Zustand des Taxis’schen Postwesens. Der Kaiser beklagt darin,
»wie unrichtig und langsam es mit dem ordentlichen Postwesen im Reich,
vornehmlich aber gegen den Niederlanden eine Zeitlang hero zugegangen,
und noch immer je mehr und mehr unrichtiger wird
«. Eine Broschüre von
Birghden’s (Ahasv. Fritschius »De regali viarum publicarum jure«) erzählt:
»Zu diesem löblichen Postwesen bin ich im Jahre 1598, als es damahls sehr
geschwächt gewesen, nacher Rinhausen gekommen, habe demselben Amt bis im
Jahr 1610 dermassen vorstehen, und unterbauen helffen, dass die eingerissene
Zerrüttungen, Irrung und Hinderungen aus dem Wege geräumt und die
Posten wieder in ziemlichen guten Lauff gerichtet« scil. wurden.
2) Eine weitere internationale Konkurrenz-Anstalt wurde von dem
Grossen Kurfürsten für die Strecke Königsberg-Klave eingerichtet; sie hatte
schon vermöge ihrer Ausdehnung von der Memel bis zur Maas, aber auch
durch ihre »eisenbahnähnliche Geschwindigkeit« für den Verkehr Nord-
deutschlands, wie für den von ganz Mitteleuropa eine hervorragende Be-
deutung.
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[207/0223] das Projekt fallen, die Kaufleute in Augsburg dagegen gaben noch weniger auf das angebliche Privilegium, und planten für die gleiche mitteleuropäische Weltstrasse eine direkt gegen die Taxis’sche Post gerichtete Konkurrenz-Anstalt. Schon länger hatten dieselben ja ihren eigenen Botenkurs nach Venedig; um das Jahr 1576 »verliessen sie die ordentliche Post« — scil. für die Strecke Augsburg-Köln — »und errichteten für sich selbsten ein besonderes neues Botenwerk« (s. Schreiben des Kaisers Rudolf dd. 1. Febr. 1579, abgedruckt bei Faulhaber, Geschichte der Post in Frankfurt 1883, S. 246) 1). Dieses Botenwerk unter- hielten sie nicht nur einige Jahrzehnte lang, sondern suchten es (1583) auch noch auf die Strecke Köln-Antwerpen auszu- dehnen, (worauf allerdings die Kölner Stadtboten nicht einzu- gehen wagten) 2). Damit wäre der Grund zu einer kaufmännischen, internationalen, trefflich organisierten, der kaiserlichen Post vollständig ebenbürtigen Konkurrenzanstalt gelegt gewesen. Interessant ist, wie nun die Taxis’sche Verwaltung gegen diese Konkurrenz vorgieng; denn das gibt einen wichtigen An- haltspunkt für die damalige Auslegung des Sinnes der Bestalluns- dekrete. Es findet sich darüber auf der K. öffentlichen Biblio- thek in Stuttgart in einem Handschriftenband eine eingehende Korrespondenz Kaiser Rudolfs mit Seraphim v. Taxis und Hans 1) Das obenbenannte Schreiben ist zugleich ein Zeugnis für den da- maligen Zustand des Taxis’schen Postwesens. Der Kaiser beklagt darin, »wie unrichtig und langsam es mit dem ordentlichen Postwesen im Reich, vornehmlich aber gegen den Niederlanden eine Zeitlang hero zugegangen, und noch immer je mehr und mehr unrichtiger wird«. Eine Broschüre von Birghden’s (Ahasv. Fritschius »De regali viarum publicarum jure«) erzählt: »Zu diesem löblichen Postwesen bin ich im Jahre 1598, als es damahls sehr geschwächt gewesen, nacher Rinhausen gekommen, habe demselben Amt bis im Jahr 1610 dermassen vorstehen, und unterbauen helffen, dass die eingerissene Zerrüttungen, Irrung und Hinderungen aus dem Wege geräumt und die Posten wieder in ziemlichen guten Lauff gerichtet« scil. wurden. 2) Eine weitere internationale Konkurrenz-Anstalt wurde von dem Grossen Kurfürsten für die Strecke Königsberg-Klave eingerichtet; sie hatte schon vermöge ihrer Ausdehnung von der Memel bis zur Maas, aber auch durch ihre »eisenbahnähnliche Geschwindigkeit« für den Verkehr Nord- deutschlands, wie für den von ganz Mitteleuropa eine hervorragende Be- deutung.

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Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/223>, abgerufen am 22.11.2024.