Speier, Hausen (nicht Cannstatt und Eberbach), Plochingen, Giengen, Söflingen, Pless (nicht Augsburg), Lermoos, Innsbruck. Der Stundenzettel enthält einige amtliche Vermerke über die Mitnahme von Privat-Packeten: "Peckle zu Hausen für Anton Welser in Augsburg bis Soflingen angenommen"; in Söflingen heisst es: "Ist ein Peckle in dissem Sack, gehört gegen Aukspurk A. Velser in seyn handt und du findst ein briefle dabei und 12 pla- part darin, damit wollest ein potten gain Aukspurk schicken. Wolff pott zu Haussen".
Einer der ältesten Belege für die Einrichtung und Einhal- tung eines festen Kurses findet sich in der Augsburger Boten- ordnung von 1552/55; sie schreibt vor: alle Samstag Abends soll ein Bot der Augsburger Zunft zu Augsburg wie zu Venedig die Briefe einsammeln, und am andern Samstag an seinem wechselseitigen Bestimmungsort abliefern, und zwar längstens im Sommer um 8, im Winter um 10 Uhr. Auf die Pünktlich- keit des Dienstes verliess sich die Kaufmannschaft und der Münchner Hof. Eine Anordnung des baierischen Herzogs Al- brecht z. B. dd. 1569 bestimmt, dass allwöchentlich am Sonntag aus Augsburg die welche Post abgeholt werde. Unter dem 31. Mai 1555 erstatten die "Cotimieri" der deutschen Kaufleute im Fondaco dei Tedeschi zu Venedig an den Rat in Augsburg die Anzeige: der Briefbote Hans Schwartzenburg habe "die in der ordenlichen post-tagszeit zu Augsburg angenommen prief" am Samstag durch einen andern Boten überantwortet, selbst aber erst drei Tage darauf in Venedig sich gezeigt; Grund seiner Verspätung sei gewesen, weil er zu Capo di Ponte und Coneg- liano zu viel Ladung angenommen habe. Wegen dieser Ueber- tretung der Botenordnung sei beschlossen worden, dem lässigen Boten "das trünkgelt von briefen herein nit zu geben" ... sollen die potten in sumerlangen tagen so vil stundt ubertreten, was wurde der winter fur nachlessigkeit der potten vernemen lassen". (H. Si- monsfeld, der Fondaco dei Tedeschi, 1887, S. 409).
Für die Route Basel-Strassburg, d. h. für eine der damals belebtesten Verkehrsstrecken ist das Bestehen einer wöchent- lichen Briefpost durch Urkunden vom Jahr 1569, belegt. Ein gleicher Botenkurs existierte schon Mitte des 16. Jhh. auf der
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Speier, Hausen (nicht Cannstatt und Eberbach), Plochingen, Giengen, Söflingen, Pless (nicht Augsburg), Lermoos, Innsbruck. Der Stundenzettel enthält einige amtliche Vermerke über die Mitnahme von Privat-Packeten: »Peckle zu Hausen für Anton Welser in Augsburg bis Soflingen angenommen«; in Söflingen heisst es: »Ist ein Peckle in dissem Sack, gehört gegen Aukspurk A. Velser in seyn handt und du findst ein briefle dabei und 12 pla- part darin, damit wollest ein potten gain Aukspurk schicken. Wolff pott zu Haussen«.
Einer der ältesten Belege für die Einrichtung und Einhal- tung eines festen Kurses findet sich in der Augsburger Boten- ordnung von 1552/55; sie schreibt vor: alle Samstag Abends soll ein Bot der Augsburger Zunft zu Augsburg wie zu Venedig die Briefe einsammeln, und am andern Samstag an seinem wechselseitigen Bestimmungsort abliefern, und zwar längstens im Sommer um 8, im Winter um 10 Uhr. Auf die Pünktlich- keit des Dienstes verliess sich die Kaufmannschaft und der Münchner Hof. Eine Anordnung des baierischen Herzogs Al- brecht z. B. dd. 1569 bestimmt, dass allwöchentlich am Sonntag aus Augsburg die welche Post abgeholt werde. Unter dem 31. Mai 1555 erstatten die »Cotimieri« der deutschen Kaufleute im Fondaco dei Tedeschi zu Venedig an den Rat in Augsburg die Anzeige: der Briefbote Hans Schwartzenburg habe »die in der ordenlichen post-tagszeit zu Augsburg angenommen prief« am Samstag durch einen andern Boten überantwortet, selbst aber erst drei Tage darauf in Venedig sich gezeigt; Grund seiner Verspätung sei gewesen, weil er zu Capo di Ponte und Coneg- liano zu viel Ladung angenommen habe. Wegen dieser Ueber- tretung der Botenordnung sei beschlossen worden, dem lässigen Boten »das trünkgelt von briefen herein nit zu geben« … sollen die potten in sumerlangen tagen so vil stundt ubertreten, was wurde der winter fur nachlessigkeit der potten vernemen lassen«. (H. Si- monsfeld, der Fondaco dei Tedeschi, 1887, S. 409).
Für die Route Basel-Strassburg, d. h. für eine der damals belebtesten Verkehrsstrecken ist das Bestehen einer wöchent- lichen Briefpost durch Urkunden vom Jahr 1569, belegt. Ein gleicher Botenkurs existierte schon Mitte des 16. Jhh. auf der
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Speier, Hausen (nicht Cannstatt und Eberbach), Plochingen,
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Der Stundenzettel enthält einige amtliche Vermerke über die
Mitnahme von Privat-Packeten: »Peckle zu Hausen für Anton
Welser in Augsburg bis Soflingen angenommen«; in Söflingen
heisst es: »Ist ein Peckle in dissem Sack, gehört gegen Aukspurk
A. Velser in seyn handt und du findst ein briefle dabei und 12 pla-
part darin, damit wollest ein potten gain Aukspurk schicken. Wolff
pott zu Haussen«.
Einer der ältesten Belege für die Einrichtung und Einhal-
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ordnung von 1552/55; sie schreibt vor: alle Samstag Abends
soll ein Bot der Augsburger Zunft zu Augsburg wie zu Venedig
die Briefe einsammeln, und am andern Samstag an seinem
wechselseitigen Bestimmungsort abliefern, und zwar längstens
im Sommer um 8, im Winter um 10 Uhr. Auf die Pünktlich-
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Münchner Hof. Eine Anordnung des baierischen Herzogs Al-
brecht z. B. dd. 1569 bestimmt, dass allwöchentlich am Sonntag
aus Augsburg die welche Post abgeholt werde. Unter dem
31. Mai 1555 erstatten die »Cotimieri« der deutschen Kaufleute
im Fondaco dei Tedeschi zu Venedig an den Rat in Augsburg
die Anzeige: der Briefbote Hans Schwartzenburg habe »die in
der ordenlichen post-tagszeit zu Augsburg angenommen prief« am
Samstag durch einen andern Boten überantwortet, selbst aber
erst drei Tage darauf in Venedig sich gezeigt; Grund seiner
Verspätung sei gewesen, weil er zu Capo di Ponte und Coneg-
liano zu viel Ladung angenommen habe. Wegen dieser Ueber-
tretung der Botenordnung sei beschlossen worden, dem lässigen
Boten »das trünkgelt von briefen herein nit zu geben« … sollen
die potten in sumerlangen tagen so vil stundt ubertreten, was wurde
der winter fur nachlessigkeit der potten vernemen lassen«. (H. Si-
monsfeld, der Fondaco dei Tedeschi, 1887, S. 409).
Für die Route Basel-Strassburg, d. h. für eine der damals
belebtesten Verkehrsstrecken ist das Bestehen einer wöchent-
lichen Briefpost durch Urkunden vom Jahr 1569, belegt. Ein
gleicher Botenkurs existierte schon Mitte des 16. Jhh. auf der
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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/179>, abgerufen am 07.07.2024.
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