von Konsumenten zu verteilen und zu dem Zweck diesen Kreis zu erweitern.
Der Grossbetrieb hat demgemäss -- gleichgültig ob er in einer Druckerei oder bei der Eisenbahn Anwendung findet -- wesentlich eine kaufmännische Seite, die spekulative Erspähung des Bedarfs breiter Schichten, weil nur die Menge und der Massenumsatz die Kontinuität und aus- giebige Ausnützung und damit die Rentabilität des Gross- betriebs ermöglicht und sichert. Daher muss sich die Eisen- bahn, und nach ihrem Beispiel auch die Post an die Masse wenden, sogen. "latenten" Verkehr aufsuchen, d. h. immer neuen Bedarf wecken. Die Post allerdings brauchte damals dem Konsum nicht nachzugehen, er wuchs von selbst, namentlich unter dem Einflusse der zwei neuen Verkehrs- mächte, der Presse und der Börse, dann aber auch des gesteigerten Familienluxus, der sich u. a. auch in der fre- quenten Korrespondenz ausdrückt, in das vergrösserte An- gebot hinein. Nun aber wurde auch für die Post, wie bei der Grossindustrie, das Verhältnis von Angebot und Nach- frage umgekehrt; nicht mehr der Konsument war der ab- hängige und "fragende", sondern der (kapitalbesitzende) Produzent musste dem Konsum nachspüren. Aber dieses Aufspüren fiel leichter, als man gefürchtet hatte: es be- stand in nichts anderem, als in fortschreitender Erhöhung der Leistung, die nicht nur in der Richtung auf Billigkeit, sondern auch in der auf Abkürzung der Transportdauer, Sicherheit, Bequemlichkeit sich bewegen kann.
Mit der wesentlichen Eigenschaft des Grossbetriebs trifft eine andere zusammen, welche jedes der sogen. "Zir- kulation" gewidmetes Institut, sei es nun ein Hotel oder ein Theater oder wie hier die Eisenbahnverwaltung zeigt. Für derartige Institute nämlich wird durch die Mehrausnützung, durch die dem rascheren Umtrieb des Kapitals dienende Erhöhung der Leistung (in Bezug auf die transportierte
von Konsumenten zu verteilen und zu dem Zweck diesen Kreis zu erweitern.
Der Grossbetrieb hat demgemäss — gleichgültig ob er in einer Druckerei oder bei der Eisenbahn Anwendung findet — wesentlich eine kaufmännische Seite, die spekulative Erspähung des Bedarfs breiter Schichten, weil nur die Menge und der Massenumsatz die Kontinuität und aus- giebige Ausnützung und damit die Rentabilität des Gross- betriebs ermöglicht und sichert. Daher muss sich die Eisen- bahn, und nach ihrem Beispiel auch die Post an die Masse wenden, sogen. »latenten« Verkehr aufsuchen, d. h. immer neuen Bedarf wecken. Die Post allerdings brauchte damals dem Konsum nicht nachzugehen, er wuchs von selbst, namentlich unter dem Einflusse der zwei neuen Verkehrs- mächte, der Presse und der Börse, dann aber auch des gesteigerten Familienluxus, der sich u. a. auch in der fre- quenten Korrespondenz ausdrückt, in das vergrösserte An- gebot hinein. Nun aber wurde auch für die Post, wie bei der Grossindustrie, das Verhältnis von Angebot und Nach- frage umgekehrt; nicht mehr der Konsument war der ab- hängige und »fragende«, sondern der (kapitalbesitzende) Produzent musste dem Konsum nachspüren. Aber dieses Aufspüren fiel leichter, als man gefürchtet hatte: es be- stand in nichts anderem, als in fortschreitender Erhöhung der Leistung, die nicht nur in der Richtung auf Billigkeit, sondern auch in der auf Abkürzung der Transportdauer, Sicherheit, Bequemlichkeit sich bewegen kann.
Mit der wesentlichen Eigenschaft des Grossbetriebs trifft eine andere zusammen, welche jedes der sogen. »Zir- kulation« gewidmetes Institut, sei es nun ein Hotel oder ein Theater oder wie hier die Eisenbahnverwaltung zeigt. Für derartige Institute nämlich wird durch die Mehrausnützung, durch die dem rascheren Umtrieb des Kapitals dienende Erhöhung der Leistung (in Bezug auf die transportierte
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von Konsumenten zu verteilen und zu dem Zweck diesen Kreis
zu erweitern.
Der Grossbetrieb hat demgemäss — gleichgültig ob er
in einer Druckerei oder bei der Eisenbahn Anwendung findet
— wesentlich eine kaufmännische Seite, die spekulative
Erspähung des Bedarfs breiter Schichten, weil nur die
Menge und der Massenumsatz die Kontinuität und aus-
giebige Ausnützung und damit die Rentabilität des Gross-
betriebs ermöglicht und sichert. Daher muss sich die Eisen-
bahn, und nach ihrem Beispiel auch die Post an die Masse
wenden, sogen. »latenten« Verkehr aufsuchen, d. h. immer
neuen Bedarf wecken. Die Post allerdings brauchte damals
dem Konsum nicht nachzugehen, er wuchs von selbst,
namentlich unter dem Einflusse der zwei neuen Verkehrs-
mächte, der Presse und der Börse, dann aber auch des
gesteigerten Familienluxus, der sich u. a. auch in der fre-
quenten Korrespondenz ausdrückt, in das vergrösserte An-
gebot hinein. Nun aber wurde auch für die Post, wie bei
der Grossindustrie, das Verhältnis von Angebot und Nach-
frage umgekehrt; nicht mehr der Konsument war der ab-
hängige und »fragende«, sondern der (kapitalbesitzende)
Produzent musste dem Konsum nachspüren. Aber dieses
Aufspüren fiel leichter, als man gefürchtet hatte: es be-
stand in nichts anderem, als in fortschreitender Erhöhung
der Leistung, die nicht nur in der Richtung auf Billigkeit,
sondern auch in der auf Abkürzung der Transportdauer,
Sicherheit, Bequemlichkeit sich bewegen kann.
Mit der wesentlichen Eigenschaft des Grossbetriebs
trifft eine andere zusammen, welche jedes der sogen. »Zir-
kulation« gewidmetes Institut, sei es nun ein Hotel oder
ein Theater oder wie hier die Eisenbahnverwaltung zeigt.
Für derartige Institute nämlich wird durch die Mehrausnützung,
durch die dem rascheren Umtrieb des Kapitals dienende
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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/144>, abgerufen am 07.07.2024.
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