Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

Bild:
<< vorherige Seite

derum eingerichtet werde ..., was massen wir uns mit dem
Könige in Hispanien (dessen Liebden allgewöhnlichen Her-
kommen nach als Hertzog zu Burgund, das General-
Postmeisteramt zu verleihen, und meisten Theils den Verlag
dazu gegeben hat) dahin vergliechen
."

Demnach war es -- neben der Geldmacht der Taxis
-- das wachsende Bedürfnis des Gross- und Transitver-
kehrs, der steigende Handel, als der geborne Feind eines
jeden partikularistischen Provinzialismus, welcher dem auf-
fallenden Vorgehen des Kaisers den nötigen Rückhalt ver-
schaffte.

Ein hübsches Beispiel für die Herausentwickelung der
beiderseitigen Konkurrenz zwischen der fürstlichen und der
Korporationspost aus dem Fern- bezw. Transitverkehr
bildet die englische Auslandpost, welche von
der Gilde der flämischen Kaufleute zwischen London und
dem Kontinent bis 1558 unterhalten (und als Muster für
die allmähliche netzartige Ausdehnung der Inlandpost auf-
gestellt und benützt) wurde, oder die Reorganisation des
Reitpostdienstes zwischen Hamburg und
Amsterdam
durch eine Postbotenordnung, welche die
Handelskammer in Hamburg fast im gleichen Jahr 1516,
in welchem Taxis die Post nach Brüssel einrichtete, für
den schon früher, aber nur unregelmässig bestandenen Boten-
kurs nach Amsterdam mit der dortigen Kaufmannschaft
fest und bleibend einführte.

Der kaufmännisch wohlberechnete Finanzplan He-
nots reussierte, weil der Ausgangspunkt der Taxis'schen
Post, der Transit- und Fernverkehr und die mit der habs-
burgischen Dynastie gegebene Universalität ein Zusammen-
treffen mit dem Anwachsen des kaufmännischen Verkehrs
und ein Entgegenkommen gegen die Bedürfnisse des Welt-
marktes naturgemäss bedingte. Da die hohe Politik durch
den internationalen Zug des Handels unterstützt wurde, so

derum eingerichtet werde …, was massen wir uns mit dem
Könige in Hispanien (dessen Liebden allgewöhnlichen Her-
kommen nach als Hertzog zu Burgund, das General-
Postmeisteramt zu verleihen, und meisten Theils den Verlag
dazu gegeben hat) dahin vergliechen

Demnach war es — neben der Geldmacht der Taxis
— das wachsende Bedürfnis des Gross- und Transitver-
kehrs, der steigende Handel, als der geborne Feind eines
jeden partikularistischen Provinzialismus, welcher dem auf-
fallenden Vorgehen des Kaisers den nötigen Rückhalt ver-
schaffte.

Ein hübsches Beispiel für die Herausentwickelung der
beiderseitigen Konkurrenz zwischen der fürstlichen und der
Korporationspost aus dem Fern- bezw. Transitverkehr
bildet die englische Auslandpost, welche von
der Gilde der flämischen Kaufleute zwischen London und
dem Kontinent bis 1558 unterhalten (und als Muster für
die allmähliche netzartige Ausdehnung der Inlandpost auf-
gestellt und benützt) wurde, oder die Reorganisation des
Reitpostdienstes zwischen Hamburg und
Amsterdam
durch eine Postbotenordnung, welche die
Handelskammer in Hamburg fast im gleichen Jahr 1516,
in welchem Taxis die Post nach Brüssel einrichtete, für
den schon früher, aber nur unregelmässig bestandenen Boten-
kurs nach Amsterdam mit der dortigen Kaufmannschaft
fest und bleibend einführte.

Der kaufmännisch wohlberechnete Finanzplan He-
nots reussierte, weil der Ausgangspunkt der Taxis’schen
Post, der Transit- und Fernverkehr und die mit der habs-
burgischen Dynastie gegebene Universalität ein Zusammen-
treffen mit dem Anwachsen des kaufmännischen Verkehrs
und ein Entgegenkommen gegen die Bedürfnisse des Welt-
marktes naturgemäss bedingte. Da die hohe Politik durch
den internationalen Zug des Handels unterstützt wurde, so

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><hi rendition="#i"><pb facs="#f0110" n="94"/>
derum eingerichtet werde &#x2026;, was massen wir uns mit dem<lb/>
Könige in Hispanien (dessen Liebden allgewöhnlichen Her-<lb/>
kommen nach als <hi rendition="#g">Hertzog zu Burgund</hi>, das General-<lb/>
Postmeisteramt zu verleihen, und meisten Theils den Verlag<lb/>
dazu gegeben hat) dahin vergliechen</hi></p><lb/>
          <p>Demnach war es &#x2014; neben der Geldmacht der Taxis<lb/>
&#x2014; das wachsende Bedürfnis des Gross- und Transitver-<lb/>
kehrs, der steigende Handel, als der geborne Feind eines<lb/>
jeden partikularistischen Provinzialismus, welcher dem auf-<lb/>
fallenden Vorgehen des Kaisers den nötigen Rückhalt ver-<lb/>
schaffte.</p><lb/>
          <p>Ein hübsches Beispiel für die Herausentwickelung der<lb/>
beiderseitigen Konkurrenz zwischen der fürstlichen und der<lb/>
Korporationspost aus dem Fern- bezw. Transitverkehr<lb/>
bildet die <hi rendition="#g">englische Auslandpost</hi>, welche von<lb/>
der Gilde der flämischen Kaufleute zwischen London und<lb/>
dem Kontinent bis 1558 unterhalten (und als Muster für<lb/>
die allmähliche netzartige Ausdehnung der Inlandpost auf-<lb/>
gestellt und benützt) wurde, oder die Reorganisation des<lb/><hi rendition="#g">Reitpostdienstes zwischen Hamburg und<lb/>
Amsterdam</hi> durch eine Postbotenordnung, welche die<lb/>
Handelskammer in Hamburg fast im gleichen Jahr 1516,<lb/>
in welchem Taxis die Post nach Brüssel einrichtete, für<lb/>
den schon früher, aber nur unregelmässig bestandenen Boten-<lb/>
kurs nach Amsterdam mit der dortigen Kaufmannschaft<lb/>
fest und bleibend einführte.</p><lb/>
          <p>Der kaufmännisch wohlberechnete Finanzplan He-<lb/>
nots reussierte, weil der Ausgangspunkt der Taxis&#x2019;schen<lb/>
Post, der Transit- und Fernverkehr und die mit der habs-<lb/>
burgischen Dynastie gegebene Universalität ein Zusammen-<lb/>
treffen mit dem Anwachsen des kaufmännischen Verkehrs<lb/>
und ein Entgegenkommen gegen die Bedürfnisse des Welt-<lb/>
marktes naturgemäss bedingte. Da die hohe Politik durch<lb/>
den internationalen Zug des Handels unterstützt wurde, so<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0110] derum eingerichtet werde …, was massen wir uns mit dem Könige in Hispanien (dessen Liebden allgewöhnlichen Her- kommen nach als Hertzog zu Burgund, das General- Postmeisteramt zu verleihen, und meisten Theils den Verlag dazu gegeben hat) dahin vergliechen.« Demnach war es — neben der Geldmacht der Taxis — das wachsende Bedürfnis des Gross- und Transitver- kehrs, der steigende Handel, als der geborne Feind eines jeden partikularistischen Provinzialismus, welcher dem auf- fallenden Vorgehen des Kaisers den nötigen Rückhalt ver- schaffte. Ein hübsches Beispiel für die Herausentwickelung der beiderseitigen Konkurrenz zwischen der fürstlichen und der Korporationspost aus dem Fern- bezw. Transitverkehr bildet die englische Auslandpost, welche von der Gilde der flämischen Kaufleute zwischen London und dem Kontinent bis 1558 unterhalten (und als Muster für die allmähliche netzartige Ausdehnung der Inlandpost auf- gestellt und benützt) wurde, oder die Reorganisation des Reitpostdienstes zwischen Hamburg und Amsterdam durch eine Postbotenordnung, welche die Handelskammer in Hamburg fast im gleichen Jahr 1516, in welchem Taxis die Post nach Brüssel einrichtete, für den schon früher, aber nur unregelmässig bestandenen Boten- kurs nach Amsterdam mit der dortigen Kaufmannschaft fest und bleibend einführte. Der kaufmännisch wohlberechnete Finanzplan He- nots reussierte, weil der Ausgangspunkt der Taxis’schen Post, der Transit- und Fernverkehr und die mit der habs- burgischen Dynastie gegebene Universalität ein Zusammen- treffen mit dem Anwachsen des kaufmännischen Verkehrs und ein Entgegenkommen gegen die Bedürfnisse des Welt- marktes naturgemäss bedingte. Da die hohe Politik durch den internationalen Zug des Handels unterstützt wurde, so

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/110
Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/110>, abgerufen am 23.11.2024.