mussten die konkurrierenden partikularistischen Einrichtun- gen bald, wenigstens in Süddeutschland, den Wettbewerb gegen die universellere Reichspost aufgeben. --
Zum Schlusse erübrigt noch eine Frage: welches In- teresse hatte denn überhaupt Rudolf II. daran, der Taxis- schen Familie ein Monopol in den Schoss zu werfen? Es lagen hiezu gewichtige politische und finanzielle Gründe vor. Die Krone Spanien hatte früher den Taxis jährlich einen Ge- halt von 400,000 Mk. (nach heutigem Geld) zugesichert und ausbezahlt; in den letzten beiden Jahrzehnten versieg- ten infolge des niederländischen Krieges die Mittel mehr und mehr, die Taxis hatten verschiedene Millionen zu for- dern, konnten deshalb und wollten auch nicht ihre Ver- pflichtungen gegen die untergebenen Posthaltereien erfüllen; infolge dessen war das "ordentlich postwesen in Teutsch und welschen Landen in genzlichen zerfall" geraten. Und doch bedurfte die kaiserliche Hofkanzlei, noch mehr aber die spanische für ihre verschiedenen Besitzungen dringend der postalischen Verbindung. Im Jahre 1593 sicherte daher König Philipp II. von Spanien dem Leonard v. Taxis ein Jahreseinkommen von 14,000 Livres (= 250,000--300,000 Mk. heutigen Geldeswerts) zu, und gab Kaiser Rudolf II. zur Tilgung der früher angewachsenen Verbindlichkeiten und Wiederanknüpfung der zerrissenen Verbindungen ein Dar- lehen von 4500 Goldgulden, (welches 1597 nachgelassen wurde, vrgl. Rübsam 1892, S. 30--51).
Nun hatte sich Henot bezw. Leonard v. Taxis erboten, die kaiserlichen Schreiben und Sendungen unentgeltlich wöchentlich zweimal gegen Augsburg und von dort aus je einmal nach Italien, Frankreich, den Niederlanden und Spanien, sowie auch gegen jährlich 4--500 Gulden von Kreuznach nach Köln und den Nachbarlanden zu befördern, auch an dem spanischen Gehalt 4000 Livre nachzulassen, unter der Bedingung, dass ihm das Postregal -- nicht in
mussten die konkurrierenden partikularistischen Einrichtun- gen bald, wenigstens in Süddeutschland, den Wettbewerb gegen die universellere Reichspost aufgeben. —
Zum Schlusse erübrigt noch eine Frage: welches In- teresse hatte denn überhaupt Rudolf II. daran, der Taxis- schen Familie ein Monopol in den Schoss zu werfen? Es lagen hiezu gewichtige politische und finanzielle Gründe vor. Die Krone Spanien hatte früher den Taxis jährlich einen Ge- halt von 400,000 Mk. (nach heutigem Geld) zugesichert und ausbezahlt; in den letzten beiden Jahrzehnten versieg- ten infolge des niederländischen Krieges die Mittel mehr und mehr, die Taxis hatten verschiedene Millionen zu for- dern, konnten deshalb und wollten auch nicht ihre Ver- pflichtungen gegen die untergebenen Posthaltereien erfüllen; infolge dessen war das »ordentlich postwesen in Teutsch und welschen Landen in genzlichen zerfall« geraten. Und doch bedurfte die kaiserliche Hofkanzlei, noch mehr aber die spanische für ihre verschiedenen Besitzungen dringend der postalischen Verbindung. Im Jahre 1593 sicherte daher König Philipp II. von Spanien dem Leonard v. Taxis ein Jahreseinkommen von 14,000 Livres (= 250,000—300,000 Mk. heutigen Geldeswerts) zu, und gab Kaiser Rudolf II. zur Tilgung der früher angewachsenen Verbindlichkeiten und Wiederanknüpfung der zerrissenen Verbindungen ein Dar- lehen von 4500 Goldgulden, (welches 1597 nachgelassen wurde, vrgl. Rübsam 1892, S. 30—51).
Nun hatte sich Henot bezw. Leonard v. Taxis erboten, die kaiserlichen Schreiben und Sendungen unentgeltlich wöchentlich zweimal gegen Augsburg und von dort aus je einmal nach Italien, Frankreich, den Niederlanden und Spanien, sowie auch gegen jährlich 4—500 Gulden von Kreuznach nach Köln und den Nachbarlanden zu befördern, auch an dem spanischen Gehalt 4000 Livre nachzulassen, unter der Bedingung, dass ihm das Postregal — nicht in
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mussten die konkurrierenden partikularistischen Einrichtun-
gen bald, wenigstens in Süddeutschland, den Wettbewerb
gegen die universellere Reichspost aufgeben. —
Zum Schlusse erübrigt noch eine Frage: welches In-
teresse hatte denn überhaupt Rudolf II. daran, der Taxis-
schen Familie ein Monopol in den Schoss zu werfen? Es
lagen hiezu gewichtige politische und finanzielle Gründe vor.
Die Krone Spanien hatte früher den Taxis jährlich einen Ge-
halt von 400,000 Mk. (nach heutigem Geld) zugesichert
und ausbezahlt; in den letzten beiden Jahrzehnten versieg-
ten infolge des niederländischen Krieges die Mittel mehr
und mehr, die Taxis hatten verschiedene Millionen zu for-
dern, konnten deshalb und wollten auch nicht ihre Ver-
pflichtungen gegen die untergebenen Posthaltereien erfüllen;
infolge dessen war das »ordentlich postwesen in Teutsch und
welschen Landen in genzlichen zerfall« geraten. Und doch
bedurfte die kaiserliche Hofkanzlei, noch mehr aber die
spanische für ihre verschiedenen Besitzungen dringend der
postalischen Verbindung. Im Jahre 1593 sicherte daher
König Philipp II. von Spanien dem Leonard v. Taxis ein
Jahreseinkommen von 14,000 Livres (= 250,000—300,000
Mk. heutigen Geldeswerts) zu, und gab Kaiser Rudolf II. zur
Tilgung der früher angewachsenen Verbindlichkeiten und
Wiederanknüpfung der zerrissenen Verbindungen ein Dar-
lehen von 4500 Goldgulden, (welches 1597 nachgelassen
wurde, vrgl. Rübsam 1892, S. 30—51).
Nun hatte sich Henot bezw. Leonard v. Taxis erboten,
die kaiserlichen Schreiben und Sendungen unentgeltlich
wöchentlich zweimal gegen Augsburg und von dort aus
je einmal nach Italien, Frankreich, den Niederlanden und
Spanien, sowie auch gegen jährlich 4—500 Gulden von
Kreuznach nach Köln und den Nachbarlanden zu befördern,
auch an dem spanischen Gehalt 4000 Livre nachzulassen,
unter der Bedingung, dass ihm das Postregal — nicht in
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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/111>, abgerufen am 07.07.2024.
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