Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

Bild:
<< vorherige Seite

züge in die Hand zu nehmen. In der Folge übernahm
der Magistrat zuerst in Hamburg und Danzig, Mitte des
15. Jahrhunderts in Wien, 1570 in Nürnberg u. s. w. das
Botenwesen auf städtische Rechnung, monopolisierte es,
wie z. B. auch das ebenso einträgliche Münz- und Prägewesen.

In analoger Weise ging nun der Staat d. i. das Reich
zuerst gegen die Privatboten, in der Folge aber auch gegen
die Korporationsboten vor.

Damit war auch auf diesem Gebiete der Zusammen-
stoss der mittelalterlichen Korporation mit dem neueren
Territorial- und Souveränitätsbegriff, zugleich aber auch
die Zentralisierung und Monopolisierung der Vermittelung
für die Handels- und Familiennachrichten und dadurch die
Grundlage des neuzeitlichen Postwesens gegeben.

Das Schicksal der Korporation war hier wie auf dem
gewerblichen Gebiete zum voraus besiegelt, weil das Verkehrs-
bedürfnis, über die Kreise der Korporation hinaus, allge-
meiner und national, bezw. universal geworden war. Das Re-
gal wurde erst durch die Macht der Universalität dieser
ersten Transversal-Route, gegen welche die zersplit-
terten
Posten einzelner Korporationen nicht auf-
kommen konnten, nicht etwa durch die kaiserliche Macht-
fülle, die mehr und mehr verblasste, und zwar allmählich
begründet. Mit dem weiten Betriebsrayon gewann die
Reichspost einen grossen Zug; die mit dem Fern- und Transit-
verkehr notwendig gewordene Behandlungsweise wirkte auf
den binnenländischen Betrieb zurück. Gerade auf den letz-
teren Grossverkehr wirkte aber auch die Konkurrenz der
schon vorhandenen Postboten der Handels-Emporien anspor-
nend ein. Das scheint auch der kaiserliche Hof gefühlt und
vorausgeahnt zu haben.

"Es sei," heisst es u. a. in dem Patent von 1596 "dem
Kaiserl. Regiment und nicht weniger denen gemeinen Com-
merciis
daran gelegen, dass ehe berührtes Postwesen wie-

züge in die Hand zu nehmen. In der Folge übernahm
der Magistrat zuerst in Hamburg und Danzig, Mitte des
15. Jahrhunderts in Wien, 1570 in Nürnberg u. s. w. das
Botenwesen auf städtische Rechnung, monopolisierte es,
wie z. B. auch das ebenso einträgliche Münz- und Prägewesen.

In analoger Weise ging nun der Staat d. i. das Reich
zuerst gegen die Privatboten, in der Folge aber auch gegen
die Korporationsboten vor.

Damit war auch auf diesem Gebiete der Zusammen-
stoss der mittelalterlichen Korporation mit dem neueren
Territorial- und Souveränitätsbegriff, zugleich aber auch
die Zentralisierung und Monopolisierung der Vermittelung
für die Handels- und Familiennachrichten und dadurch die
Grundlage des neuzeitlichen Postwesens gegeben.

Das Schicksal der Korporation war hier wie auf dem
gewerblichen Gebiete zum voraus besiegelt, weil das Verkehrs-
bedürfnis, über die Kreise der Korporation hinaus, allge-
meiner und national, bezw. universal geworden war. Das Re-
gal wurde erst durch die Macht der Universalität dieser
ersten Transversal-Route, gegen welche die zersplit-
terten
Posten einzelner Korporationen nicht auf-
kommen konnten, nicht etwa durch die kaiserliche Macht-
fülle, die mehr und mehr verblasste, und zwar allmählich
begründet. Mit dem weiten Betriebsrayon gewann die
Reichspost einen grossen Zug; die mit dem Fern- und Transit-
verkehr notwendig gewordene Behandlungsweise wirkte auf
den binnenländischen Betrieb zurück. Gerade auf den letz-
teren Grossverkehr wirkte aber auch die Konkurrenz der
schon vorhandenen Postboten der Handels-Emporien anspor-
nend ein. Das scheint auch der kaiserliche Hof gefühlt und
vorausgeahnt zu haben.

»Es sei,« heisst es u. a. in dem Patent von 1596 »dem
Kaiserl. Regiment und nicht weniger denen gemeinen Com-
merciis
daran gelegen, dass ehe berührtes Postwesen wie-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0109" n="93"/>
züge in die Hand zu nehmen. In der Folge übernahm<lb/>
der Magistrat zuerst in Hamburg und Danzig, Mitte des<lb/>
15. Jahrhunderts in Wien, 1570 in Nürnberg u. s. w. das<lb/>
Botenwesen auf städtische Rechnung, monopolisierte es,<lb/>
wie z. B. auch das ebenso einträgliche Münz- und Prägewesen.</p><lb/>
          <p>In analoger Weise ging nun der Staat d. i. das Reich<lb/>
zuerst gegen die Privatboten, in der Folge aber auch gegen<lb/>
die Korporationsboten vor.</p><lb/>
          <p>Damit war auch auf diesem Gebiete der Zusammen-<lb/>
stoss der mittelalterlichen Korporation mit dem neueren<lb/>
Territorial- und Souveränitätsbegriff, zugleich aber auch<lb/>
die Zentralisierung und Monopolisierung der Vermittelung<lb/>
für die Handels- und Familiennachrichten und dadurch die<lb/>
Grundlage des neuzeitlichen Postwesens gegeben.</p><lb/>
          <p>Das Schicksal der Korporation war hier wie auf dem<lb/>
gewerblichen Gebiete zum voraus besiegelt, weil das Verkehrs-<lb/>
bedürfnis, über die Kreise der Korporation hinaus, allge-<lb/>
meiner und national, bezw. universal geworden war. Das Re-<lb/>
gal wurde erst durch die <hi rendition="#g">Macht</hi> der <hi rendition="#g">Universalität</hi> dieser<lb/>
ersten <hi rendition="#g">Transversal-Route</hi>, gegen welche die <hi rendition="#g">zersplit-<lb/>
terten</hi> Posten einzelner <hi rendition="#g">Korporationen</hi> nicht auf-<lb/>
kommen konnten, nicht etwa durch die kaiserliche Macht-<lb/>
fülle, die mehr und mehr verblasste, und zwar allmählich<lb/>
begründet. Mit dem weiten Betriebsrayon gewann die<lb/>
Reichspost einen grossen Zug; die mit dem Fern- und Transit-<lb/>
verkehr notwendig gewordene Behandlungsweise wirkte auf<lb/>
den binnenländischen Betrieb zurück. Gerade auf den letz-<lb/>
teren Grossverkehr wirkte aber auch die Konkurrenz der<lb/>
schon vorhandenen Postboten der Handels-Emporien anspor-<lb/>
nend ein. Das scheint auch der kaiserliche Hof gefühlt und<lb/>
vorausgeahnt zu haben.</p><lb/>
          <p>»<hi rendition="#i">Es sei</hi>,« heisst es u. a. in dem Patent von 1596 »<hi rendition="#i">dem<lb/>
Kaiserl. Regiment und nicht weniger denen gemeinen <hi rendition="#g">Com-<lb/>
merciis</hi> daran gelegen, dass ehe berührtes Postwesen wie-<lb/></hi></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0109] züge in die Hand zu nehmen. In der Folge übernahm der Magistrat zuerst in Hamburg und Danzig, Mitte des 15. Jahrhunderts in Wien, 1570 in Nürnberg u. s. w. das Botenwesen auf städtische Rechnung, monopolisierte es, wie z. B. auch das ebenso einträgliche Münz- und Prägewesen. In analoger Weise ging nun der Staat d. i. das Reich zuerst gegen die Privatboten, in der Folge aber auch gegen die Korporationsboten vor. Damit war auch auf diesem Gebiete der Zusammen- stoss der mittelalterlichen Korporation mit dem neueren Territorial- und Souveränitätsbegriff, zugleich aber auch die Zentralisierung und Monopolisierung der Vermittelung für die Handels- und Familiennachrichten und dadurch die Grundlage des neuzeitlichen Postwesens gegeben. Das Schicksal der Korporation war hier wie auf dem gewerblichen Gebiete zum voraus besiegelt, weil das Verkehrs- bedürfnis, über die Kreise der Korporation hinaus, allge- meiner und national, bezw. universal geworden war. Das Re- gal wurde erst durch die Macht der Universalität dieser ersten Transversal-Route, gegen welche die zersplit- terten Posten einzelner Korporationen nicht auf- kommen konnten, nicht etwa durch die kaiserliche Macht- fülle, die mehr und mehr verblasste, und zwar allmählich begründet. Mit dem weiten Betriebsrayon gewann die Reichspost einen grossen Zug; die mit dem Fern- und Transit- verkehr notwendig gewordene Behandlungsweise wirkte auf den binnenländischen Betrieb zurück. Gerade auf den letz- teren Grossverkehr wirkte aber auch die Konkurrenz der schon vorhandenen Postboten der Handels-Emporien anspor- nend ein. Das scheint auch der kaiserliche Hof gefühlt und vorausgeahnt zu haben. »Es sei,« heisst es u. a. in dem Patent von 1596 »dem Kaiserl. Regiment und nicht weniger denen gemeinen Com- merciis daran gelegen, dass ehe berührtes Postwesen wie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/109
Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/109>, abgerufen am 23.11.2024.