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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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in die Rolle einer Kammerfrau zurück, in welcher
meine Art von Höflichkeit sie bei einem längern
Beisammenseyn belehrte, daß nur der Zufall uns
zusammen führe. Dieser sonderbare Akt in dem
gemeinen Menschen jedes Standes sich an ihren
Platz zu stellen, sobald man selbst an dem seinen
steht, ist sehr sonderbar. Er kann sich nur in der
conventionellen Welt bilden, und beruhet doch al-
lein auf einer nicht zu übertäubenden Stimme in
ihrer innern Natur.

Sturm und Wellen nahmen von Minute zu
Minute an Heftigkeit zu; der Regen schlug an
das Schiff, der Wind riß das Seegel mehrere
Mal in das Wasser; die Schiffer schrieen und
und schienen mir sehr ungeschickt, denn ehe sie die
Seegel auf- und niederließen, bedurfte es ei-
ner so geraumen Zeit, daß ein Schiff auf dem
Ocean bei gleichem Zeitmaaß übel berathen wär.
Wir lavirten sehr nachtheilig, und jedes Mal das
wir bei dieser Bewegung an das rechte Ufer ka-
men, drehte sich das Fahrzeug ein paar Mal im
Kreise herum, bis es der Wind im Rücken gefaßt
hatte, worauf er es gewaltsam Strom auf an das
rechte Ufer zurück jagte; dort angelangt, suchten
die Schiffer den Wind ganz schräg mit den See-

in die Rolle einer Kammerfrau zuruͤck, in welcher
meine Art von Hoͤflichkeit ſie bei einem laͤngern
Beiſammenſeyn belehrte, daß nur der Zufall uns
zuſammen fuͤhre. Dieſer ſonderbare Akt in dem
gemeinen Menſchen jedes Standes ſich an ihren
Platz zu ſtellen, ſobald man ſelbſt an dem ſeinen
ſteht, iſt ſehr ſonderbar. Er kann ſich nur in der
conventionellen Welt bilden, und beruhet doch al-
lein auf einer nicht zu uͤbertaͤubenden Stimme in
ihrer innern Natur.

Sturm und Wellen nahmen von Minute zu
Minute an Heftigkeit zu; der Regen ſchlug an
das Schiff, der Wind riß das Seegel mehrere
Mal in das Waſſer; die Schiffer ſchrieen und
und ſchienen mir ſehr ungeſchickt, denn ehe ſie die
Seegel auf- und niederließen, bedurfte es ei-
ner ſo geraumen Zeit, daß ein Schiff auf dem
Ocean bei gleichem Zeitmaaß uͤbel berathen waͤr.
Wir lavirten ſehr nachtheilig, und jedes Mal das
wir bei dieſer Bewegung an das rechte Ufer ka-
men, drehte ſich das Fahrzeug ein paar Mal im
Kreiſe herum, bis es der Wind im Ruͤcken gefaßt
hatte, worauf er es gewaltſam Strom auf an das
rechte Ufer zuruͤck jagte; dort angelangt, ſuchten
die Schiffer den Wind ganz ſchraͤg mit den See-

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[60/0074] in die Rolle einer Kammerfrau zuruͤck, in welcher meine Art von Hoͤflichkeit ſie bei einem laͤngern Beiſammenſeyn belehrte, daß nur der Zufall uns zuſammen fuͤhre. Dieſer ſonderbare Akt in dem gemeinen Menſchen jedes Standes ſich an ihren Platz zu ſtellen, ſobald man ſelbſt an dem ſeinen ſteht, iſt ſehr ſonderbar. Er kann ſich nur in der conventionellen Welt bilden, und beruhet doch al- lein auf einer nicht zu uͤbertaͤubenden Stimme in ihrer innern Natur. Sturm und Wellen nahmen von Minute zu Minute an Heftigkeit zu; der Regen ſchlug an das Schiff, der Wind riß das Seegel mehrere Mal in das Waſſer; die Schiffer ſchrieen und und ſchienen mir ſehr ungeſchickt, denn ehe ſie die Seegel auf- und niederließen, bedurfte es ei- ner ſo geraumen Zeit, daß ein Schiff auf dem Ocean bei gleichem Zeitmaaß uͤbel berathen waͤr. Wir lavirten ſehr nachtheilig, und jedes Mal das wir bei dieſer Bewegung an das rechte Ufer ka- men, drehte ſich das Fahrzeug ein paar Mal im Kreiſe herum, bis es der Wind im Ruͤcken gefaßt hatte, worauf er es gewaltſam Strom auf an das rechte Ufer zuruͤck jagte; dort angelangt, ſuchten die Schiffer den Wind ganz ſchraͤg mit den See-

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/74>, abgerufen am 24.11.2024.