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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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spatzierengehen zu dürfen, forderte er, um einer
Ursache willen heraus, die keine Widerrede gestat-
tete; kaum hatte er aber den Fuß auf den Boden
gesetzt, so war ihm der Zweck aus den Augen, und
er spielte, sprang und lief durch die Wiese. Auf
die Erinnerung seiner ehrenfesten Hofmeisterin er-
wiederte er sehr unbefangen: "O, ich bedurfte gar
nichts -- ich hatte nur Langeweile." Sieh, mein
gutes Mütterchen, welche Königsnatur sich in dei-
nem Knaben regt! denn wär nicht Walo fähig
eben so geistreich zu handeln? Freilich, seinen Va-
ter zwingen aus dem Staatsrath zu laufen, wie
der kleine Prinz that, das könnte er nicht, aus der
einfachen Ursache, weil sein Vater nicht in den Staats-
rath hinein geht. Mein königlicher Bambino kam
einmal darauf, seine Gesellen, die Pagen, vor der
Thür des Staatsraths zu versammeln, wo sie nach
allen Kräften mit Peitschen knallen mußten, bis
der gute König selbst herauskam, und dem Unwe-
sen steuerte. Daß so ein Pürschchen einer könig-
lichen Gouvernante angst und bange machen kann,
begreift man wohl. Auch beklagte sie sich eines
Tages, wie sie ihn zum Nachtisch brachte, bitter-
lich über ihn, und sagte zum H. v. **: "Es gibt
einen jungen Menschen, mit dem man nicht mehr

ſpatzierengehen zu duͤrfen, forderte er, um einer
Urſache willen heraus, die keine Widerrede geſtat-
tete; kaum hatte er aber den Fuß auf den Boden
geſetzt, ſo war ihm der Zweck aus den Augen, und
er ſpielte, ſprang und lief durch die Wieſe. Auf
die Erinnerung ſeiner ehrenfeſten Hofmeiſterin er-
wiederte er ſehr unbefangen: „O, ich bedurfte gar
nichts — ich hatte nur Langeweile.“ Sieh, mein
gutes Muͤtterchen, welche Koͤnigsnatur ſich in dei-
nem Knaben regt! denn waͤr nicht Walo faͤhig
eben ſo geiſtreich zu handeln? Freilich, ſeinen Va-
ter zwingen aus dem Staatsrath zu laufen, wie
der kleine Prinz that, das koͤnnte er nicht, aus der
einfachen Urſache, weil ſein Vater nicht in den Staats-
rath hinein geht. Mein koͤniglicher Bambino kam
einmal darauf, ſeine Geſellen, die Pagen, vor der
Thuͤr des Staatsraths zu verſammeln, wo ſie nach
allen Kraͤften mit Peitſchen knallen mußten, bis
der gute Koͤnig ſelbſt herauskam, und dem Unwe-
ſen ſteuerte. Daß ſo ein Puͤrſchchen einer koͤnig-
lichen Gouvernante angſt und bange machen kann,
begreift man wohl. Auch beklagte ſie ſich eines
Tages, wie ſie ihn zum Nachtiſch brachte, bitter-
lich uͤber ihn, und ſagte zum H. v. **: „Es gibt
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[334/0348] ſpatzierengehen zu duͤrfen, forderte er, um einer Urſache willen heraus, die keine Widerrede geſtat- tete; kaum hatte er aber den Fuß auf den Boden geſetzt, ſo war ihm der Zweck aus den Augen, und er ſpielte, ſprang und lief durch die Wieſe. Auf die Erinnerung ſeiner ehrenfeſten Hofmeiſterin er- wiederte er ſehr unbefangen: „O, ich bedurfte gar nichts — ich hatte nur Langeweile.“ Sieh, mein gutes Muͤtterchen, welche Koͤnigsnatur ſich in dei- nem Knaben regt! denn waͤr nicht Walo faͤhig eben ſo geiſtreich zu handeln? Freilich, ſeinen Va- ter zwingen aus dem Staatsrath zu laufen, wie der kleine Prinz that, das koͤnnte er nicht, aus der einfachen Urſache, weil ſein Vater nicht in den Staats- rath hinein geht. Mein koͤniglicher Bambino kam einmal darauf, ſeine Geſellen, die Pagen, vor der Thuͤr des Staatsraths zu verſammeln, wo ſie nach allen Kraͤften mit Peitſchen knallen mußten, bis der gute Koͤnig ſelbſt herauskam, und dem Unwe- ſen ſteuerte. Daß ſo ein Puͤrſchchen einer koͤnig- lichen Gouvernante angſt und bange machen kann, begreift man wohl. Auch beklagte ſie ſich eines Tages, wie ſie ihn zum Nachtiſch brachte, bitter- lich uͤber ihn, und ſagte zum H. v. **: „Es gibt einen jungen Menſchen, mit dem man nicht mehr

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/348>, abgerufen am 24.11.2024.