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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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der dasigen Kirche besahen wir mehrere sehr gleich-
gültige Grabmahle angesehener Familien, bei de-
nen der Künstler immer bedacht gewesen war, die
Sinnbilder des Todes mit so nachdrucksvollen
Kennzeichen der irdischen Würde seiner verstorbe-
nen Gönner zu verbrämen, daß der Auferstehungs-
engel gewiß den Grabstein nicht ohne einen Bück-
ling berühren wird. Solche Grabmahle und In-
schriften belustigen mich immer ungemein. Wir
besuchten auch ein nahgelegenes ziemlich schlecht
unterhaltenes Landgut, um das es schade war --
es war eine hübsche Anlage, schöne Weihmuths-
kiefern, so stark und grünend wie ich sie iemals
sah, Pappeln und Ahorn, große Platanen und
jugendliche Fichten, in üppigem Gemisch -- das
Haus stand sehr vortheilhaft, man blickte aus al-
len Fenstern über die grüne Welt, den breiten,
schönen Leck, und nahe umher in Blumenplätze,
kleiner Teiche und geschlungene Wege. Vor den
beiden Eingängen des Hauses sprach sich der Ge-
schmack des Besitzes in vier gigantischen Götterge-
stalten, bunt auf Bretter gemahlt und ausgeschnit-
ten, aus, die in ihrer platten Oberfläche vier derbe
Jahrszeiten vorstellten. Ich hielt sie von weitem
für Schilderhäuschen, bis ich, sie von der Seite

der daſigen Kirche beſahen wir mehrere ſehr gleich-
guͤltige Grabmahle angeſehener Familien, bei de-
nen der Kuͤnſtler immer bedacht geweſen war, die
Sinnbilder des Todes mit ſo nachdrucksvollen
Kennzeichen der irdiſchen Wuͤrde ſeiner verſtorbe-
nen Goͤnner zu verbraͤmen, daß der Auferſtehungs-
engel gewiß den Grabſtein nicht ohne einen Buͤck-
ling beruͤhren wird. Solche Grabmahle und In-
ſchriften beluſtigen mich immer ungemein. Wir
beſuchten auch ein nahgelegenes ziemlich ſchlecht
unterhaltenes Landgut, um das es ſchade war —
es war eine huͤbſche Anlage, ſchoͤne Weihmuths-
kiefern, ſo ſtark und gruͤnend wie ich ſie iemals
ſah, Pappeln und Ahorn, große Platanen und
jugendliche Fichten, in uͤppigem Gemiſch — das
Haus ſtand ſehr vortheilhaft, man blickte aus al-
len Fenſtern uͤber die gruͤne Welt, den breiten,
ſchoͤnen Leck, und nahe umher in Blumenplaͤtze,
kleiner Teiche und geſchlungene Wege. Vor den
beiden Eingaͤngen des Hauſes ſprach ſich der Ge-
ſchmack des Beſitzes in vier gigantiſchen Goͤtterge-
ſtalten, bunt auf Bretter gemahlt und ausgeſchnit-
ten, aus, die in ihrer platten Oberflaͤche vier derbe
Jahrszeiten vorſtellten. Ich hielt ſie von weitem
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[284/0298] der daſigen Kirche beſahen wir mehrere ſehr gleich- guͤltige Grabmahle angeſehener Familien, bei de- nen der Kuͤnſtler immer bedacht geweſen war, die Sinnbilder des Todes mit ſo nachdrucksvollen Kennzeichen der irdiſchen Wuͤrde ſeiner verſtorbe- nen Goͤnner zu verbraͤmen, daß der Auferſtehungs- engel gewiß den Grabſtein nicht ohne einen Buͤck- ling beruͤhren wird. Solche Grabmahle und In- ſchriften beluſtigen mich immer ungemein. Wir beſuchten auch ein nahgelegenes ziemlich ſchlecht unterhaltenes Landgut, um das es ſchade war — es war eine huͤbſche Anlage, ſchoͤne Weihmuths- kiefern, ſo ſtark und gruͤnend wie ich ſie iemals ſah, Pappeln und Ahorn, große Platanen und jugendliche Fichten, in uͤppigem Gemiſch — das Haus ſtand ſehr vortheilhaft, man blickte aus al- len Fenſtern uͤber die gruͤne Welt, den breiten, ſchoͤnen Leck, und nahe umher in Blumenplaͤtze, kleiner Teiche und geſchlungene Wege. Vor den beiden Eingaͤngen des Hauſes ſprach ſich der Ge- ſchmack des Beſitzes in vier gigantiſchen Goͤtterge- ſtalten, bunt auf Bretter gemahlt und ausgeſchnit- ten, aus, die in ihrer platten Oberflaͤche vier derbe Jahrszeiten vorſtellten. Ich hielt ſie von weitem fuͤr Schilderhaͤuschen, bis ich, ſie von der Seite

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/298>, abgerufen am 24.11.2024.