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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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letzteren mehr Mühe kosten, sind sie nicht so zahl-
reich, so daß der Verkehr außer der Landstraße,
zwischen den Besitzungen, oft sehr lästig werden
mag. Allein auch da helfen die Kanäle, so schmal
sie seyn mögen. Der Bauer ladet einen kleinen
Nachen voll, und schiebt ihn, am Ufer gehend,
mit einem großen Stock vor sich her. Ein Bauer-
haus hat nicht mehr wie das Erdgeschoß, die ro-
then Backsteine sind mit einem weißen Kitt zu-
sammen gefügt, das Holzwerk alles grün, weiß
oder grau angestrichen, das Schilfdach -- denn
selten sieht man ein anderes, nach dem Winkel-
maße geschnitten. Bei dem Eintritt in die Thür,
die immer wie in Niedersachsen halb getheilt ist,
und durch die obere Hälfte immer Luft und Licht
einläßt, finde ich einen großen mit großen gebrann-
ten Steinen, oft mit einer Art Mosaik, gepflaster-
ten Raum. Auf der einen Seite stehen die höl-
zernen Milchgeschirre, große Fässer nämlich, denn
die Milch wird hier alle frisch von der Kuh zu
Butter und Käse verarbeitet, und die Butter wird
nicht aus Rahm, sondern aus der Milch gebut-
tert. Alles das hölzerne Geräthe ist mit der aus-
gesuchtesten Reinlichkeit geputzt, und aufgestellt.
Hinter der Thür ist ein kleiner Kamin, wo das

letzteren mehr Muͤhe koſten, ſind ſie nicht ſo zahl-
reich, ſo daß der Verkehr außer der Landſtraße,
zwiſchen den Beſitzungen, oft ſehr laͤſtig werden
mag. Allein auch da helfen die Kanaͤle, ſo ſchmal
ſie ſeyn moͤgen. Der Bauer ladet einen kleinen
Nachen voll, und ſchiebt ihn, am Ufer gehend,
mit einem großen Stock vor ſich her. Ein Bauer-
haus hat nicht mehr wie das Erdgeſchoß, die ro-
then Backſteine ſind mit einem weißen Kitt zu-
ſammen gefuͤgt, das Holzwerk alles gruͤn, weiß
oder grau angeſtrichen, das Schilfdach — denn
ſelten ſieht man ein anderes, nach dem Winkel-
maße geſchnitten. Bei dem Eintritt in die Thuͤr,
die immer wie in Niederſachſen halb getheilt iſt,
und durch die obere Haͤlfte immer Luft und Licht
einlaͤßt, finde ich einen großen mit großen gebrann-
ten Steinen, oft mit einer Art Moſaik, gepflaſter-
ten Raum. Auf der einen Seite ſtehen die hoͤl-
zernen Milchgeſchirre, große Faͤſſer naͤmlich, denn
die Milch wird hier alle friſch von der Kuh zu
Butter und Kaͤſe verarbeitet, und die Butter wird
nicht aus Rahm, ſondern aus der Milch gebut-
tert. Alles das hoͤlzerne Geraͤthe iſt mit der aus-
geſuchteſten Reinlichkeit geputzt, und aufgeſtellt.
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[262/0276] letzteren mehr Muͤhe koſten, ſind ſie nicht ſo zahl- reich, ſo daß der Verkehr außer der Landſtraße, zwiſchen den Beſitzungen, oft ſehr laͤſtig werden mag. Allein auch da helfen die Kanaͤle, ſo ſchmal ſie ſeyn moͤgen. Der Bauer ladet einen kleinen Nachen voll, und ſchiebt ihn, am Ufer gehend, mit einem großen Stock vor ſich her. Ein Bauer- haus hat nicht mehr wie das Erdgeſchoß, die ro- then Backſteine ſind mit einem weißen Kitt zu- ſammen gefuͤgt, das Holzwerk alles gruͤn, weiß oder grau angeſtrichen, das Schilfdach — denn ſelten ſieht man ein anderes, nach dem Winkel- maße geſchnitten. Bei dem Eintritt in die Thuͤr, die immer wie in Niederſachſen halb getheilt iſt, und durch die obere Haͤlfte immer Luft und Licht einlaͤßt, finde ich einen großen mit großen gebrann- ten Steinen, oft mit einer Art Moſaik, gepflaſter- ten Raum. Auf der einen Seite ſtehen die hoͤl- zernen Milchgeſchirre, große Faͤſſer naͤmlich, denn die Milch wird hier alle friſch von der Kuh zu Butter und Kaͤſe verarbeitet, und die Butter wird nicht aus Rahm, ſondern aus der Milch gebut- tert. Alles das hoͤlzerne Geraͤthe iſt mit der aus- geſuchteſten Reinlichkeit geputzt, und aufgeſtellt. Hinter der Thuͤr iſt ein kleiner Kamin, wo das

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/276>, abgerufen am 24.11.2024.