chenden Heerd sitzen ein Paar alte Weiber, die Köpfe in farbige Lumpen gewickelt, die Füße in Schuhe von Birkenrinde gesteckt, die braunen, ma- gern Arme, den schlaffen Busen von einem groben grauen Hemde spärlich bedeckt -- doch die eine säugt ihr Kind -- diese Mutterpflicht beweist mir, daß sie nicht so alt ist, wie die Runzeln ihres Ge- sichts es mir glauben ließen. Das Kind ist in ein Stück Schaffell gewickelt, und statt Windeln hat man ihm Moos untergelegt. Das ältere Weib, oder das nicht säugende -- denn vielleicht hat auch sie nicht die Zeit, sondern die Mühseligkeit geal- tert -- rührt in einem Kessel grobgehackte, ge- gohrne Kräuter, ein schwarzer Teig wird hinein gebrockt, ein Paar Löffel Leinöl darüber gegossen, und nun ist das leckere Gericht fertig. Jetzt ruft das säugende Weib mit sanfter, melancholischer Stimme in einer wohltönenden Sprache einige Worte, und ein hagerer Mann, mit langsamen, schleppenden Schritt steigt in die Hütte hinab. Ein Schafspelz bedeckt den bloßen Leib, ein Paar grobe leinene Beinkleider -- er geht in den Win- kel der Hütte, wo ich auf einem grünen Bogen Papier ein kleines Sträuschen von Goldflitter er- blicke, das der Rauch nicht ganz schwärzte, und
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chenden Heerd ſitzen ein Paar alte Weiber, die Koͤpfe in farbige Lumpen gewickelt, die Fuͤße in Schuhe von Birkenrinde geſteckt, die braunen, ma- gern Arme, den ſchlaffen Buſen von einem groben grauen Hemde ſpaͤrlich bedeckt — doch die eine ſaͤugt ihr Kind — dieſe Mutterpflicht beweiſt mir, daß ſie nicht ſo alt iſt, wie die Runzeln ihres Ge- ſichts es mir glauben ließen. Das Kind iſt in ein Stuͤck Schaffell gewickelt, und ſtatt Windeln hat man ihm Moos untergelegt. Das aͤltere Weib, oder das nicht ſaͤugende — denn vielleicht hat auch ſie nicht die Zeit, ſondern die Muͤhſeligkeit geal- tert — ruͤhrt in einem Keſſel grobgehackte, ge- gohrne Kraͤuter, ein ſchwarzer Teig wird hinein gebrockt, ein Paar Loͤffel Leinoͤl daruͤber gegoſſen, und nun iſt das leckere Gericht fertig. Jetzt ruft das ſaͤugende Weib mit ſanfter, melancholiſcher Stimme in einer wohltoͤnenden Sprache einige Worte, und ein hagerer Mann, mit langſamen, ſchleppenden Schritt ſteigt in die Huͤtte hinab. Ein Schafspelz bedeckt den bloßen Leib, ein Paar grobe leinene Beinkleider — er geht in den Win- kel der Huͤtte, wo ich auf einem gruͤnen Bogen Papier ein kleines Straͤuschen von Goldflitter er- blicke, das der Rauch nicht ganz ſchwaͤrzte, und
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chenden Heerd ſitzen ein Paar alte Weiber, die
Koͤpfe in farbige Lumpen gewickelt, die Fuͤße in
Schuhe von Birkenrinde geſteckt, die braunen, ma-
gern Arme, den ſchlaffen Buſen von einem groben
grauen Hemde ſpaͤrlich bedeckt — doch die eine
ſaͤugt ihr Kind — dieſe Mutterpflicht beweiſt mir,
daß ſie nicht ſo alt iſt, wie die Runzeln ihres Ge-
ſichts es mir glauben ließen. Das Kind iſt in ein
Stuͤck Schaffell gewickelt, und ſtatt Windeln hat
man ihm Moos untergelegt. Das aͤltere Weib,
oder das nicht ſaͤugende — denn vielleicht hat auch
ſie nicht die Zeit, ſondern die Muͤhſeligkeit geal-
tert — ruͤhrt in einem Keſſel grobgehackte, ge-
gohrne Kraͤuter, ein ſchwarzer Teig wird hinein
gebrockt, ein Paar Loͤffel Leinoͤl daruͤber gegoſſen,
und nun iſt das leckere Gericht fertig. Jetzt ruft
das ſaͤugende Weib mit ſanfter, melancholiſcher
Stimme in einer wohltoͤnenden Sprache einige
Worte, und ein hagerer Mann, mit langſamen,
ſchleppenden Schritt ſteigt in die Huͤtte hinab.
Ein Schafspelz bedeckt den bloßen Leib, ein Paar
grobe leinene Beinkleider — er geht in den Win-
kel der Huͤtte, wo ich auf einem gruͤnen Bogen
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/273>, abgerufen am 24.11.2024.
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