zierlicher Wohlhabeuheit gleich käme. Die Pracht einiger Hauptstraßen, in einigen unsrer Haupt- städte sind hier vom Vergleich ausgeschlossen. Die Straßen sind breit, neben den Kanälen mit Bäu- men besetzt, diese Kanäle sind sehr breit und das Wasser klar -- besonders war ein Theil des Dor- fes ganz allerliebst, wo die Kanäle eine Halbinsel bildeten, die einen schattigten Garten umgab, der mit den hohen Wipfeln seiner Pappeln sich in dem Wasser spiegelte. Dieser Garten war vor wenig Tagen von seinem Eigenthümer bei Gelegenheit der Hochzeit seiner Tochter erleuchtet gewesen. Das Lokal muß diesem Schauspiel einen besondern Zau- ber verliehen haben. Es giebt hier reiche Leute, die Ausgänge des Dorfs verlängern sich durch nied- liche Landhäuserchen, die von den Bewohnern der nächsten Städte für den Sommer gemiethet wer- den. Die sie umgebenden Gärten duften alle von Blumen, in den kleinen Gebüschen blüht manches fremde Gesträuch, das die ausgebreitete Schiff- fahrt dieser Gegend zuführt; die Wege sind alle mit Sand geebnet, fest, ohne einen Grashalm, die Grasplätze sind alle dicht bewachsen und scharf abgeschnitten. In Vergleich unsrer deutschen Dör- fer -- auch der schönsten in der Rheinpfalz, ja
zierlicher Wohlhabeuheit gleich kaͤme. Die Pracht einiger Hauptſtraßen, in einigen unſrer Haupt- ſtaͤdte ſind hier vom Vergleich ausgeſchloſſen. Die Straßen ſind breit, neben den Kanaͤlen mit Baͤu- men beſetzt, dieſe Kanaͤle ſind ſehr breit und das Waſſer klar — beſonders war ein Theil des Dor- fes ganz allerliebſt, wo die Kanaͤle eine Halbinſel bildeten, die einen ſchattigten Garten umgab, der mit den hohen Wipfeln ſeiner Pappeln ſich in dem Waſſer ſpiegelte. Dieſer Garten war vor wenig Tagen von ſeinem Eigenthuͤmer bei Gelegenheit der Hochzeit ſeiner Tochter erleuchtet geweſen. Das Lokal muß dieſem Schauſpiel einen beſondern Zau- ber verliehen haben. Es giebt hier reiche Leute, die Ausgaͤnge des Dorfs verlaͤngern ſich durch nied- liche Landhaͤuſerchen, die von den Bewohnern der naͤchſten Staͤdte fuͤr den Sommer gemiethet wer- den. Die ſie umgebenden Gaͤrten duften alle von Blumen, in den kleinen Gebuͤſchen bluͤht manches fremde Geſtraͤuch, das die ausgebreitete Schiff- fahrt dieſer Gegend zufuͤhrt; die Wege ſind alle mit Sand geebnet, feſt, ohne einen Grashalm, die Grasplaͤtze ſind alle dicht bewachſen und ſcharf abgeſchnitten. In Vergleich unſrer deutſchen Doͤr- fer — auch der ſchoͤnſten in der Rheinpfalz, ja
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zierlicher Wohlhabeuheit gleich kaͤme. Die Pracht
einiger Hauptſtraßen, in einigen unſrer Haupt-
ſtaͤdte ſind hier vom Vergleich ausgeſchloſſen. Die
Straßen ſind breit, neben den Kanaͤlen mit Baͤu-
men beſetzt, dieſe Kanaͤle ſind ſehr breit und das
Waſſer klar — beſonders war ein Theil des Dor-
fes ganz allerliebſt, wo die Kanaͤle eine Halbinſel
bildeten, die einen ſchattigten Garten umgab, der
mit den hohen Wipfeln ſeiner Pappeln ſich in dem
Waſſer ſpiegelte. Dieſer Garten war vor wenig
Tagen von ſeinem Eigenthuͤmer bei Gelegenheit
der Hochzeit ſeiner Tochter erleuchtet geweſen. Das
Lokal muß dieſem Schauſpiel einen beſondern Zau-
ber verliehen haben. Es giebt hier reiche Leute,
die Ausgaͤnge des Dorfs verlaͤngern ſich durch nied-
liche Landhaͤuſerchen, die von den Bewohnern der
naͤchſten Staͤdte fuͤr den Sommer gemiethet wer-
den. Die ſie umgebenden Gaͤrten duften alle von
Blumen, in den kleinen Gebuͤſchen bluͤht manches
fremde Geſtraͤuch, das die ausgebreitete Schiff-
fahrt dieſer Gegend zufuͤhrt; die Wege ſind alle
mit Sand geebnet, feſt, ohne einen Grashalm,
die Grasplaͤtze ſind alle dicht bewachſen und ſcharf
abgeſchnitten. In Vergleich unſrer deutſchen Doͤr-
fer — auch der ſchoͤnſten in der Rheinpfalz, ja
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/265>, abgerufen am 24.11.2024.
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