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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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stand lange an der äußersten Spitze der Anlage
gegen den Fluß, die erst neuerlich in Form einer
Terrasse ist erbaut worden, wo sonst ein jäher stei-
niger Abhang war. Ich dachte an die Zeit, wo
in lebendiger Wildheit das Wasser des Neckars
diese Schluchten grub, wo es dort, wo jetzt eini-
ge Silberfaden von Süden nach Norden glänzen,
mit den mächtigen Strömen zusammen floß, die
von den Alpen herab himmelhohe Berge durch-
brechen; dann dachte ich die Folgenreihe der
Schöpfungen, wo stets die erste die folgende
mütterlich in ihrem Schooße entwickelte, und
dann unsterblich in ihr selbst unterging. Bis
nun endlich diese Menschennester gebaut wurden
von dem vergänglichen Geschlecht, und es sich
Jahrhunderte lang mit seiner ewig regen Liebe im
Herzen an der Sonne und dem Grün und dem
silbernen Flusse erfreute, und wie nun diese Denk-
mahle abscheulicher Kriegswuth wieder wohlthun,
indem sie durch erhabene Bilder das Gemüth klein-
lichen Sorgen entheben. Eltern, Vormünder, wer
ihr auch seid, wenn ihr eures Zöglings Herz gesund
erhieltet, daß es sich über eine große schöne Schö-
pfung freuen kann -- schickt ihn nach Heidelberg!
Ich begreife nicht, wie ein junger Mann, der hier

ſtand lange an der aͤußerſten Spitze der Anlage
gegen den Fluß, die erſt neuerlich in Form einer
Terraſſe iſt erbaut worden, wo ſonſt ein jaͤher ſtei-
niger Abhang war. Ich dachte an die Zeit, wo
in lebendiger Wildheit das Waſſer des Neckars
dieſe Schluchten grub, wo es dort, wo jetzt eini-
ge Silberfaden von Suͤden nach Norden glaͤnzen,
mit den maͤchtigen Stroͤmen zuſammen floß, die
von den Alpen herab himmelhohe Berge durch-
brechen; dann dachte ich die Folgenreihe der
Schoͤpfungen, wo ſtets die erſte die folgende
muͤtterlich in ihrem Schooße entwickelte, und
dann unſterblich in ihr ſelbſt unterging. Bis
nun endlich dieſe Menſchenneſter gebaut wurden
von dem vergaͤnglichen Geſchlecht, und es ſich
Jahrhunderte lang mit ſeiner ewig regen Liebe im
Herzen an der Sonne und dem Gruͤn und dem
ſilbernen Fluſſe erfreute, und wie nun dieſe Denk-
mahle abſcheulicher Kriegswuth wieder wohlthun,
indem ſie durch erhabene Bilder das Gemuͤth klein-
lichen Sorgen entheben. Eltern, Vormuͤnder, wer
ihr auch ſeid, wenn ihr eures Zoͤglings Herz geſund
erhieltet, daß es ſich uͤber eine große ſchoͤne Schoͤ-
pfung freuen kann — ſchickt ihn nach Heidelberg!
Ich begreife nicht, wie ein junger Mann, der hier

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[10/0024] ſtand lange an der aͤußerſten Spitze der Anlage gegen den Fluß, die erſt neuerlich in Form einer Terraſſe iſt erbaut worden, wo ſonſt ein jaͤher ſtei- niger Abhang war. Ich dachte an die Zeit, wo in lebendiger Wildheit das Waſſer des Neckars dieſe Schluchten grub, wo es dort, wo jetzt eini- ge Silberfaden von Suͤden nach Norden glaͤnzen, mit den maͤchtigen Stroͤmen zuſammen floß, die von den Alpen herab himmelhohe Berge durch- brechen; dann dachte ich die Folgenreihe der Schoͤpfungen, wo ſtets die erſte die folgende muͤtterlich in ihrem Schooße entwickelte, und dann unſterblich in ihr ſelbſt unterging. Bis nun endlich dieſe Menſchenneſter gebaut wurden von dem vergaͤnglichen Geſchlecht, und es ſich Jahrhunderte lang mit ſeiner ewig regen Liebe im Herzen an der Sonne und dem Gruͤn und dem ſilbernen Fluſſe erfreute, und wie nun dieſe Denk- mahle abſcheulicher Kriegswuth wieder wohlthun, indem ſie durch erhabene Bilder das Gemuͤth klein- lichen Sorgen entheben. Eltern, Vormuͤnder, wer ihr auch ſeid, wenn ihr eures Zoͤglings Herz geſund erhieltet, daß es ſich uͤber eine große ſchoͤne Schoͤ- pfung freuen kann — ſchickt ihn nach Heidelberg! Ich begreife nicht, wie ein junger Mann, der hier

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/24>, abgerufen am 21.11.2024.