Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite

lend, läßt gar gut. Da sitzen zwei liebe Herrn
die zusammen schwatzen ... wollen, denn der
eine sieht so seelenvergnügt in sein Glas und hält
es ein Bischen schief, als wenn die Hand mit sei-
nem Willen nicht mehr im klarsten Einverständniß
wär, so, daß ich ihr Gespräch nicht eben für aus-
nehmend zusammenhängend halte. Vorn rechter
Hand ein paar andere Ehrenmänner, die mir fast
die Hauptpersonen schienen; sie mögen eben über
die Grundsätze übereingekommen seyn, und geben
sich den Handschlag. Ein paar herrliche Gestal-
ten! sie sehen so klar aus, der eine so wohlge-
muth, der andere so überzeugt, daß man hoffen
kann, sie haben einander verstanden. Sie sind
ein Bischen vom Tische abgewendet, und der
nächste Nachbar zur Rechten hat gewiß zugehört,
denn er sieht mit einer zufriednen Unthätigkeit auf
sie hin. Eine bayersche Prinzessin, die einen
Herrn von Borseln geheirathet haben soll, oder
wirklich geheirathet hat -- denn im Heirathen
liegt ein etwas Unwahrscheinliches, hängt auch
da oben. *) Das Kostüm ist sehr alt und die

*) Ich erfuhr seitdem durch die Güte eines Freundes mehr
von dieser Jakoba, oder Jakobine, deren Schicksale sehr

lend, laͤßt gar gut. Da ſitzen zwei liebe Herrn
die zuſammen ſchwatzen … wollen, denn der
eine ſieht ſo ſeelenvergnuͤgt in ſein Glas und haͤlt
es ein Bischen ſchief, als wenn die Hand mit ſei-
nem Willen nicht mehr im klarſten Einverſtaͤndniß
waͤr, ſo, daß ich ihr Geſpraͤch nicht eben fuͤr aus-
nehmend zuſammenhaͤngend halte. Vorn rechter
Hand ein paar andere Ehrenmaͤnner, die mir faſt
die Hauptperſonen ſchienen; ſie moͤgen eben uͤber
die Grundſaͤtze uͤbereingekommen ſeyn, und geben
ſich den Handſchlag. Ein paar herrliche Geſtal-
ten! ſie ſehen ſo klar aus, der eine ſo wohlge-
muth, der andere ſo uͤberzeugt, daß man hoffen
kann, ſie haben einander verſtanden. Sie ſind
ein Bischen vom Tiſche abgewendet, und der
naͤchſte Nachbar zur Rechten hat gewiß zugehoͤrt,
denn er ſieht mit einer zufriednen Unthaͤtigkeit auf
ſie hin. Eine bayerſche Prinzeſſin, die einen
Herrn von Borſeln geheirathet haben ſoll, oder
wirklich geheirathet hat — denn im Heirathen
liegt ein etwas Unwahrſcheinliches, haͤngt auch
da oben. *) Das Koſtuͤm iſt ſehr alt und die

*) Ich erfuhr ſeitdem durch die Guͤte eines Freundes mehr
von dieſer Jakoba, oder Jakobine, deren Schickſale ſehr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0185" n="171"/>
lend, la&#x0364;ßt gar gut. Da &#x017F;itzen zwei liebe Herrn<lb/>
die zu&#x017F;ammen &#x017F;chwatzen &#x2026; <hi rendition="#g">wollen</hi>, denn der<lb/>
eine &#x017F;ieht &#x017F;o &#x017F;eelenvergnu&#x0364;gt in &#x017F;ein Glas und ha&#x0364;lt<lb/>
es ein Bischen &#x017F;chief, als wenn die Hand mit &#x017F;ei-<lb/>
nem Willen nicht mehr im klar&#x017F;ten Einver&#x017F;ta&#x0364;ndniß<lb/>
wa&#x0364;r, &#x017F;o, daß ich ihr Ge&#x017F;pra&#x0364;ch nicht eben fu&#x0364;r aus-<lb/>
nehmend zu&#x017F;ammenha&#x0364;ngend halte. Vorn rechter<lb/>
Hand ein paar andere Ehrenma&#x0364;nner, die mir fa&#x017F;t<lb/>
die Hauptper&#x017F;onen &#x017F;chienen; &#x017F;ie mo&#x0364;gen eben u&#x0364;ber<lb/>
die Grund&#x017F;a&#x0364;tze u&#x0364;bereingekommen &#x017F;eyn, und geben<lb/>
&#x017F;ich den Hand&#x017F;chlag. Ein paar herrliche Ge&#x017F;tal-<lb/>
ten! &#x017F;ie &#x017F;ehen &#x017F;o klar aus, der eine &#x017F;o wohlge-<lb/>
muth, der andere &#x017F;o u&#x0364;berzeugt, daß man hoffen<lb/>
kann, &#x017F;ie haben einander ver&#x017F;tanden. Sie &#x017F;ind<lb/>
ein Bischen vom Ti&#x017F;che abgewendet, und der<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;te Nachbar zur Rechten hat gewiß zugeho&#x0364;rt,<lb/>
denn er &#x017F;ieht mit einer zufriednen Untha&#x0364;tigkeit auf<lb/>
&#x017F;ie hin. Eine bayer&#x017F;che Prinze&#x017F;&#x017F;in, die einen<lb/>
Herrn von Bor&#x017F;eln geheirathet haben &#x017F;oll, oder<lb/>
wirklich geheirathet hat &#x2014; denn im Heirathen<lb/>
liegt ein etwas Unwahr&#x017F;cheinliches, ha&#x0364;ngt auch<lb/>
da oben. <note xml:id="note-0185" next="#note-0186" place="foot" n="*)">Ich erfuhr &#x017F;eitdem durch die Gu&#x0364;te eines Freundes mehr<lb/>
von die&#x017F;er Jakoba, oder Jakobine, deren Schick&#x017F;ale &#x017F;ehr</note> Das Ko&#x017F;tu&#x0364;m i&#x017F;t &#x017F;ehr alt und die<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0185] lend, laͤßt gar gut. Da ſitzen zwei liebe Herrn die zuſammen ſchwatzen … wollen, denn der eine ſieht ſo ſeelenvergnuͤgt in ſein Glas und haͤlt es ein Bischen ſchief, als wenn die Hand mit ſei- nem Willen nicht mehr im klarſten Einverſtaͤndniß waͤr, ſo, daß ich ihr Geſpraͤch nicht eben fuͤr aus- nehmend zuſammenhaͤngend halte. Vorn rechter Hand ein paar andere Ehrenmaͤnner, die mir faſt die Hauptperſonen ſchienen; ſie moͤgen eben uͤber die Grundſaͤtze uͤbereingekommen ſeyn, und geben ſich den Handſchlag. Ein paar herrliche Geſtal- ten! ſie ſehen ſo klar aus, der eine ſo wohlge- muth, der andere ſo uͤberzeugt, daß man hoffen kann, ſie haben einander verſtanden. Sie ſind ein Bischen vom Tiſche abgewendet, und der naͤchſte Nachbar zur Rechten hat gewiß zugehoͤrt, denn er ſieht mit einer zufriednen Unthaͤtigkeit auf ſie hin. Eine bayerſche Prinzeſſin, die einen Herrn von Borſeln geheirathet haben ſoll, oder wirklich geheirathet hat — denn im Heirathen liegt ein etwas Unwahrſcheinliches, haͤngt auch da oben. *) Das Koſtuͤm iſt ſehr alt und die *) Ich erfuhr ſeitdem durch die Guͤte eines Freundes mehr von dieſer Jakoba, oder Jakobine, deren Schickſale ſehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/185
Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/185>, abgerufen am 29.11.2024.