Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Die Familie Selicke. Berlin, 1890.
jetzt noch näher an's Bett gerückt, zum alten Kopelke) Ach, Gott nein! Nu sagen Se doch blos? Muss man da nich rein verzweifeln? Das geht nu schon Tage lang so! Sie wacht geradezu nur noch auf Minuten auf! Kopelke (die Hände in den Taschen seiner Joppe, nachdenklich vor sich hin): Hm! ... Frau Selicke: Und aus dem Doctor wird man auch nicht mehr klug! Der sagt einem ja nichts! Der kommt kaum noch! Und ... und ... na ja, wenn wir Sie nicht noch hätten ... Kopelke (leichthin): Jo! ... na! ... Wissen Se: det kommt jo bei mir nich so druf an! (Be- gütigend) det verseimt mir jo weiter nich! det's jo man immer so in Vorbeijehn! det -- ach wat! det hat jo janischt zu sagen! det's jo Mumpitz!! .... Abber det, wissen Se, det mit die Docters, verstehn Se, da hab'n Se eejentlich wol nich so janz Unrecht! Ick ... nu ja! Se wissen ja! Ick bin man sozusagen 'n janz een- facher Mann ... Abber det kann 'k Ihn' ver- sichern: jeholfen hab 'k schon manchen! ..... Jott! Ick kennt jo wat bei verdienen! Wat meen'n Se woll! Abber sehn Se ... will 'k denn? Ick ... nu ja! Ick bin nu mal so! (eifrig) Wissen Se? de Hauptsach' is jetz': man immer scheen warm halten! det Ibrije, verstehn Se, det Ibrije jiebt sick denn janz von alleene! Janz von alleene! Ick sag: man blos nich immer so ville mang der Natur fuschen, sag ick! ... Det mit die olle Medizin da zun Beispiel ... (Es klopft an Wendts Thür.) Frau Selicke: Bitte, Herr Wendt, bitte! Treten Sie nur ein! Wendt (ist mehr als mittelgross und sehr schlank. Feine, bleiche Gesichtszüge, das halblange, schwarze
jetzt noch näher an’s Bett gerückt, zum alten Kopelke) Ach, Gott nein! Nu sagen Se doch blos? Muss man da nich rein verzweifeln? Das geht nu schon Tage lang so! Sie wacht geradezu nur noch auf Minuten auf! Kopelke (die Hände in den Taschen seiner Joppe, nachdenklich vor sich hin): Hm! … Frau Selicke: Und aus dem Doctor wird man auch nicht mehr klug! Der sagt einem ja nichts! Der kommt kaum noch! Und … und … na ja, wenn wir Sie nicht noch hätten … Kopelke (leichthin): Jo! … na! … Wissen Se: det kommt jo bei mir nich so druf an! (Be- gütigend) det verseimt mir jo weiter nich! det’s jo man immer so in Vorbeijehn! det — ach wat! det hat jo janischt zu sagen! det’s jo Mumpitz!! .... Abber det, wissen Se, det mit die Docters, verstehn Se, da hab’n Se eejentlich wol nich so janz Unrecht! Ick … nu ja! Se wissen ja! Ick bin man sozusagen ’n janz een- facher Mann … Abber det kann ’k Ihn’ ver- sichern: jeholfen hab ’k schon manchen! ..... Jott! Ick kennt jo wat bei verdienen! Wat meen’n Se woll! Abber sehn Se … will ’k denn? Ick … nu ja! Ick bin nu mal so! (eifrig) Wissen Se? de Hauptsach’ is jetz’: man immer scheen warm halten! det Ibrije, verstehn Se, det Ibrije jiebt sick denn janz von alleene! Janz von alleene! Ick sag: man blos nich immer so ville mang der Natur fuschen, sag ick! … Det mit die olle Medizin da zun Beispiel … (Es klopft an Wendts Thür.) Frau Selicke: Bitte, Herr Wendt, bitte! Treten Sie nur ein! Wendt (ist mehr als mittelgross und sehr schlank. Feine, bleiche Gesichtszüge, das halblange, schwarze <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#FRASELI"> <stage><pb facs="#f0036" n="14"/> jetzt noch <hi rendition="#g">näher</hi> an’s Bett gerückt, zum alten Kopelke)</stage><lb/> <p>Ach, Gott nein! Nu sagen Se doch blos? Muss<lb/> man da nich rein verzweifeln? Das geht nu<lb/> schon Tage lang so! Sie wacht geradezu nur<lb/> noch auf Minuten auf!</p> </sp><lb/> <sp who="#KOPELKE"> <speaker> <hi rendition="#g">Kopelke</hi> </speaker> <stage>(die Hände in den Taschen seiner Joppe,<lb/> nachdenklich vor sich hin):</stage> <p>Hm! …</p> </sp><lb/> <sp who="#FRASELI"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Selicke</hi>:</speaker> <p>Und aus dem Doctor wird man<lb/> auch nicht mehr klug! Der <hi rendition="#g">sagt</hi> einem ja nichts!<lb/> Der <hi rendition="#g">kommt</hi> kaum noch! Und … und …<lb/> na ja, wenn wir <hi rendition="#g">Sie</hi> nicht noch hätten …</p> </sp><lb/> <sp who="#KOPELKE"> <speaker> <hi rendition="#g">Kopelke</hi> </speaker> <stage>(leichthin):</stage> <p>Jo! … na! … Wissen<lb/> Se: det kommt jo bei mir nich so druf an!</p> <stage>(Be-<lb/> gütigend)</stage> <p>det verseimt mir jo weiter nich! det’s<lb/> jo man immer so in Vorbeijehn! det — ach<lb/> wat! det hat jo janischt zu sagen! det’s jo<lb/> Mumpitz!! .... Abber det, wissen Se, det mit<lb/> die Docters, verstehn Se, da hab’n Se eejentlich<lb/> wol nich so janz Unrecht! Ick … nu ja! Se<lb/> wissen ja! Ick bin man sozusagen ’n janz een-<lb/> facher Mann … Abber det kann ’k Ihn’ ver-<lb/> sichern: jeholfen hab ’k schon manchen! .....<lb/> Jott! Ick kennt jo wat bei verdienen! Wat meen’n<lb/> Se woll! Abber sehn Se … will ’k denn? Ick<lb/> … nu ja! Ick bin nu mal so!</p> <stage>(eifrig)</stage> <p>Wissen<lb/> Se? de Hauptsach’ is jetz’: man immer scheen<lb/> warm halten! det Ibrije, verstehn Se, det Ibrije<lb/> jiebt sick denn janz von alleene! Janz von alleene!<lb/> Ick sag: man blos nich immer so ville mang der<lb/> Natur fuschen, sag ick! … Det mit die olle<lb/> Medizin da zun Beispiel …</p><lb/> <stage>(Es klopft an Wendts Thür.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#FRASELI"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Selicke</hi>:</speaker> <p>Bitte, Herr Wendt, bitte! Treten<lb/> Sie nur ein!</p> </sp><lb/> <sp who="#WEN"> <speaker> <hi rendition="#g">Wendt</hi> </speaker> <stage>(ist mehr als mittelgross und sehr schlank.<lb/> Feine, bleiche Gesichtszüge, das halblange, schwarze<lb/></stage> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [14/0036]
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Ach, Gott nein! Nu sagen Se doch blos? Muss
man da nich rein verzweifeln? Das geht nu
schon Tage lang so! Sie wacht geradezu nur
noch auf Minuten auf!
Kopelke (die Hände in den Taschen seiner Joppe,
nachdenklich vor sich hin): Hm! …
Frau Selicke: Und aus dem Doctor wird man
auch nicht mehr klug! Der sagt einem ja nichts!
Der kommt kaum noch! Und … und …
na ja, wenn wir Sie nicht noch hätten …
Kopelke (leichthin): Jo! … na! … Wissen
Se: det kommt jo bei mir nich so druf an! (Be-
gütigend) det verseimt mir jo weiter nich! det’s
jo man immer so in Vorbeijehn! det — ach
wat! det hat jo janischt zu sagen! det’s jo
Mumpitz!! .... Abber det, wissen Se, det mit
die Docters, verstehn Se, da hab’n Se eejentlich
wol nich so janz Unrecht! Ick … nu ja! Se
wissen ja! Ick bin man sozusagen ’n janz een-
facher Mann … Abber det kann ’k Ihn’ ver-
sichern: jeholfen hab ’k schon manchen! .....
Jott! Ick kennt jo wat bei verdienen! Wat meen’n
Se woll! Abber sehn Se … will ’k denn? Ick
… nu ja! Ick bin nu mal so! (eifrig) Wissen
Se? de Hauptsach’ is jetz’: man immer scheen
warm halten! det Ibrije, verstehn Se, det Ibrije
jiebt sick denn janz von alleene! Janz von alleene!
Ick sag: man blos nich immer so ville mang der
Natur fuschen, sag ick! … Det mit die olle
Medizin da zun Beispiel …
(Es klopft an Wendts Thür.)
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