Holz, Arno: Phantasus. 2. Heft. Berlin, 1899.Um Euern Garten, damit Ihr unter blühenden Bäumen lachen, jubeln und singen könnt, runde, rolle, ringle ich meinen Drachenleib. In respectvoller Distance, mit Steinen, Brechstangen und Kotheimern, steht das Gesindel. Seine Wut schäumt auf, seine Ohnmacht brüllt, wenn hinter den hohen Spiegelmauern, über die Rosen ranken, plötzlich Eure Cymbeln tönen, oder auf weissen, springenden Wassern, über die höchsten, steilsten Cypressen Eure goldnen Bälle tanzen. Aus ihren Augen, aus ihren Fäusten, aus ihren lautlos geduckten Schultern zittert die Gier: wie Bestien über Eure Leiber stürzen, johlend nach Euern Herzen graben, durch schwarze, rauchende Tempeltrümmer Eure gestürzten Götter schleifen! Meine Krallen glimmen, meine Augen glühn . . . Um Euern Garten, damit Ihr unter blühenden Bäumen lachen, jubeln und singen könnt, runde, rolle, ringle ich meinen Drachenleib. In respectvoller Distance, mit Steinen, Brechstangen und Kotheimern, steht das Gesindel. Seine Wut schäumt auf, seine Ohnmacht brüllt, wenn hinter den hohen Spiegelmauern, über die Rosen ranken, plötzlich Eure Cymbeln tönen, oder auf weissen, springenden Wassern, über die höchsten, steilsten Cypressen Eure goldnen Bälle tanzen. Aus ihren Augen, aus ihren Fäusten, aus ihren lautlos geduckten Schultern zittert die Gier: wie Bestien über Eure Leiber stürzen, johlend nach Euern Herzen graben, durch schwarze, rauchende Tempeltrümmer Eure gestürzten Götter schleifen! Meine Krallen glimmen, meine Augen glühn . . . <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0056"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l rendition="#c">Um Euern Garten,</l><lb/> <l rendition="#c">damit Ihr unter blühenden Bäumen lachen, jubeln und singen könnt,</l><lb/> <l rendition="#c">runde, rolle, ringle ich meinen Drachenleib.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l rendition="#c">In respectvoller Distance,</l><lb/> <l rendition="#c">mit Steinen, Brechstangen und Kotheimern,</l><lb/> <l rendition="#c">steht das Gesindel.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l rendition="#c">Seine Wut schäumt auf, seine Ohnmacht brüllt,</l><lb/> <l rendition="#c">wenn hinter den hohen Spiegelmauern, über die Rosen ranken,</l><lb/> <l rendition="#c">plötzlich Eure Cymbeln tönen,</l><lb/> <l rendition="#c">oder auf weissen, springenden Wassern, über die höchsten, steilsten Cypressen</l><lb/> <l rendition="#c">Eure goldnen Bälle tanzen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l rendition="#c">Aus ihren Augen, aus ihren Fäusten,</l><lb/> <l rendition="#c">aus ihren lautlos geduckten Schultern</l><lb/> <l rendition="#c">zittert die Gier:</l><lb/> <l rendition="#c">wie Bestien über Eure Leiber stürzen,</l><lb/> <l rendition="#c">johlend nach Euern Herzen graben,</l><lb/> <l rendition="#c">durch schwarze, rauchende Tempeltrümmer Eure gestürzten Götter schleifen!</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l rendition="#c">Meine Krallen glimmen, meine Augen glühn . . .</l> </lg><lb/> </lg> </body> </text> </TEI> [0056]
Um Euern Garten,
damit Ihr unter blühenden Bäumen lachen, jubeln und singen könnt,
runde, rolle, ringle ich meinen Drachenleib.
In respectvoller Distance,
mit Steinen, Brechstangen und Kotheimern,
steht das Gesindel.
Seine Wut schäumt auf, seine Ohnmacht brüllt,
wenn hinter den hohen Spiegelmauern, über die Rosen ranken,
plötzlich Eure Cymbeln tönen,
oder auf weissen, springenden Wassern, über die höchsten, steilsten Cypressen
Eure goldnen Bälle tanzen.
Aus ihren Augen, aus ihren Fäusten,
aus ihren lautlos geduckten Schultern
zittert die Gier:
wie Bestien über Eure Leiber stürzen,
johlend nach Euern Herzen graben,
durch schwarze, rauchende Tempeltrümmer Eure gestürzten Götter schleifen!
Meine Krallen glimmen, meine Augen glühn . . .
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