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Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

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Doch unbekümmert um die neuste Mode
Stand dicht dabei die ältliche Kommode
Und unter einem Kreuz von Elfenbein
Das Bild von deinem todten Mütterlein.
Wie tief im Traum sah lächelnd es hernieder
Auf ein zerlesnes Buch: "das Buch der Lieder"!
Vom Blumenbrett, das sich ums Fenster bog,
Um alles das ein süßes Duften flog.
Und dort ja hingen auch die beiden Schilder,
Verzeih! ich meine deine Landschaftsbilder!
Denn du hast recht: die reine Phantasie
Und farbenschillernd wie ein Kolibri!
Rechts hing der Watzmann, links der Gamsgarkogel
Und zwischen beiden ein Kanarienvogel.
Du selber aber, häubchenüberdeckt,
Ein weißes Schürzchen vor die Brust gesteckt,
Du schobst nun grad mit hausfraulicher Miene
Den Spiritus in deine Kochmaschine.
Ein kurzer Aufblick dann, ein leiser Schrei,
Und eins und eins, wie immer, waren zwei!
Drauf, wie ich mich schon oft ließ unterjochen,
Sollt ich auch heute mit dir Kaffe kochen.
Ich lärmte; doch was half mir mein Protest?
Ein kußersticktes Lachen war der Rest!
Und als ein vielgewandter junger Dichter
Hielt ich galant dir nun den Kaffetrichter.
Doch unbekümmert um die neuſte Mode
Stand dicht dabei die ältliche Kommode
Und unter einem Kreuz von Elfenbein
Das Bild von deinem todten Mütterlein.
Wie tief im Traum ſah lächelnd es hernieder
Auf ein zerleſnes Buch: „das Buch der Lieder“!
Vom Blumenbrett, das ſich ums Fenſter bog,
Um alles das ein ſüßes Duften flog.
Und dort ja hingen auch die beiden Schilder,
Verzeih! ich meine deine Landſchaftsbilder!
Denn du haſt recht: die reine Phantaſie
Und farbenſchillernd wie ein Kolibri!
Rechts hing der Watzmann, links der Gamsgarkogel
Und zwiſchen beiden ein Kanarienvogel.
Du ſelber aber, häubchenüberdeckt,
Ein weißes Schürzchen vor die Bruſt geſteckt,
Du ſchobſt nun grad mit hausfraulicher Miene
Den Spiritus in deine Kochmaſchine.
Ein kurzer Aufblick dann, ein leiſer Schrei,
Und eins und eins, wie immer, waren zwei!
Drauf, wie ich mich ſchon oft ließ unterjochen,
Sollt ich auch heute mit dir Kaffe kochen.
Ich lärmte; doch was half mir mein Proteſt?
Ein kußerſticktes Lachen war der Reſt!
Und als ein vielgewandter junger Dichter
Hielt ich galant dir nun den Kaffetrichter.
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[41/0063] Doch unbekümmert um die neuſte Mode Stand dicht dabei die ältliche Kommode Und unter einem Kreuz von Elfenbein Das Bild von deinem todten Mütterlein. Wie tief im Traum ſah lächelnd es hernieder Auf ein zerleſnes Buch: „das Buch der Lieder“! Vom Blumenbrett, das ſich ums Fenſter bog, Um alles das ein ſüßes Duften flog. Und dort ja hingen auch die beiden Schilder, Verzeih! ich meine deine Landſchaftsbilder! Denn du haſt recht: die reine Phantaſie Und farbenſchillernd wie ein Kolibri! Rechts hing der Watzmann, links der Gamsgarkogel Und zwiſchen beiden ein Kanarienvogel. Du ſelber aber, häubchenüberdeckt, Ein weißes Schürzchen vor die Bruſt geſteckt, Du ſchobſt nun grad mit hausfraulicher Miene Den Spiritus in deine Kochmaſchine. Ein kurzer Aufblick dann, ein leiſer Schrei, Und eins und eins, wie immer, waren zwei! Drauf, wie ich mich ſchon oft ließ unterjochen, Sollt ich auch heute mit dir Kaffe kochen. Ich lärmte; doch was half mir mein Proteſt? Ein kußerſticktes Lachen war der Reſt! Und als ein vielgewandter junger Dichter Hielt ich galant dir nun den Kaffetrichter.

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Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/63>, abgerufen am 22.11.2024.