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Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

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Du bist ein Schuft, den nicht sein Handwerk reut,
Ein Schuft, der's gut meint mit der "bösen" Welt,
Ein Schuft, der sich für furchtbar ehrlich hält,
Und so wie du, sind's Millionen heut!! ....
Ihr lebt ja alle, alle nur vom Schein
Und heult und winselt: Recht hat nur die Macht!
Und Euch soll dieses Buch ein Anker sein,
Ein Hoffnungsanker, der den Sturm verlacht??
Ich Thor! daß ich, gerührt vom Schrei der Noth,
Mein warmes Herzblut in mein Lied verspritzt!
Daß ich nicht donnerte, daß ich geblitzt!
Daß ich euch Kampf bot, Kampf bis in den Tod!
Nun wird dies Buch, verlästert und verkannt,
Von Herz zu Herz um Liebe betteln gehn,
Vor vielen Thüren wird es trauernd stehn,
Nur hie und da drückt's eine Freundeshand.
Und doch, was fasl' ich da? Ihr habt ja Recht!
Es ist zu wenig a la mode-kost,
Es ist kein nachgemachter Talmimost,
Und seine Thränen sind mitunter echt!
Du biſt ein Schuft, den nicht ſein Handwerk reut,
Ein Schuft, der's gut meint mit der „böſen“ Welt,
Ein Schuft, der ſich für furchtbar ehrlich hält,
Und ſo wie du, ſind's Millionen heut!! ....
Ihr lebt ja alle, alle nur vom Schein
Und heult und winſelt: Recht hat nur die Macht!
Und Euch ſoll dieſes Buch ein Anker ſein,
Ein Hoffnungsanker, der den Sturm verlacht??
Ich Thor! daß ich, gerührt vom Schrei der Noth,
Mein warmes Herzblut in mein Lied verſpritzt!
Daß ich nicht donnerte, daß ich geblitzt!
Daß ich euch Kampf bot, Kampf bis in den Tod!
Nun wird dies Buch, verläſtert und verkannt,
Von Herz zu Herz um Liebe betteln gehn,
Vor vielen Thüren wird es trauernd ſtehn,
Nur hie und da drückt's eine Freundeshand.
Und doch, was faſl' ich da? Ihr habt ja Recht!
Es iſt zu wenig à la mode-koſt,
Es iſt kein nachgemachter Talmimoſt,
Und ſeine Thränen ſind mitunter echt!
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[428/0450] Du biſt ein Schuft, den nicht ſein Handwerk reut, Ein Schuft, der's gut meint mit der „böſen“ Welt, Ein Schuft, der ſich für furchtbar ehrlich hält, Und ſo wie du, ſind's Millionen heut!! .... Ihr lebt ja alle, alle nur vom Schein Und heult und winſelt: Recht hat nur die Macht! Und Euch ſoll dieſes Buch ein Anker ſein, Ein Hoffnungsanker, der den Sturm verlacht?? Ich Thor! daß ich, gerührt vom Schrei der Noth, Mein warmes Herzblut in mein Lied verſpritzt! Daß ich nicht donnerte, daß ich geblitzt! Daß ich euch Kampf bot, Kampf bis in den Tod! Nun wird dies Buch, verläſtert und verkannt, Von Herz zu Herz um Liebe betteln gehn, Vor vielen Thüren wird es trauernd ſtehn, Nur hie und da drückt's eine Freundeshand. Und doch, was faſl' ich da? Ihr habt ja Recht! Es iſt zu wenig à la mode-koſt, Es iſt kein nachgemachter Talmimoſt, Und ſeine Thränen ſind mitunter echt!

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Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/450>, abgerufen am 22.11.2024.