Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtzmann, Georg: Leich: vnd Leydtpredigt/ Aus dem schönen Gleichnüß Christi/ Luce am 13. Vom Feigenbaum/ etc. Magdeburg, 1613.

Bild:
<< vorherige Seite

tig gewesen / andern gratificiret, vnd darüber jhr eigen Bestes hindan gesetzet. Vom Dionysio dem Tyrannen in Sicilia lieset man / das er so stoltz gewesen / vnnd niemand hören wöllen / wenn er jhm nicht einen Fußfall gethan: Als nun auff eine zeit ein vornehmer gelehrter Mann / mit Namen Aristippus, für einen seiner Freunde stehend bat / wolte jhm Dionysius kein audients geben / Da er aber für jhm niederfiel / hörete vnd gewehrete er jhn seiner Bitte. Dieses wird dem Aristippo von etlichen vorwiesen: quod sordide so gessisset, er solte dem Tyrannen keinen Fußfall gethan haben / es were jhm schimpfflich: Darauff hat er geantworet: Non ego sum in culpa, sed Dionysius, qui aures habet in pedibus; Ich hab hieran keine Schuld / sondern Dionysius, der die Ohren in den Füssen hat. Ein solcher stoltzer Geist ist in vnserm seligen Herrn nicht gewest.

6. Fructus.

Die sechste Frucht ist: Ingenij & judicij sagacitas. Es ist S. F. G. ein weiser vnd gelehrter Herr gewesen / so verständig vnnd geschickt / als ein Fürst im Reich etwa seyn möchte / welchs aus Mund: vnnd Schrifftlichen documentis genugsam offenbahr / S. F. G. haben offt weit sehen können / derselbigen Schreiben von einer vnd ander Sachen gethan / haben Hände vnd Füsse / darin offt mit wenig / aber wichtigen vnd nachdencklichen Worten / sehr viel begriffen wird / Profundum habuit in pectore sulcum, wie Erasmus von Luthero sol gesagt haben / Ingenium, memoria & judicium ist in S. F. G. sehr trefflich gut vnd sinreich gewesen.

7. Fructus.

Die siebende Frucht ist: Sudor assiduus seu laboriositas, S. F. G. haben jhr Brod nicht in Müssiggang verzehret / sind sehr geschefftig vnd arbeitsam jederzeit gewesen / haben offt weder nacht oder Tag geruhet / vnd wenn sie etwas wichtiges vorgehabt / nicht nachgelassen / biß es continuiret vnd vollendet / die arbeit so S. F. G. im schreiben verrichtet / solten jr wol viel Doctores nicht nachthun.

8. Fructus. Ephes. 5.

Die achte Frucht ist: Sobrietas, Weil aus vbrigem fressen vnnd sauffen nichts guts kömpt: So haben S. F. G. sich hierinn

tig gewesen / andern gratificiret, vnd darüber jhr eigen Bestes hindan gesetzet. Vom Dionysio dem Tyrannen in Sicilia lieset man / das er so stoltz gewesen / vnnd niemand hören wöllen / wenn er jhm nicht einen Fußfall gethan: Als nun auff eine zeit ein vornehmer gelehrter Mann / mit Namen Aristippus, für einen seiner Freunde stehend bat / wolte jhm Dionysius kein audients geben / Da er aber für jhm niederfiel / hörete vnd gewehrete er jhn seiner Bitte. Dieses wird dem Aristippo von etlichen vorwiesen: quod sordide so gessisset, er solte dem Tyrannen keinen Fußfall gethan haben / es were jhm schimpfflich: Darauff hat er geantworet: Non ego sum in culpa, sed Dionysius, qui aures habet in pedibus; Ich hab hieran keine Schuld / sondern Dionysius, der die Ohren in den Füssen hat. Ein solcher stoltzer Geist ist in vnserm seligen Herrn nicht gewest.

6. Fructus.

Die sechste Frucht ist: Ingenij & judicij sagacitas. Es ist S. F. G. ein weiser vnd gelehrter Herr gewesen / so verständig vnnd geschickt / als ein Fürst im Reich etwa seyn möchte / welchs aus Mũd: vnnd Schrifftlichen documentis genugsam offenbahr / S. F. G. haben offt weit sehen können / derselbigen Schreiben von einer vnd ander Sachen gethan / haben Hände vnd Füsse / darin offt mit wenig / aber wichtigen vnd nachdencklichen Worten / sehr viel begriffen wird / Profundum habuit in pectore sulcum, wie Erasmus von Luthero sol gesagt haben / Ingenium, memoria & judicium ist in S. F. G. sehr trefflich gut vnd sinreich gewesen.

7. Fructus.

Die siebende Frucht ist: Sudor assiduus seu laboriositas, S. F. G. haben jhr Brod nicht in Müssiggang verzehret / sind sehr geschefftig vnd arbeitsam jederzeit gewesen / haben offt weder nacht oder Tag geruhet / vnd wenn sie etwas wichtiges vorgehabt / nicht nachgelassen / biß es cõtinuiret vnd vollendet / die arbeit so S. F. G. im schreibẽ verrichtet / solten jr wol viel Doctores nicht nachthun.

8. Fructus. Ephes. 5.

Die achte Frucht ist: Sobrietas, Weil aus vbrigem fressen vnnd sauffen nichts guts kömpt: So haben S. F. G. sich hierinn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0038"/>
tig gewesen /                      andern gratificiret, vnd darüber jhr eigen Bestes hindan gesetzet. Vom Dionysio                      dem Tyrannen in Sicilia lieset man / das er so stoltz gewesen / vnnd niemand                      hören wöllen / wenn er jhm nicht einen Fußfall gethan: Als nun auff eine zeit                      ein vornehmer gelehrter Mann / mit Namen Aristippus, für einen seiner Freunde                      stehend bat / wolte jhm Dionysius kein audients geben / Da er aber für jhm                      niederfiel / hörete vnd gewehrete er jhn seiner Bitte. Dieses wird dem Aristippo                      von etlichen vorwiesen: quod sordide so gessisset, er solte dem Tyrannen keinen                      Fußfall gethan haben / es were jhm schimpfflich: Darauff hat er geantworet: Non                      ego sum in culpa, sed Dionysius, qui aures habet in pedibus; Ich hab hieran                      keine Schuld / sondern Dionysius, der die Ohren in den Füssen hat. Ein solcher                      stoltzer Geist ist in vnserm seligen Herrn nicht gewest.</p>
        <note place="left">6. Fructus.</note>
        <p>Die sechste Frucht ist: Ingenij &amp; judicij sagacitas. Es ist S. F. G. ein                      weiser vnd gelehrter Herr gewesen / so verständig vnnd geschickt / als ein Fürst                      im Reich etwa seyn möchte / welchs aus Mu&#x0303;d: vnnd Schrifftlichen                      documentis genugsam offenbahr / S. F. G. haben offt weit sehen können /                      derselbigen Schreiben von einer vnd ander Sachen gethan / haben Hände vnd Füsse                      / darin offt mit wenig / aber wichtigen vnd nachdencklichen Worten / sehr viel                      begriffen wird / Profundum habuit in pectore sulcum, wie Erasmus von Luthero sol                      gesagt haben / Ingenium, memoria &amp; judicium ist in S. F. G. sehr trefflich                      gut vnd sinreich gewesen.</p>
        <note place="left">7. Fructus.</note>
        <p>Die siebende Frucht ist: Sudor assiduus seu laboriositas, S. F. G. haben jhr Brod                      nicht in Müssiggang verzehret / sind sehr geschefftig vnd arbeitsam jederzeit                      gewesen / haben offt weder nacht oder Tag geruhet / vnd wenn sie etwas wichtiges                      vorgehabt / nicht nachgelassen / biß es co&#x0303;tinuiret vnd vollendet                      / die arbeit so S. F. G. im schreibe&#x0303; verrichtet / solten jr wol                      viel Doctores nicht nachthun.</p>
        <note place="left">8. Fructus. Ephes. 5.</note>
        <p>Die achte Frucht ist: Sobrietas, Weil aus vbrigem fressen vnnd sauffen nichts                      guts kömpt: So haben S. F. G. sich hierinn
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0038] tig gewesen / andern gratificiret, vnd darüber jhr eigen Bestes hindan gesetzet. Vom Dionysio dem Tyrannen in Sicilia lieset man / das er so stoltz gewesen / vnnd niemand hören wöllen / wenn er jhm nicht einen Fußfall gethan: Als nun auff eine zeit ein vornehmer gelehrter Mann / mit Namen Aristippus, für einen seiner Freunde stehend bat / wolte jhm Dionysius kein audients geben / Da er aber für jhm niederfiel / hörete vnd gewehrete er jhn seiner Bitte. Dieses wird dem Aristippo von etlichen vorwiesen: quod sordide so gessisset, er solte dem Tyrannen keinen Fußfall gethan haben / es were jhm schimpfflich: Darauff hat er geantworet: Non ego sum in culpa, sed Dionysius, qui aures habet in pedibus; Ich hab hieran keine Schuld / sondern Dionysius, der die Ohren in den Füssen hat. Ein solcher stoltzer Geist ist in vnserm seligen Herrn nicht gewest. Die sechste Frucht ist: Ingenij & judicij sagacitas. Es ist S. F. G. ein weiser vnd gelehrter Herr gewesen / so verständig vnnd geschickt / als ein Fürst im Reich etwa seyn möchte / welchs aus Mũd: vnnd Schrifftlichen documentis genugsam offenbahr / S. F. G. haben offt weit sehen können / derselbigen Schreiben von einer vnd ander Sachen gethan / haben Hände vnd Füsse / darin offt mit wenig / aber wichtigen vnd nachdencklichen Worten / sehr viel begriffen wird / Profundum habuit in pectore sulcum, wie Erasmus von Luthero sol gesagt haben / Ingenium, memoria & judicium ist in S. F. G. sehr trefflich gut vnd sinreich gewesen. Die siebende Frucht ist: Sudor assiduus seu laboriositas, S. F. G. haben jhr Brod nicht in Müssiggang verzehret / sind sehr geschefftig vnd arbeitsam jederzeit gewesen / haben offt weder nacht oder Tag geruhet / vnd wenn sie etwas wichtiges vorgehabt / nicht nachgelassen / biß es cõtinuiret vnd vollendet / die arbeit so S. F. G. im schreibẽ verrichtet / solten jr wol viel Doctores nicht nachthun. Die achte Frucht ist: Sobrietas, Weil aus vbrigem fressen vnnd sauffen nichts guts kömpt: So haben S. F. G. sich hierinn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtzmann_leichpredigt_1613
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtzmann_leichpredigt_1613/38
Zitationshilfe: Holtzmann, Georg: Leich: vnd Leydtpredigt/ Aus dem schönen Gleichnüß Christi/ Luce am 13. Vom Feigenbaum/ etc. Magdeburg, 1613, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtzmann_leichpredigt_1613/38>, abgerufen am 21.11.2024.