Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852."Und giebt es Deren?" Es giebt Deren. Glauben Sie mir, bei der "Das ist aber eine traurige Ansicht von der Welt; Die Welt ist auch nicht lustig, Herr Baron; ich Die Vagabunden. IV. 6
„Und giebt es Deren?“ Es giebt Deren. Glauben Sie mir, bei der „Das iſt aber eine traurige Anſicht von der Welt; Die Welt iſt auch nicht luſtig, Herr Baron; ich Die Vagabunden. IV. 6
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„Und giebt es Deren?“
Es giebt Deren. Glauben Sie mir, bei der
Mehrzahl jener zweibeinigen Geſchoͤpfe, die ſich das
Recht anmaßen, Menſchen genannt zu werden, kommt
es nur darauf an, ſie einzuſchuͤchtern, ihnen frech ent-
gegen zu treten, ſie in Grund und Boden zu ſprechen.
Geſchmack, eigenen, ſelbſtſtaͤndigen Geſchmack beſitzen
und uͤben die Wenigſten; ſogar unter denen, die ſich
fuͤr gebildete Leute halten, iſt er ſelten. Das kommt
einem rohen, unverſchaͤmten Luͤmmel, von Jhres
Nachbars Gattung, zu Gute. Er redet ihnen ein,
daß er ein Kunſt redner ſei und Niemand fragt, ob
es wahr iſt. Die Zeit wird ihnen freilich fuͤrchterlich
lang waͤhrend ſolchen Deklamatoriums, aber ich
fuͤrchte, ſie wuͤrde ihnen noch laͤnger werden, wenn
der Mann wirklich gut, einfach und natuͤrlich vor-
truͤge, waͤhrend er jetzt gerade das Gegentheil thut.
Jch habe gefunden, daß verhaͤltnißmaͤßig alles Nie-
dere, Schlechte, Gemeine auf Erden die beſte Auf-
nahme findet.
„Das iſt aber eine traurige Anſicht von der Welt;
und gar fuͤr einen Kuͤnſtler.“ —
Die Welt iſt auch nicht luſtig, Herr Baron; ich
finde ſie ſehr traurig fuͤr einen Kuͤnſtler: warum ſoll
Die Vagabunden. IV. 6
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