Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.ihm übrig? Thut er nicht am Besten, sich in stille Ja, ich verstehe seine Sehnsucht nach Liebenau, Schkramprl hatte ihm bereits Lebewohl gesagt, ihm uͤbrig? Thut er nicht am Beſten, ſich in ſtille Ja, ich verſtehe ſeine Sehnſucht nach Liebenau, Schkramprl hatte ihm bereits Lebewohl geſagt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0067" n="63"/> ihm uͤbrig? Thut er nicht am Beſten, ſich in ſtille<lb/> Vergeſſenheit zu fluͤchten, dem Leben zu entweichen,<lb/> und dem Laͤrm des Lebens? Scheint er nicht vom<lb/> Schickſal dazu beſtimmt, jeder Hoffnung entſagen zu<lb/> muͤſſen? Verfolgt ihn das Ungluͤck nicht bei jedem<lb/> Schritte, den er, vom Gluͤcke gelockt und getaͤuſcht,<lb/> zu unternehmen wagte? Jmmer beſſer, daß er auf<lb/> der kleinen Erdſcholle, die er ſein nennt, das lang-<lb/> ſam hinwelkende, lebloſe Leben einer verkuͤmmernden<lb/> Pflanze durchmache, als daß er auf’s Neue in gefaͤhr-<lb/> liche Konflikte gebracht, ihnen unterliege und ein<lb/> ſchmachvolles Ende nehme.</p><lb/> <p>Ja, ich verſtehe ſeine Sehnſucht nach Liebenau,<lb/> nach ſeinem Haͤuschen, nach Einſamkeit! Jch begreife<lb/> ſeinen Ueberdruß an Allem was Menſchen heißt, und<lb/> Welt, und Leben! Jch hoͤre deutlich den Wiederhall<lb/> eines Liedchens, welches er ſummte und ſang, waͤh-<lb/> rend er, noch matt und ſchwach, ſein Buͤndel ſchnuͤrte<lb/> und deſſen letzte Zeile ſich immer wiederholte:<lb/><hi rendition="#et">„Bin müde, bin müde, laßt ſchlafen mich geh’n!“</hi></p><lb/> <p>Schkramprl hatte ihm bereits Lebewohl geſagt,<lb/> und er hatte nur fluͤchtigen Abſchied genommen, unter<lb/> dem Vorwande, daß unzaͤhlige Beſtellungen und<lb/> Einladungen ihn riefen, daß Milliarden von Ratten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [63/0067]
ihm uͤbrig? Thut er nicht am Beſten, ſich in ſtille
Vergeſſenheit zu fluͤchten, dem Leben zu entweichen,
und dem Laͤrm des Lebens? Scheint er nicht vom
Schickſal dazu beſtimmt, jeder Hoffnung entſagen zu
muͤſſen? Verfolgt ihn das Ungluͤck nicht bei jedem
Schritte, den er, vom Gluͤcke gelockt und getaͤuſcht,
zu unternehmen wagte? Jmmer beſſer, daß er auf
der kleinen Erdſcholle, die er ſein nennt, das lang-
ſam hinwelkende, lebloſe Leben einer verkuͤmmernden
Pflanze durchmache, als daß er auf’s Neue in gefaͤhr-
liche Konflikte gebracht, ihnen unterliege und ein
ſchmachvolles Ende nehme.
Ja, ich verſtehe ſeine Sehnſucht nach Liebenau,
nach ſeinem Haͤuschen, nach Einſamkeit! Jch begreife
ſeinen Ueberdruß an Allem was Menſchen heißt, und
Welt, und Leben! Jch hoͤre deutlich den Wiederhall
eines Liedchens, welches er ſummte und ſang, waͤh-
rend er, noch matt und ſchwach, ſein Buͤndel ſchnuͤrte
und deſſen letzte Zeile ſich immer wiederholte:
„Bin müde, bin müde, laßt ſchlafen mich geh’n!“
Schkramprl hatte ihm bereits Lebewohl geſagt,
und er hatte nur fluͤchtigen Abſchied genommen, unter
dem Vorwande, daß unzaͤhlige Beſtellungen und
Einladungen ihn riefen, daß Milliarden von Ratten
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