was möchtet ihr Euch wohl wünschen, wenn ein Zau- berer, oder um im Laufe der natürlichen Begebenhei- ten zu bleiben, ein Kaiser, König, Herzog -- was es nun wäre, -- Euch unbedingte Erfüllung jedes recht herzhaften Wunsches im Voraus zusagte? Was würdet ihr dann verlangen? Thut mir die Liebe und sagt mir das. Nur, daß die Zeit vergeht, die hier im Forsthause, ohne Schmeichelei gesagt, niederträch- tig langsam vom Flecke kommt. Sagt mir's. Jch baue gern Luftschlösser. Jhr nicht?
"Jch auch," erwiederte Anton. "Und früher liebt ich, sie aufzurichten bis an die Wolken. Jetzt würd' ich mich mit kleineren Wünschen begnügen; freilich immer noch zu groß, immer noch viel zu hoch und stolz, für die Stellung die mir auf Erden angewiesen bleibt. Jch würde, -- wenn wir denn doch nun einmal wie die Kinder spielen, so mag es sein, -- würde mir wünschen, daß Liebenau, jenes heimliche, traute Dorf, wo ich meine Knabenjahre verlebte, mit seinen Feldern und ach, seinen Wäldern, mein wäre; mein wirkliches Eigenthum. Daß ich dort einzöge, als schuldenfreier, wohlhabender Besitzer.
Dann würde ich (ziemlich weit von hier, doch wenn man Geld hat, kann man schnell reisen) einen
was moͤchtet ihr Euch wohl wuͤnſchen, wenn ein Zau- berer, oder um im Laufe der natuͤrlichen Begebenhei- ten zu bleiben, ein Kaiſer, Koͤnig, Herzog — was es nun waͤre, — Euch unbedingte Erfuͤllung jedes recht herzhaften Wunſches im Voraus zuſagte? Was wuͤrdet ihr dann verlangen? Thut mir die Liebe und ſagt mir das. Nur, daß die Zeit vergeht, die hier im Forſthauſe, ohne Schmeichelei geſagt, niedertraͤch- tig langſam vom Flecke kommt. Sagt mir’s. Jch baue gern Luftſchloͤſſer. Jhr nicht?
„Jch auch,“ erwiederte Anton. „Und fruͤher liebt ich, ſie aufzurichten bis an die Wolken. Jetzt wuͤrd’ ich mich mit kleineren Wuͤnſchen begnuͤgen; freilich immer noch zu groß, immer noch viel zu hoch und ſtolz, fuͤr die Stellung die mir auf Erden angewieſen bleibt. Jch wuͤrde, — wenn wir denn doch nun einmal wie die Kinder ſpielen, ſo mag es ſein, — wuͤrde mir wuͤnſchen, daß Liebenau, jenes heimliche, traute Dorf, wo ich meine Knabenjahre verlebte, mit ſeinen Feldern und ach, ſeinen Waͤldern, mein waͤre; mein wirkliches Eigenthum. Daß ich dort einzoͤge, als ſchuldenfreier, wohlhabender Beſitzer.
Dann wuͤrde ich (ziemlich weit von hier, doch wenn man Geld hat, kann man ſchnell reiſen) einen
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was moͤchtet ihr Euch wohl wuͤnſchen, wenn ein Zau-
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ten zu bleiben, ein Kaiſer, Koͤnig, Herzog — was
es nun waͤre, — Euch unbedingte Erfuͤllung jedes
recht herzhaften Wunſches im Voraus zuſagte? Was
wuͤrdet ihr dann verlangen? Thut mir die Liebe und
ſagt mir das. Nur, daß die Zeit vergeht, die hier
im Forſthauſe, ohne Schmeichelei geſagt, niedertraͤch-
tig langſam vom Flecke kommt. Sagt mir’s. Jch
baue gern Luftſchloͤſſer. Jhr nicht?
„Jch auch,“ erwiederte Anton. „Und fruͤher liebt
ich, ſie aufzurichten bis an die Wolken. Jetzt wuͤrd’
ich mich mit kleineren Wuͤnſchen begnuͤgen; freilich
immer noch zu groß, immer noch viel zu hoch und
ſtolz, fuͤr die Stellung die mir auf Erden angewieſen
bleibt. Jch wuͤrde, — wenn wir denn doch nun
einmal wie die Kinder ſpielen, ſo mag es ſein, —
wuͤrde mir wuͤnſchen, daß Liebenau, jenes heimliche,
traute Dorf, wo ich meine Knabenjahre verlebte, mit
ſeinen Feldern und ach, ſeinen Waͤldern, mein waͤre;
mein wirkliches Eigenthum. Daß ich dort einzoͤge,
als ſchuldenfreier, wohlhabender Beſitzer.
Dann wuͤrde ich (ziemlich weit von hier, doch
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/62>, abgerufen am 05.07.2024.
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