Wundern, die eine gute Natur bewirkt! O, man kennt diese Sprache. Sie ist die Einleitung in das große Trauerspiel!
Also diese Strafe wäre mir zuerkannt? Sie ist furchtbar streng; doch wehe mir, ich darf nicht läug- nen, daß sie gerecht ist! Auch unterliegend, muß ich's bekennen: ich habe sie verdient. Ja, ich habe sie ver- dient, da ich wahnsinnig gemurrt und geklagt, daß ich meine Freiheit einbüßte; daß ich nicht mehr, wie früher, ohne Pflicht, ohne Beruf planlos umher- schleudern und jeder Lockung des Augenblicks, sei es immerhin die nichtigste, frivolste, nachgeben dürfe; daß ich meiner Jugend durch den Ehestand beraubt sei. Undankbar gegen Gott und Menschen bin ich gewesen; ruchlos verkannt und geringgeschätzt hab' ich die Fülle von Segnungen, die mir Unwürdigem zu Theil ward: und die zürnenden Mächte hab' ich auf- gestört durch leichtsinnigen Frevel! Treue Liebe und Hingebung standen mir zur Seite, -- ich sehnte mich nach Freiheit! das heißt: ich wünschte mir die Tage zurück, wo ich kein Herz, keine Seele mein nennen dürfen? Da wirst Du nun bald empfinden, was es heißt, wieder allein steh'n. Da wirst Du nun bald wieder frei sein, Elender, und wirst nicht wissen, was
Wundern, die eine gute Natur bewirkt! O, man kennt dieſe Sprache. Sie iſt die Einleitung in das große Trauerſpiel!
Alſo dieſe Strafe waͤre mir zuerkannt? Sie iſt furchtbar ſtreng; doch wehe mir, ich darf nicht laͤug- nen, daß ſie gerecht iſt! Auch unterliegend, muß ich’s bekennen: ich habe ſie verdient. Ja, ich habe ſie ver- dient, da ich wahnſinnig gemurrt und geklagt, daß ich meine Freiheit einbuͤßte; daß ich nicht mehr, wie fruͤher, ohne Pflicht, ohne Beruf planlos umher- ſchleudern und jeder Lockung des Augenblicks, ſei es immerhin die nichtigſte, frivolſte, nachgeben duͤrfe; daß ich meiner Jugend durch den Eheſtand beraubt ſei. Undankbar gegen Gott und Menſchen bin ich geweſen; ruchlos verkannt und geringgeſchaͤtzt hab’ ich die Fuͤlle von Segnungen, die mir Unwuͤrdigem zu Theil ward: und die zuͤrnenden Maͤchte hab’ ich auf- geſtoͤrt durch leichtſinnigen Frevel! Treue Liebe und Hingebung ſtanden mir zur Seite, — ich ſehnte mich nach Freiheit! das heißt: ich wuͤnſchte mir die Tage zuruͤck, wo ich kein Herz, keine Seele mein nennen duͤrfen? Da wirſt Du nun bald empfinden, was es heißt, wieder allein ſteh’n. Da wirſt Du nun bald wieder frei ſein, Elender, und wirſt nicht wiſſen, was
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Wundern, die eine gute Natur bewirkt! O, man
kennt dieſe Sprache. Sie iſt die Einleitung in das
große Trauerſpiel!
Alſo dieſe Strafe waͤre mir zuerkannt? Sie iſt
furchtbar ſtreng; doch wehe mir, ich darf nicht laͤug-
nen, daß ſie gerecht iſt! Auch unterliegend, muß ich’s
bekennen: ich habe ſie verdient. Ja, ich habe ſie ver-
dient, da ich wahnſinnig gemurrt und geklagt, daß
ich meine Freiheit einbuͤßte; daß ich nicht mehr, wie
fruͤher, ohne Pflicht, ohne Beruf planlos umher-
ſchleudern und jeder Lockung des Augenblicks, ſei es
immerhin die nichtigſte, frivolſte, nachgeben duͤrfe;
daß ich meiner Jugend durch den Eheſtand beraubt
ſei. Undankbar gegen Gott und Menſchen bin ich
geweſen; ruchlos verkannt und geringgeſchaͤtzt hab’ ich
die Fuͤlle von Segnungen, die mir Unwuͤrdigem zu
Theil ward: und die zuͤrnenden Maͤchte hab’ ich auf-
geſtoͤrt durch leichtſinnigen Frevel! Treue Liebe und
Hingebung ſtanden mir zur Seite, — ich ſehnte mich
nach Freiheit! das heißt: ich wuͤnſchte mir die Tage
zuruͤck, wo ich kein Herz, keine Seele mein nennen
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wieder frei ſein, Elender, und wirſt nicht wiſſen, was
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/194>, abgerufen am 05.07.2024.
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