Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.Anton plauderte mit ihnen, herzlich und ver- Der Eine nannte ihn Herr Goksch, der Andere Anton sah einen Seitenweg, längst dem frischge- "Ueber die Wiesen, auf die Landstraße nach Behüt' Euch Gott, Jhr Leute, rief er aus, trieb *) Gärtner wurden in jenen Gegenden alle ländlichen
Hausbesitzer genannt, die nicht wirkliche Bauern waren, und wurden in Frei- und Hofegärtner getheilt. Anton plauderte mit ihnen, herzlich und ver- Der Eine nannte ihn Herr Gokſch, der Andere Anton ſah einen Seitenweg, laͤngſt dem friſchge- „Ueber die Wieſen, auf die Landſtraße nach Behuͤt’ Euch Gott, Jhr Leute, rief er aus, trieb *) Gärtner wurden in jenen Gegenden alle ländlichen
Hausbeſitzer genannt, die nicht wirkliche Bauern waren, und wurden in Frei- und Hofegärtner getheilt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0173" n="169"/> <p>Anton plauderte mit ihnen, herzlich und ver-<lb/> traulich.</p><lb/> <p>Der Eine nannte ihn Herr Gokſch, der Andere<lb/> Hahn, ein Dritter Musje Anton und ein altes Gaͤrt-<lb/> ner<note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Gärtner</hi> wurden in jenen Gegenden alle ländlichen<lb/> Hausbeſitzer genannt, die nicht wirkliche <hi rendition="#g">Bauern</hi> waren,<lb/> und wurden in Frei- und Hofegärtner getheilt.</note>-Weib redete ihn gar: geſtrenger Herr Korb-<lb/> macher von Ober-Liebenau! an, woruͤber er ſo heftig<lb/> lachte, daß alle Maͤdel mit zu lachen anfingen und<lb/> fuͤnf Minuten lang keine Hand anlegten, bis der Vor-<lb/> maͤher fragte: „Habt Jhr nu’ bald ausgekichert, Jhr<lb/> dummen Frauvoͤlker?“</p><lb/> <p>Anton ſah einen Seitenweg, laͤngſt dem friſchge-<lb/> maͤh’ten Stoppelfelde, den man, ſo lange die Frucht<lb/> ſtand, nicht bemerkt hatte, und fragte, wohin dieſer<lb/> fuͤhre?</p><lb/> <p>„Ueber die Wieſen, auf die Landſtraße nach<lb/> Polen!“ lautete die Antwort.</p><lb/> <p>Behuͤt’ Euch Gott, Jhr Leute, rief er aus, trieb<lb/> ſein Pferd an und flog dieſen Weg entlang. Jn einer<lb/> halben Stunde war der Graben erreicht, den er einſt<lb/> uͤberſpringen mußte, als er den Fußpfad von Eich-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [169/0173]
Anton plauderte mit ihnen, herzlich und ver-
traulich.
Der Eine nannte ihn Herr Gokſch, der Andere
Hahn, ein Dritter Musje Anton und ein altes Gaͤrt-
ner *)-Weib redete ihn gar: geſtrenger Herr Korb-
macher von Ober-Liebenau! an, woruͤber er ſo heftig
lachte, daß alle Maͤdel mit zu lachen anfingen und
fuͤnf Minuten lang keine Hand anlegten, bis der Vor-
maͤher fragte: „Habt Jhr nu’ bald ausgekichert, Jhr
dummen Frauvoͤlker?“
Anton ſah einen Seitenweg, laͤngſt dem friſchge-
maͤh’ten Stoppelfelde, den man, ſo lange die Frucht
ſtand, nicht bemerkt hatte, und fragte, wohin dieſer
fuͤhre?
„Ueber die Wieſen, auf die Landſtraße nach
Polen!“ lautete die Antwort.
Behuͤt’ Euch Gott, Jhr Leute, rief er aus, trieb
ſein Pferd an und flog dieſen Weg entlang. Jn einer
halben Stunde war der Graben erreicht, den er einſt
uͤberſpringen mußte, als er den Fußpfad von Eich-
*) Gärtner wurden in jenen Gegenden alle ländlichen
Hausbeſitzer genannt, die nicht wirkliche Bauern waren,
und wurden in Frei- und Hofegärtner getheilt.
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Zitationshilfe: | Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/173>, abgerufen am 16.02.2025. |