Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.Meinung, ich kann mir nicht helfen. Jch möchte, Da es mich nun jedesmal verdrüßlich macht, Was Du nicht willt, daß Dir geschicht, Das thu' auch keinem Andern nicht, mir von Kindheit auf eingeprägt worden ist, so halt' Meinung, ich kann mir nicht helfen. Jch moͤchte, Da es mich nun jedesmal verdruͤßlich macht, Was Du nicht willt, daß Dir geſchicht, Das thu’ auch keinem Andern nicht, mir von Kindheit auf eingepraͤgt worden iſt, ſo halt’ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0159" n="155"/> Meinung, ich kann mir nicht helfen. Jch moͤchte,<lb/> wenn ich mich mit einem Menſchen und ſeinem Schick-<lb/> ſale im Buche durch Dick und Duͤnn geſchlagen und<lb/> ihn nun endlich bis zu ſeiner Verheirathung mit einer<lb/> Geliebten begleitet habe, fuͤr mein Leben gern wiſſen,<lb/> wie es ihm und ihr ſpaͤterhin wohl erging? Wie ſie<lb/> mit einander gelebt? Und ob die Ehe, auf welche ſie<lb/> beide und ich mit ihnen drei Baͤnde lang warten muß-<lb/> ten, denn eine gluͤckliche geworden iſt? Durch wen<lb/> aber ſoll ich das erfahren, wenn mir’s der Autor nicht<lb/> ſagt? An die betreffenden Perſonen zu ſchreiben will<lb/> ſich ſelten ziemen, auch wenn man ihre Adreſſen<lb/> wuͤßte; denn Fragen dieſer Art ſind ſchwierig zu ſtel-<lb/> len und oft noch ſchwieriger zu beantworten.</p><lb/> <p>Da es mich nun jedesmal verdruͤßlich macht,<lb/> meine Neugier in aͤhnlichen Faͤllen unbefriedigt zu<lb/> ſehen, ſo denk’ ich, es koͤnnte unter meinen Leſern<lb/> manche geben, die meinen Geſchmack theilen? Und<lb/> da ferner das alte Spruͤchwort:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Was Du nicht willt, daß Dir geſchicht,</l><lb/> <l>Das thu’ auch keinem Andern nicht,</l> </lg><lb/> <p>mir von Kindheit auf eingepraͤgt worden iſt, ſo halt’<lb/> ich es fuͤr meine Schuldigkeit die Feder des Biogra-<lb/> phen nicht ſogleich nach der Hochzeit hinzulegen; viel-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0159]
Meinung, ich kann mir nicht helfen. Jch moͤchte,
wenn ich mich mit einem Menſchen und ſeinem Schick-
ſale im Buche durch Dick und Duͤnn geſchlagen und
ihn nun endlich bis zu ſeiner Verheirathung mit einer
Geliebten begleitet habe, fuͤr mein Leben gern wiſſen,
wie es ihm und ihr ſpaͤterhin wohl erging? Wie ſie
mit einander gelebt? Und ob die Ehe, auf welche ſie
beide und ich mit ihnen drei Baͤnde lang warten muß-
ten, denn eine gluͤckliche geworden iſt? Durch wen
aber ſoll ich das erfahren, wenn mir’s der Autor nicht
ſagt? An die betreffenden Perſonen zu ſchreiben will
ſich ſelten ziemen, auch wenn man ihre Adreſſen
wuͤßte; denn Fragen dieſer Art ſind ſchwierig zu ſtel-
len und oft noch ſchwieriger zu beantworten.
Da es mich nun jedesmal verdruͤßlich macht,
meine Neugier in aͤhnlichen Faͤllen unbefriedigt zu
ſehen, ſo denk’ ich, es koͤnnte unter meinen Leſern
manche geben, die meinen Geſchmack theilen? Und
da ferner das alte Spruͤchwort:
Was Du nicht willt, daß Dir geſchicht,
Das thu’ auch keinem Andern nicht,
mir von Kindheit auf eingepraͤgt worden iſt, ſo halt’
ich es fuͤr meine Schuldigkeit die Feder des Biogra-
phen nicht ſogleich nach der Hochzeit hinzulegen; viel-
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