Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.wir können's ihr dreist gestehen, daß ihr Herr Gemahl Anton schlug die Augen nieder. "Er liebt!" rief Ottilie aus, indem sie freudig ihre wir koͤnnen’s ihr dreiſt geſtehen, daß ihr Herr Gemahl Anton ſchlug die Augen nieder. „Er liebt!“ rief Ottilie aus, indem ſie freudig ihre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0129" n="125"/> wir koͤnnen’s ihr dreiſt geſtehen, daß ihr Herr Gemahl<lb/> mein Liebhaber, daß ich ſein Braͤutchen war, als er<lb/> noch keine Struͤmpfe trug und Stiefeln fuͤr Luxus<lb/> hielt. Ja, er wird kommen, ſie wird kommen, mein<lb/> kleines Nonnenkloſter mit ihren froͤhlichen Geſichtern<lb/> zu ſchmuͤcken; und ihre Kinder werden ſie mir brin-<lb/> gen; die werden mich Tante Tieletunke nennen, wer-<lb/> den alle Blumen im Gaͤrtchen abreißen, alle Fruͤchte<lb/> von Strauch und Zweig ſchuͤtteln, werden das ganze<lb/> Haus umkehren, und ich werde ſie niemals auszan-<lb/> ken, denn es ſind Anton’s Kinder. Und wenn ein<lb/> Maͤdchen darunter iſt, heißt es Ottilie, denn ich hab’<lb/> es uͤber die Taufe gehalten, hab’ es mit meinen<lb/> Thraͤnen noch einmal getauft, — doch es ſind Freu-<lb/> denthraͤnen. Und Jhr alle werdet mich lieb haben<lb/> und ich Euch! Nicht wahr, Freund Anton? Es waͤre<lb/> Alles vorhanden, was wir brauchen zum haͤuslichen<lb/> Gluͤcke ... wo iſt die junge Frau?“</p><lb/> <p>Anton ſchlug die Augen nieder.</p><lb/> <p>„Er liebt!“ rief Ottilie aus, indem ſie freudig ihre<lb/> Haͤnde zuſammenſchlug; „er liebt! ich ſeh’ es an die-<lb/> ſem verſchaͤmten Schweigen. Er liebt eine And’re<lb/> und er kam, ſeine Hand <hi rendition="#g">mir</hi> anzubieten! Da iſt die<lb/> Luft nicht rein; da haͤngen graue Wolken! Geſchwind,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [125/0129]
wir koͤnnen’s ihr dreiſt geſtehen, daß ihr Herr Gemahl
mein Liebhaber, daß ich ſein Braͤutchen war, als er
noch keine Struͤmpfe trug und Stiefeln fuͤr Luxus
hielt. Ja, er wird kommen, ſie wird kommen, mein
kleines Nonnenkloſter mit ihren froͤhlichen Geſichtern
zu ſchmuͤcken; und ihre Kinder werden ſie mir brin-
gen; die werden mich Tante Tieletunke nennen, wer-
den alle Blumen im Gaͤrtchen abreißen, alle Fruͤchte
von Strauch und Zweig ſchuͤtteln, werden das ganze
Haus umkehren, und ich werde ſie niemals auszan-
ken, denn es ſind Anton’s Kinder. Und wenn ein
Maͤdchen darunter iſt, heißt es Ottilie, denn ich hab’
es uͤber die Taufe gehalten, hab’ es mit meinen
Thraͤnen noch einmal getauft, — doch es ſind Freu-
denthraͤnen. Und Jhr alle werdet mich lieb haben
und ich Euch! Nicht wahr, Freund Anton? Es waͤre
Alles vorhanden, was wir brauchen zum haͤuslichen
Gluͤcke ... wo iſt die junge Frau?“
Anton ſchlug die Augen nieder.
„Er liebt!“ rief Ottilie aus, indem ſie freudig ihre
Haͤnde zuſammenſchlug; „er liebt! ich ſeh’ es an die-
ſem verſchaͤmten Schweigen. Er liebt eine And’re
und er kam, ſeine Hand mir anzubieten! Da iſt die
Luft nicht rein; da haͤngen graue Wolken! Geſchwind,
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