Müdigkeit und spät erst schlief er ein, um freundlich fort zu träumen und spät zu erwachen.
Wiederholte heftige Schläge gegen seine Thür weckten ihn aus behaglichen Halbschlummer, dem er sich willig noch überlassen. Unwillig sprang er in die Höh', zu öffnen; der Cameriere stand mit ängstlichem Gesicht vor ihm:
"Befindet sich der Diener des Kavaliers in dessen Begleitung Sie anlangten, vielleicht bei Jhnen, mein Herr?"
Jch bin allein, wie Sie sehen, und der Diener muß bei seinem Herrn zu finden sein.
"Das ist es eben, was mich besorgt macht. Vor Tages Anbruch weckte dieser Mensch unsere Leute und begehrte, daß man ihm das Hausthor öffne, weil sein Herr, der plötzlich kränker geworden sei, ärztlicher Hülfe bedürfe. Man ließ ihn hinaus, ohne erst zu fragen, ob er, fremd in dieser Stadt, einen Arzt zu finden wisse! Nach Verlauf einer halben Stunde ist er zurückgekehrt, mit einem Menschen von verdächti- gem Aussehn, den unser Portier nicht kannte, der sich aber für einen Arzt ausgab. Mit diesem ist er nach dem Schlafgemach seines Herren gegangen. Eine Stunde später sind beide herausgekommen, beide in
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Muͤdigkeit und ſpaͤt erſt ſchlief er ein, um freundlich fort zu traͤumen und ſpaͤt zu erwachen.
Wiederholte heftige Schlaͤge gegen ſeine Thuͤr weckten ihn aus behaglichen Halbſchlummer, dem er ſich willig noch uͤberlaſſen. Unwillig ſprang er in die Hoͤh’, zu oͤffnen; der Cameriere ſtand mit aͤngſtlichem Geſicht vor ihm:
„Befindet ſich der Diener des Kavaliers in deſſen Begleitung Sie anlangten, vielleicht bei Jhnen, mein Herr?“
Jch bin allein, wie Sie ſehen, und der Diener muß bei ſeinem Herrn zu finden ſein.
„Das iſt es eben, was mich beſorgt macht. Vor Tages Anbruch weckte dieſer Menſch unſere Leute und begehrte, daß man ihm das Hausthor oͤffne, weil ſein Herr, der ploͤtzlich kraͤnker geworden ſei, aͤrztlicher Huͤlfe beduͤrfe. Man ließ ihn hinaus, ohne erſt zu fragen, ob er, fremd in dieſer Stadt, einen Arzt zu finden wiſſe! Nach Verlauf einer halben Stunde iſt er zuruͤckgekehrt, mit einem Menſchen von verdaͤchti- gem Ausſehn, den unſer Portier nicht kannte, der ſich aber fuͤr einen Arzt ausgab. Mit dieſem iſt er nach dem Schlafgemach ſeines Herren gegangen. Eine Stunde ſpaͤter ſind beide herausgekommen, beide in
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Muͤdigkeit und ſpaͤt erſt ſchlief er ein, um freundlich
fort zu traͤumen und ſpaͤt zu erwachen.
Wiederholte heftige Schlaͤge gegen ſeine Thuͤr
weckten ihn aus behaglichen Halbſchlummer, dem er
ſich willig noch uͤberlaſſen. Unwillig ſprang er in die
Hoͤh’, zu oͤffnen; der Cameriere ſtand mit aͤngſtlichem
Geſicht vor ihm:
„Befindet ſich der Diener des Kavaliers in deſſen
Begleitung Sie anlangten, vielleicht bei Jhnen, mein
Herr?“
Jch bin allein, wie Sie ſehen, und der Diener
muß bei ſeinem Herrn zu finden ſein.
„Das iſt es eben, was mich beſorgt macht. Vor
Tages Anbruch weckte dieſer Menſch unſere Leute und
begehrte, daß man ihm das Hausthor oͤffne, weil ſein
Herr, der ploͤtzlich kraͤnker geworden ſei, aͤrztlicher
Huͤlfe beduͤrfe. Man ließ ihn hinaus, ohne erſt zu
fragen, ob er, fremd in dieſer Stadt, einen Arzt zu
finden wiſſe! Nach Verlauf einer halben Stunde iſt
er zuruͤckgekehrt, mit einem Menſchen von verdaͤchti-
gem Ausſehn, den unſer Portier nicht kannte, der ſich
aber fuͤr einen Arzt ausgab. Mit dieſem iſt er nach
dem Schlafgemach ſeines Herren gegangen. Eine
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/55>, abgerufen am 26.07.2024.
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