Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.So sprach Dein Vater. Sobald ich erst wußte, daß ich nicht geliebt sei, Hier fuhr die alte Gräfin schreiend von ihrem Mit gefalteten Händen beschwur sie mich, inne zu Jch sagte zu ihr: fürchten Sie nichts, Frau Grä- So ſprach Dein Vater. Sobald ich erſt wußte, daß ich nicht geliebt ſei, Hier fuhr die alte Graͤfin ſchreiend von ihrem Mit gefalteten Haͤnden beſchwur ſie mich, inne zu Jch ſagte zu ihr: fuͤrchten Sie nichts, Frau Graͤ- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0238" n="234"/> <p>So ſprach Dein Vater.</p><lb/> <p>Sobald ich erſt wußte, daß ich nicht geliebt ſei,<lb/> fand ich mich ſelbſt wieder. Jch war, fuͤr den Moment<lb/> wenigſtens, vollkommen ruhig. Haͤtten Sie, Herr<lb/> Graf, ſagte ich, ſich die Muͤhe geben wollen, mir dies<lb/> Bekenntniß ſchriftlich abzulegen, ſo wuͤrden Sie mir<lb/> einen beſchwerlichen Weg, Jhrer Excellenz eine<lb/> ſchlimme Stunde und ſich ſelbſt eine große Beſchaͤ-<lb/> mung erſpart haben. Jch kam durch Sturm, Regen-<lb/> ſtroͤme und Nacht hierher, weil ich waͤhnte, Jhr Herz<lb/> gehoͤre mir und es werde Jhrem Herzen wohlthun,<lb/> die Geliebte wider kraͤnkenden Argwohn gerechtfertigt<lb/> zu erblicken. Da <hi rendition="#g">Sie</hi> mein Anklaͤger waren — gegen<lb/> wen moͤcht’ ich mich jetzt noch rechtfertigen? Sie wol-<lb/> len mich los ſein? Jhr Wunſch iſt erfuͤllt. Da Sie<lb/> mich nicht lieben, ſind Sie frei! Jch wende Jhnen<lb/> auf ewig den Ruͤcken, und verflucht ſei ......</p><lb/> <p>Hier fuhr die alte Graͤfin ſchreiend von ihrem<lb/> Seſſel auf. Sie gedachte meiner vor wenig Minuten<lb/> vernommenen Erzaͤhlung, wie mein Fluch an den<lb/> Bildhauerleuten in Erfuͤllung gegangen.</p><lb/> <p>Mit gefalteten Haͤnden beſchwur ſie mich, inne zu<lb/> halten.</p><lb/> <p>Jch ſagte zu ihr: fuͤrchten Sie nichts, Frau Graͤ-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [234/0238]
So ſprach Dein Vater.
Sobald ich erſt wußte, daß ich nicht geliebt ſei,
fand ich mich ſelbſt wieder. Jch war, fuͤr den Moment
wenigſtens, vollkommen ruhig. Haͤtten Sie, Herr
Graf, ſagte ich, ſich die Muͤhe geben wollen, mir dies
Bekenntniß ſchriftlich abzulegen, ſo wuͤrden Sie mir
einen beſchwerlichen Weg, Jhrer Excellenz eine
ſchlimme Stunde und ſich ſelbſt eine große Beſchaͤ-
mung erſpart haben. Jch kam durch Sturm, Regen-
ſtroͤme und Nacht hierher, weil ich waͤhnte, Jhr Herz
gehoͤre mir und es werde Jhrem Herzen wohlthun,
die Geliebte wider kraͤnkenden Argwohn gerechtfertigt
zu erblicken. Da Sie mein Anklaͤger waren — gegen
wen moͤcht’ ich mich jetzt noch rechtfertigen? Sie wol-
len mich los ſein? Jhr Wunſch iſt erfuͤllt. Da Sie
mich nicht lieben, ſind Sie frei! Jch wende Jhnen
auf ewig den Ruͤcken, und verflucht ſei ......
Hier fuhr die alte Graͤfin ſchreiend von ihrem
Seſſel auf. Sie gedachte meiner vor wenig Minuten
vernommenen Erzaͤhlung, wie mein Fluch an den
Bildhauerleuten in Erfuͤllung gegangen.
Mit gefalteten Haͤnden beſchwur ſie mich, inne zu
halten.
Jch ſagte zu ihr: fuͤrchten Sie nichts, Frau Graͤ-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |