fin; nicht Jhrem Herrn Sohne, nicht Jhrem Hause sollte es gelten. Verflucht sei, wollte ich ausrufen, die Stunde, wo Sie mir gesagt, daß Sie mich lieb- ten; verflucht die Stunde, wo ich eitel genug war, an Jhre Liebe zu glauben, an Jhr Herz, an Jhr Wort! Das wollt' ich Jhrem Sohne zurufen. Aber der Fluch sollte auf mich, auf mein eigenes Haupt zurückfallen. Und mit diesem Fluche belastet, verlaß' ich das Schloß, nicht, um in unsere Hütte, in unsere Heimath zurückzukehren. Jch sehe die Meinigen nicht mehr wieder, mein Kind nicht wieder --
"Dies Kind, sein Kind, es soll das meinige sein," sprach die Gräfin; "ich will Sorge tragen" --
Das werden Sie nicht, unterbrach ich sie fest; Sie werden nichts für dieses Kind thun. Aus Jhren Händen wird ihm keine Gabe zugewendet werden. Jch, ich, seine Mutter, untersage das. Ehe ich dulde, daß Sie sich des armen Geschöpfes annehmen, eher stirbt es durch mich!
Schaudernd wendete sich die Gräfin ab. Dein Vater warf sich zu ihren Füßen ...
Jch ging; ich ging, kräftig durch meinen Zorn, mit hochaufgerichtetem Haupte aus diesem Gemach, aus der Vorhalle des Schlosses. Draußen begrüßten
fin; nicht Jhrem Herrn Sohne, nicht Jhrem Hauſe ſollte es gelten. Verflucht ſei, wollte ich ausrufen, die Stunde, wo Sie mir geſagt, daß Sie mich lieb- ten; verflucht die Stunde, wo ich eitel genug war, an Jhre Liebe zu glauben, an Jhr Herz, an Jhr Wort! Das wollt’ ich Jhrem Sohne zurufen. Aber der Fluch ſollte auf mich, auf mein eigenes Haupt zuruͤckfallen. Und mit dieſem Fluche belaſtet, verlaß’ ich das Schloß, nicht, um in unſere Huͤtte, in unſere Heimath zuruͤckzukehren. Jch ſehe die Meinigen nicht mehr wieder, mein Kind nicht wieder —
„Dies Kind, ſein Kind, es ſoll das meinige ſein,“ ſprach die Graͤfin; „ich will Sorge tragen“ —
Das werden Sie nicht, unterbrach ich ſie feſt; Sie werden nichts fuͤr dieſes Kind thun. Aus Jhren Haͤnden wird ihm keine Gabe zugewendet werden. Jch, ich, ſeine Mutter, unterſage das. Ehe ich dulde, daß Sie ſich des armen Geſchoͤpfes annehmen, eher ſtirbt es durch mich!
Schaudernd wendete ſich die Graͤfin ab. Dein Vater warf ſich zu ihren Fuͤßen ...
Jch ging; ich ging, kraͤftig durch meinen Zorn, mit hochaufgerichtetem Haupte aus dieſem Gemach, aus der Vorhalle des Schloſſes. Draußen begruͤßten
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0239"n="235"/>
fin; nicht Jhrem Herrn Sohne, nicht Jhrem Hauſe<lb/>ſollte es gelten. Verflucht ſei, wollte ich ausrufen,<lb/>
die Stunde, wo Sie mir geſagt, daß Sie mich lieb-<lb/>
ten; verflucht die Stunde, wo ich eitel genug war,<lb/>
an Jhre Liebe zu glauben, an Jhr Herz, an Jhr<lb/>
Wort! Das wollt’ ich Jhrem Sohne zurufen. Aber<lb/>
der Fluch ſollte auf mich, auf mein eigenes Haupt<lb/>
zuruͤckfallen. Und mit dieſem Fluche belaſtet, verlaß’<lb/>
ich das Schloß, nicht, um in unſere Huͤtte, in unſere<lb/>
Heimath zuruͤckzukehren. Jch ſehe die Meinigen nicht<lb/>
mehr wieder, mein Kind nicht wieder —</p><lb/><p>„Dies Kind, <hirendition="#g">ſein</hi> Kind, es ſoll das meinige<lb/>ſein,“ſprach die Graͤfin; „ich will Sorge tragen“—</p><lb/><p>Das werden Sie <hirendition="#g">nicht,</hi> unterbrach ich ſie feſt;<lb/>
Sie werden nichts fuͤr dieſes Kind thun. Aus Jhren<lb/>
Haͤnden wird ihm <hirendition="#g">keine</hi> Gabe zugewendet werden.<lb/>
Jch, ich, ſeine Mutter, unterſage das. Ehe ich dulde,<lb/>
daß Sie ſich des armen Geſchoͤpfes annehmen, eher<lb/>ſtirbt es <hirendition="#g">durch mich!</hi></p><lb/><p>Schaudernd wendete ſich die Graͤfin ab. Dein<lb/>
Vater warf ſich zu ihren Fuͤßen ...</p><lb/><p>Jch ging; ich ging, kraͤftig durch meinen Zorn,<lb/>
mit hochaufgerichtetem Haupte aus dieſem Gemach,<lb/>
aus der Vorhalle des Schloſſes. Draußen begruͤßten<lb/></p></div></body></text></TEI>
[235/0239]
fin; nicht Jhrem Herrn Sohne, nicht Jhrem Hauſe
ſollte es gelten. Verflucht ſei, wollte ich ausrufen,
die Stunde, wo Sie mir geſagt, daß Sie mich lieb-
ten; verflucht die Stunde, wo ich eitel genug war,
an Jhre Liebe zu glauben, an Jhr Herz, an Jhr
Wort! Das wollt’ ich Jhrem Sohne zurufen. Aber
der Fluch ſollte auf mich, auf mein eigenes Haupt
zuruͤckfallen. Und mit dieſem Fluche belaſtet, verlaß’
ich das Schloß, nicht, um in unſere Huͤtte, in unſere
Heimath zuruͤckzukehren. Jch ſehe die Meinigen nicht
mehr wieder, mein Kind nicht wieder —
„Dies Kind, ſein Kind, es ſoll das meinige
ſein,“ ſprach die Graͤfin; „ich will Sorge tragen“ —
Das werden Sie nicht, unterbrach ich ſie feſt;
Sie werden nichts fuͤr dieſes Kind thun. Aus Jhren
Haͤnden wird ihm keine Gabe zugewendet werden.
Jch, ich, ſeine Mutter, unterſage das. Ehe ich dulde,
daß Sie ſich des armen Geſchoͤpfes annehmen, eher
ſtirbt es durch mich!
Schaudernd wendete ſich die Graͤfin ab. Dein
Vater warf ſich zu ihren Fuͤßen ...
Jch ging; ich ging, kraͤftig durch meinen Zorn,
mit hochaufgerichtetem Haupte aus dieſem Gemach,
aus der Vorhalle des Schloſſes. Draußen begruͤßten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/239>, abgerufen am 26.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.