Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.es, die mit fieberheißen Lippen Anton Trost und Geduld, Geduld! rief sie dann bisweilen und Er hielt treulich bei ihr aus; pflegte sie liebevoll Er aber dachte bei sich: sie phantasirt! So getheilt zwischen Krankheit und frische es, die mit fieberheißen Lippen Anton Troſt und Geduld, Geduld! rief ſie dann bisweilen und Er hielt treulich bei ihr aus; pflegte ſie liebevoll Er aber dachte bei ſich: ſie phantaſirt! So getheilt zwiſchen Krankheit und friſche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0210" n="206"/> es, die mit fieberheißen Lippen Anton Troſt und<lb/> Hoffnung zuſprach, wenn er hoffnungslos andeutete,<lb/> daß er kein begluͤckendes Ende fuͤr ſeine Liebe erwar-<lb/> ten koͤnne, weil er ein Ausgeſtoßener, ein heimath-<lb/> loſer Baſtard, ein armer Vagabund ſei.</p><lb/> <p>Geduld, Geduld! rief ſie dann bisweilen und<lb/> Anton wußte nicht, ob dieſer Zuruf ihm und ſeiner<lb/> Liebe, ob er der armen Leidenden gelten ſolle, die<lb/> ihn an ſich ſelbſt richte.</p><lb/> <p>Er hielt treulich bei ihr aus; pflegte ſie liebevoll<lb/> und heiter; ſo daß ſie oft mit ihren brennenden Haͤn-<lb/> den die ſeinigen ergriff, dankbar zum Munde fuͤhrte<lb/> und mit einem unbeſchreiblichen Ausdruck zu ihm<lb/> ſagte: „Was Du mir gethan, haſt Du Dir ſelbſt<lb/> gethan! Dieſe Naͤchte, Anton, werden Sie, wenn ich<lb/> todt bin, um alle Schaͤtze der Welt nicht verkaufen<lb/> wollen.“</p><lb/> <p>Er aber dachte bei ſich: ſie phantaſirt!</p><lb/> <p>So getheilt zwiſchen Krankheit und friſche<lb/> Jugend, zwiſchen Tod und Liebe, brachte Anton<lb/> einige Monate zu. Der arme Dreher, ohne Ein-<lb/> nahme von ſeinem Erſparten zehrend; den Verluſt<lb/> der Frau, die ihm fuͤr ſein Geſchaͤft, in welches ſie<lb/> ſich ſo raſch eingerichtet, unentbehrlich war, voraus-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [206/0210]
es, die mit fieberheißen Lippen Anton Troſt und
Hoffnung zuſprach, wenn er hoffnungslos andeutete,
daß er kein begluͤckendes Ende fuͤr ſeine Liebe erwar-
ten koͤnne, weil er ein Ausgeſtoßener, ein heimath-
loſer Baſtard, ein armer Vagabund ſei.
Geduld, Geduld! rief ſie dann bisweilen und
Anton wußte nicht, ob dieſer Zuruf ihm und ſeiner
Liebe, ob er der armen Leidenden gelten ſolle, die
ihn an ſich ſelbſt richte.
Er hielt treulich bei ihr aus; pflegte ſie liebevoll
und heiter; ſo daß ſie oft mit ihren brennenden Haͤn-
den die ſeinigen ergriff, dankbar zum Munde fuͤhrte
und mit einem unbeſchreiblichen Ausdruck zu ihm
ſagte: „Was Du mir gethan, haſt Du Dir ſelbſt
gethan! Dieſe Naͤchte, Anton, werden Sie, wenn ich
todt bin, um alle Schaͤtze der Welt nicht verkaufen
wollen.“
Er aber dachte bei ſich: ſie phantaſirt!
So getheilt zwiſchen Krankheit und friſche
Jugend, zwiſchen Tod und Liebe, brachte Anton
einige Monate zu. Der arme Dreher, ohne Ein-
nahme von ſeinem Erſparten zehrend; den Verluſt
der Frau, die ihm fuͤr ſein Geſchaͤft, in welches ſie
ſich ſo raſch eingerichtet, unentbehrlich war, voraus-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |