Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite
Dreiundsechszigstes Kapitel.

Anton kehrt zur Stadt zurück, wo er Hedwig nicht mehr findet und sein
Geschäft alsobald niederlegt. -- Puppenspiel. -- Die kranke Frau.

Mit der festen Absicht, sich um eine Erlaubniß
für Tanz-Unterricht bei der Behörde zu melden, traf
Anton in der Stadt ein, aus welcher vor einem hal-
ben Jahre Hedwig's Bild und Andenken ihn beglei-
tet. Zuerst aber fand er es angemessen, jener Majors-
wittwe, in deren Hause er so schöne Stunden, -- in
Anschauen und frommer Bewunderung versenkt, --
durchlebt, seinen Besuch zu machen, ihr seinen Plan
mitzutheilen und um ihren guten Rath zu bitten.
Daß die Hoffnung, über Hedwig etwas zu erfahren,
im Grunde des Herzens schlummernd, ihn hauptsäch-
lich zu diesem Besuche antrieb, entdeckte er selbst erst,
als von ihr die Rede war. Doch welch' ein Gefühl
durchdrang ihn, da er vernehmen mußte, der alte
Hauptmann, ihr Vater, in Folge schwerer Wunden
zum ferneren Dienste völlig untauglich, sei verabschie-
det worden, habe E. verlassen und habe sich in eine
andere kleinere Stadt, -- man wußte nicht, welche? --
begeben, um sich einzuschränken und sparsamer haus-
zuhalten. -- Hedwig war fort. Er sollte sie nicht

Dreiundſechszigſtes Kapitel.

Anton kehrt zur Stadt zurück, wo er Hedwig nicht mehr findet und ſein
Geſchäft alſobald niederlegt. — Puppenſpiel. — Die kranke Frau.

Mit der feſten Abſicht, ſich um eine Erlaubniß
fuͤr Tanz-Unterricht bei der Behoͤrde zu melden, traf
Anton in der Stadt ein, aus welcher vor einem hal-
ben Jahre Hedwig’s Bild und Andenken ihn beglei-
tet. Zuerſt aber fand er es angemeſſen, jener Majors-
wittwe, in deren Hauſe er ſo ſchoͤne Stunden, — in
Anſchauen und frommer Bewunderung verſenkt, —
durchlebt, ſeinen Beſuch zu machen, ihr ſeinen Plan
mitzutheilen und um ihren guten Rath zu bitten.
Daß die Hoffnung, uͤber Hedwig etwas zu erfahren,
im Grunde des Herzens ſchlummernd, ihn hauptſaͤch-
lich zu dieſem Beſuche antrieb, entdeckte er ſelbſt erſt,
als von ihr die Rede war. Doch welch’ ein Gefuͤhl
durchdrang ihn, da er vernehmen mußte, der alte
Hauptmann, ihr Vater, in Folge ſchwerer Wunden
zum ferneren Dienſte voͤllig untauglich, ſei verabſchie-
det worden, habe E. verlaſſen und habe ſich in eine
andere kleinere Stadt, — man wußte nicht, welche? —
begeben, um ſich einzuſchraͤnken und ſparſamer haus-
zuhalten. — Hedwig war fort. Er ſollte ſie nicht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0172" n="168"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Dreiund&#x017F;echszig&#x017F;tes Kapitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p> <hi rendition="#c">Anton kehrt zur Stadt zurück, wo er Hedwig nicht mehr findet und &#x017F;ein<lb/>
Ge&#x017F;chäft al&#x017F;obald niederlegt. &#x2014; Puppen&#x017F;piel. &#x2014; Die kranke Frau.</hi> </p>
        </argument><lb/>
        <p>Mit der fe&#x017F;ten Ab&#x017F;icht, &#x017F;ich um eine Erlaubniß<lb/>
fu&#x0364;r Tanz-Unterricht bei der Beho&#x0364;rde zu melden, traf<lb/>
Anton in der Stadt ein, aus welcher vor einem hal-<lb/>
ben Jahre Hedwig&#x2019;s Bild und Andenken ihn beglei-<lb/>
tet. Zuer&#x017F;t aber fand er es angeme&#x017F;&#x017F;en, jener Majors-<lb/>
wittwe, in deren Hau&#x017F;e er &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;ne Stunden, &#x2014; in<lb/>
An&#x017F;chauen und frommer Bewunderung ver&#x017F;enkt, &#x2014;<lb/>
durchlebt, &#x017F;einen Be&#x017F;uch zu machen, ihr &#x017F;einen Plan<lb/>
mitzutheilen und um ihren guten Rath zu bitten.<lb/>
Daß die Hoffnung, u&#x0364;ber Hedwig etwas zu erfahren,<lb/>
im Grunde des Herzens &#x017F;chlummernd, ihn haupt&#x017F;a&#x0364;ch-<lb/>
lich zu die&#x017F;em Be&#x017F;uche antrieb, entdeckte er &#x017F;elb&#x017F;t er&#x017F;t,<lb/>
als von ihr die Rede war. Doch welch&#x2019; ein Gefu&#x0364;hl<lb/>
durchdrang ihn, da er vernehmen mußte, der alte<lb/>
Hauptmann, ihr Vater, in Folge &#x017F;chwerer Wunden<lb/>
zum ferneren Dien&#x017F;te vo&#x0364;llig untauglich, &#x017F;ei verab&#x017F;chie-<lb/>
det worden, habe E. verla&#x017F;&#x017F;en und habe &#x017F;ich in eine<lb/>
andere kleinere Stadt, &#x2014; man wußte nicht, welche? &#x2014;<lb/>
begeben, um &#x017F;ich einzu&#x017F;chra&#x0364;nken und &#x017F;par&#x017F;amer haus-<lb/>
zuhalten. &#x2014; Hedwig war fort. Er &#x017F;ollte &#x017F;ie nicht<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0172] Dreiundſechszigſtes Kapitel. Anton kehrt zur Stadt zurück, wo er Hedwig nicht mehr findet und ſein Geſchäft alſobald niederlegt. — Puppenſpiel. — Die kranke Frau. Mit der feſten Abſicht, ſich um eine Erlaubniß fuͤr Tanz-Unterricht bei der Behoͤrde zu melden, traf Anton in der Stadt ein, aus welcher vor einem hal- ben Jahre Hedwig’s Bild und Andenken ihn beglei- tet. Zuerſt aber fand er es angemeſſen, jener Majors- wittwe, in deren Hauſe er ſo ſchoͤne Stunden, — in Anſchauen und frommer Bewunderung verſenkt, — durchlebt, ſeinen Beſuch zu machen, ihr ſeinen Plan mitzutheilen und um ihren guten Rath zu bitten. Daß die Hoffnung, uͤber Hedwig etwas zu erfahren, im Grunde des Herzens ſchlummernd, ihn hauptſaͤch- lich zu dieſem Beſuche antrieb, entdeckte er ſelbſt erſt, als von ihr die Rede war. Doch welch’ ein Gefuͤhl durchdrang ihn, da er vernehmen mußte, der alte Hauptmann, ihr Vater, in Folge ſchwerer Wunden zum ferneren Dienſte voͤllig untauglich, ſei verabſchie- det worden, habe E. verlaſſen und habe ſich in eine andere kleinere Stadt, — man wußte nicht, welche? — begeben, um ſich einzuſchraͤnken und ſparſamer haus- zuhalten. — Hedwig war fort. Er ſollte ſie nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/172
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/172>, abgerufen am 17.05.2024.