Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.mehr sehen. Seine Pläne löseten sich in Rauch auf. Er ging, nur an Hedwigs Abreise denkend, nie- mehr ſehen. Seine Plaͤne loͤſeten ſich in Rauch auf. Er ging, nur an Hedwigs Abreiſe denkend, nie- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0173" n="169"/> mehr ſehen. Seine Plaͤne loͤſeten ſich in Rauch auf.<lb/> Er entdeckte nun gar nicht erſt ſeiner Goͤnnerin, daß<lb/> er im Sinne gehabt, den Winter uͤber als Tanzleh-<lb/> rer in E. zu verleben; er empfahl ſich ihr und ſchied<lb/> fuͤr immer. Meinte auch E. an ſelbigem Tage zu<lb/> verlaſſen! Doch mit Nichten.</p><lb/> <p>Er ging, nur an Hedwigs Abreiſe denkend, nie-<lb/> dergeſchlagen und entmuthigt durch die Gaſſen —<lb/> da fiel ſein Blick auf den an der Ecke eines Hauſes<lb/> klebenden Anſchlagezettel, welcher die Darſtellung<lb/> einer „Genoveva, Pfalzgraͤfin in Trier“ verkuͤndigte.<lb/> Dieſer Anblick brachte das Gefuͤhl in ihm hervor, wie<lb/> wenn man bei’m Aufraͤumen in irgend einem alten<lb/> Kaſten irgend ein altes Spielwerk aus der Kinderzeit<lb/> findet und dadurch an unzaͤhlige Begebenheiten erin-<lb/> nert wird, die laͤngſt vergeſſen und begraben, mit<lb/> wehmuͤthigem Laͤcheln wieder auferſtehen, uns geiſter-<lb/> haft zu begruͤßen. Bei naͤherer Betrachtung ſah er,<lb/> daß die Vorſtellung der Genoveva geſtern ſtatt gefun-<lb/> den. Auch war es ein Puppentheater. An der naͤch-<lb/> ſten Straßenecke fand er den heutigen Zettel. Dieſer<lb/> verkuͤndigte das Schauſpiel: „Der verlorene Sohn.“<lb/> Obwohl er ſich von einem Puppenſpiele nicht viel<lb/> verſprach, beſchloß er dennoch, den verlorenen Sohn<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [169/0173]
mehr ſehen. Seine Plaͤne loͤſeten ſich in Rauch auf.
Er entdeckte nun gar nicht erſt ſeiner Goͤnnerin, daß
er im Sinne gehabt, den Winter uͤber als Tanzleh-
rer in E. zu verleben; er empfahl ſich ihr und ſchied
fuͤr immer. Meinte auch E. an ſelbigem Tage zu
verlaſſen! Doch mit Nichten.
Er ging, nur an Hedwigs Abreiſe denkend, nie-
dergeſchlagen und entmuthigt durch die Gaſſen —
da fiel ſein Blick auf den an der Ecke eines Hauſes
klebenden Anſchlagezettel, welcher die Darſtellung
einer „Genoveva, Pfalzgraͤfin in Trier“ verkuͤndigte.
Dieſer Anblick brachte das Gefuͤhl in ihm hervor, wie
wenn man bei’m Aufraͤumen in irgend einem alten
Kaſten irgend ein altes Spielwerk aus der Kinderzeit
findet und dadurch an unzaͤhlige Begebenheiten erin-
nert wird, die laͤngſt vergeſſen und begraben, mit
wehmuͤthigem Laͤcheln wieder auferſtehen, uns geiſter-
haft zu begruͤßen. Bei naͤherer Betrachtung ſah er,
daß die Vorſtellung der Genoveva geſtern ſtatt gefun-
den. Auch war es ein Puppentheater. An der naͤch-
ſten Straßenecke fand er den heutigen Zettel. Dieſer
verkuͤndigte das Schauſpiel: „Der verlorene Sohn.“
Obwohl er ſich von einem Puppenſpiele nicht viel
verſprach, beſchloß er dennoch, den verlorenen Sohn
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