Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

Anton's Wiederherstellung wurde befördert durch
dies Ereigniß. Mit dem Streben nach einem neuen,
wenn auch fernen und ihm fast unerreichbaren Ziele,
drang frisches Leben in seine jugendlichen Glieder.
Schwester Antonina nährte des Jünglings kühne
Hoffnungen. Sie zeigte ihm mit allerlei bedeutungs-
vollen Winken die Möglichkeit im Hintergrunde
seiner übrigens so finster umhüllten Zukunft; sie deu-
tete ihm an, daß dieselben mächtigen Hände, welche
ihr so rasch und gewaltig zur Erfüllung ihrer from-
men Wünsche behülflich gewesen, durch passende Ver-
mittelung in Anspruch genommen, auch seine Zwecke
zu fördern bewegt werden könnten.

Wenn sie sich bei diesen schmeichlerischen Ver-
heißungen im Geheimnisse hüllte, so machte das sei-
nen wiedererwachenden Glauben keinesweges schwan-
kend. Denn was Adele sprach, durfte nur Wahr-
heit sein; ein Dunkel in welches Antonina sich hüllte,
mußte zur Klarheit führen. Er überließ sich ihr!
Ueberließ sich dem Glauben an ihr Herz; der Achtung
für ihren Verstand; dem Vertrauen auf Gott; dem
Gefühle wiederkehrender Genesung und Jugendkraft.
So ausgerüstet hätte er die Stunde seiner Befreiung
aus dem Krankenhause gar nicht erwarten können,

Anton’s Wiederherſtellung wurde befoͤrdert durch
dies Ereigniß. Mit dem Streben nach einem neuen,
wenn auch fernen und ihm faſt unerreichbaren Ziele,
drang friſches Leben in ſeine jugendlichen Glieder.
Schweſter Antonina naͤhrte des Juͤnglings kuͤhne
Hoffnungen. Sie zeigte ihm mit allerlei bedeutungs-
vollen Winken die Moͤglichkeit im Hintergrunde
ſeiner uͤbrigens ſo finſter umhuͤllten Zukunft; ſie deu-
tete ihm an, daß dieſelben maͤchtigen Haͤnde, welche
ihr ſo raſch und gewaltig zur Erfuͤllung ihrer from-
men Wuͤnſche behuͤlflich geweſen, durch paſſende Ver-
mittelung in Anſpruch genommen, auch ſeine Zwecke
zu foͤrdern bewegt werden koͤnnten.

Wenn ſie ſich bei dieſen ſchmeichleriſchen Ver-
heißungen im Geheimniſſe huͤllte, ſo machte das ſei-
nen wiedererwachenden Glauben keinesweges ſchwan-
kend. Denn was Adele ſprach, durfte nur Wahr-
heit ſein; ein Dunkel in welches Antonina ſich huͤllte,
mußte zur Klarheit fuͤhren. Er uͤberließ ſich ihr!
Ueberließ ſich dem Glauben an ihr Herz; der Achtung
fuͤr ihren Verſtand; dem Vertrauen auf Gott; dem
Gefuͤhle wiederkehrender Geneſung und Jugendkraft.
So ausgeruͤſtet haͤtte er die Stunde ſeiner Befreiung
aus dem Krankenhauſe gar nicht erwarten koͤnnen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0016" n="12"/>
        <p>Anton&#x2019;s Wiederher&#x017F;tellung wurde befo&#x0364;rdert durch<lb/>
dies Ereigniß. Mit dem Streben nach einem neuen,<lb/>
wenn auch fernen und ihm fa&#x017F;t unerreichbaren Ziele,<lb/>
drang fri&#x017F;ches Leben in &#x017F;eine jugendlichen Glieder.<lb/>
Schwe&#x017F;ter Antonina na&#x0364;hrte des Ju&#x0364;nglings ku&#x0364;hne<lb/>
Hoffnungen. Sie zeigte ihm mit allerlei bedeutungs-<lb/>
vollen Winken die <hi rendition="#g">Mo&#x0364;glichkeit</hi> im Hintergrunde<lb/>
&#x017F;einer u&#x0364;brigens &#x017F;o fin&#x017F;ter umhu&#x0364;llten Zukunft; &#x017F;ie deu-<lb/>
tete ihm an, daß die&#x017F;elben ma&#x0364;chtigen Ha&#x0364;nde, welche<lb/><hi rendition="#g">ihr</hi> &#x017F;o ra&#x017F;ch und gewaltig zur Erfu&#x0364;llung ihrer from-<lb/>
men Wu&#x0364;n&#x017F;che behu&#x0364;lflich gewe&#x017F;en, durch pa&#x017F;&#x017F;ende Ver-<lb/>
mittelung in An&#x017F;pruch genommen, auch <hi rendition="#g">&#x017F;eine</hi> Zwecke<lb/>
zu fo&#x0364;rdern bewegt werden ko&#x0364;nnten.</p><lb/>
        <p>Wenn &#x017F;ie &#x017F;ich bei die&#x017F;en &#x017F;chmeichleri&#x017F;chen Ver-<lb/>
heißungen im Geheimni&#x017F;&#x017F;e hu&#x0364;llte, &#x017F;o machte das &#x017F;ei-<lb/>
nen wiedererwachenden Glauben keinesweges &#x017F;chwan-<lb/>
kend. Denn was Adele &#x017F;prach, durfte nur Wahr-<lb/>
heit &#x017F;ein; ein Dunkel in welches Antonina &#x017F;ich hu&#x0364;llte,<lb/>
mußte zur Klarheit fu&#x0364;hren. Er u&#x0364;berließ &#x017F;ich ihr!<lb/>
Ueberließ &#x017F;ich dem Glauben an ihr Herz; der Achtung<lb/>
fu&#x0364;r ihren Ver&#x017F;tand; dem Vertrauen auf Gott; dem<lb/>
Gefu&#x0364;hle wiederkehrender Gene&#x017F;ung und Jugendkraft.<lb/>
So ausgeru&#x0364;&#x017F;tet ha&#x0364;tte er die Stunde &#x017F;einer Befreiung<lb/>
aus dem Krankenhau&#x017F;e gar nicht erwarten ko&#x0364;nnen,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0016] Anton’s Wiederherſtellung wurde befoͤrdert durch dies Ereigniß. Mit dem Streben nach einem neuen, wenn auch fernen und ihm faſt unerreichbaren Ziele, drang friſches Leben in ſeine jugendlichen Glieder. Schweſter Antonina naͤhrte des Juͤnglings kuͤhne Hoffnungen. Sie zeigte ihm mit allerlei bedeutungs- vollen Winken die Moͤglichkeit im Hintergrunde ſeiner uͤbrigens ſo finſter umhuͤllten Zukunft; ſie deu- tete ihm an, daß dieſelben maͤchtigen Haͤnde, welche ihr ſo raſch und gewaltig zur Erfuͤllung ihrer from- men Wuͤnſche behuͤlflich geweſen, durch paſſende Ver- mittelung in Anſpruch genommen, auch ſeine Zwecke zu foͤrdern bewegt werden koͤnnten. Wenn ſie ſich bei dieſen ſchmeichleriſchen Ver- heißungen im Geheimniſſe huͤllte, ſo machte das ſei- nen wiedererwachenden Glauben keinesweges ſchwan- kend. Denn was Adele ſprach, durfte nur Wahr- heit ſein; ein Dunkel in welches Antonina ſich huͤllte, mußte zur Klarheit fuͤhren. Er uͤberließ ſich ihr! Ueberließ ſich dem Glauben an ihr Herz; der Achtung fuͤr ihren Verſtand; dem Vertrauen auf Gott; dem Gefuͤhle wiederkehrender Geneſung und Jugendkraft. So ausgeruͤſtet haͤtte er die Stunde ſeiner Befreiung aus dem Krankenhauſe gar nicht erwarten koͤnnen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/16
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/16>, abgerufen am 23.11.2024.