Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.seine Eitelkeit so tief gedemüthigt, ja, ihn fast mäd- Freilich wohl plagte ihn nicht selten die Lange- Das war der Text, den Anton melodramatisch zu Unter den verschiedenen Gruppen hübscher und ſeine Eitelkeit ſo tief gedemuͤthigt, ja, ihn faſt maͤd- Freilich wohl plagte ihn nicht ſelten die Lange- Das war der Text, den Anton melodramatiſch zu Unter den verſchiedenen Gruppen huͤbſcher und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0152" n="148"/> ſeine Eitelkeit ſo tief gedemuͤthigt, ja, ihn faſt maͤd-<lb/> chenſcheu gemacht, ſo daß aus ſeinen Augen, wenn<lb/> Mirabel mit Dutzenden von halb- und ganz erwachſe-<lb/> nen Maͤdchen ſich um ihn und ſeine Violine umher<lb/> ſchwenkte, kaum ein Blick der Erwiederung den<lb/> unzaͤhligen Blicken zu Theile ward, welche ſich fra-<lb/> gend nach dem intereſſanten Geiger wendeten. Moch-<lb/> ten ſie doch huͤpfen, laͤcheln, kichern, erroͤthen — mich<lb/> ſoll keine mehr fuͤr einen Narren halten! ſagte er.</p><lb/> <p>Freilich wohl plagte ihn nicht ſelten die Lange-<lb/> weile, wenn er Tag fuͤr Tag dieſelben Taͤnze ſtreichen<lb/> mußte. Er kannte Mirabel’s deutſches Woͤrterbuch<lb/> ſchon in- und auswendig. „Mehr <hi rendition="#aq">grâce, mes dames!</hi><lb/> ick bitten ihn’ <hi rendition="#aq">pour l’amour de Dieu,</hi> Sie ßlag’ um<lb/> ſick mit ihr Arm’ wie Windmuͤhl! Kopfen ßuruck,<lb/> Bruſt aus, Magen einwendick, linke Hinterfuße nit<lb/> nackßleppe; Sie geb’ nit Acktung, Sie <hi rendition="#aq">chagrinir’</hi><lb/> alte hundertjaͤhrick Mirabel, daß muß ſterb’ in Bluͤt’<lb/> von ſein’ Jahr!“</p><lb/> <p>Das war der Text, den Anton melodramatiſch zu<lb/> begleiten hatte.</p><lb/> <p>Unter den verſchiedenen Gruppen huͤbſcher und<lb/> haͤßlicher, grazieuſer wie plumper Jungfraͤulein, die<lb/> ſich in verſchiedenen Haͤuſern zu verſchiedenen Stun-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [148/0152]
ſeine Eitelkeit ſo tief gedemuͤthigt, ja, ihn faſt maͤd-
chenſcheu gemacht, ſo daß aus ſeinen Augen, wenn
Mirabel mit Dutzenden von halb- und ganz erwachſe-
nen Maͤdchen ſich um ihn und ſeine Violine umher
ſchwenkte, kaum ein Blick der Erwiederung den
unzaͤhligen Blicken zu Theile ward, welche ſich fra-
gend nach dem intereſſanten Geiger wendeten. Moch-
ten ſie doch huͤpfen, laͤcheln, kichern, erroͤthen — mich
ſoll keine mehr fuͤr einen Narren halten! ſagte er.
Freilich wohl plagte ihn nicht ſelten die Lange-
weile, wenn er Tag fuͤr Tag dieſelben Taͤnze ſtreichen
mußte. Er kannte Mirabel’s deutſches Woͤrterbuch
ſchon in- und auswendig. „Mehr grâce, mes dames!
ick bitten ihn’ pour l’amour de Dieu, Sie ßlag’ um
ſick mit ihr Arm’ wie Windmuͤhl! Kopfen ßuruck,
Bruſt aus, Magen einwendick, linke Hinterfuße nit
nackßleppe; Sie geb’ nit Acktung, Sie chagrinir’
alte hundertjaͤhrick Mirabel, daß muß ſterb’ in Bluͤt’
von ſein’ Jahr!“
Das war der Text, den Anton melodramatiſch zu
begleiten hatte.
Unter den verſchiedenen Gruppen huͤbſcher und
haͤßlicher, grazieuſer wie plumper Jungfraͤulein, die
ſich in verſchiedenen Haͤuſern zu verſchiedenen Stun-
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