wurde, weil die Gicht sich der alten Finger zu bemäch- tigen drohte.
"Fänd' ich nur einen Menschen von Bildung und anständigem Benehmen, der mich zu meinen Lektionen begleitete; denn mit einem Musikanten von gewöhn- lichem Schlage ist mir nicht gedient. Französisch muß er sprechen, ein Ausländer muß er scheinen, sonst ist's um mich geschehen. Jn den Häusern, wo ich unter- richte, können sie nichts Deutsches brauchen, eben weil sie echte Deutsche sind."
Anton ließ sich's nicht zweimal sagen. Er bot sich zum Geiger dar und versprach gebrochenes Deutsch. Hab' ich Kameele in Gang gebracht, sagte er zu sich selbst, warum sollt' ich Herrn Mirabel's Schüle- rinnen nicht tanzen machen?
Der Akkord war bald geschlossen. Mirabel gab deutlich zu verstehen, daß er auf die Anmuth seines jungen Musikers sichere Hoffnung eines reichen Zu- wachses an tanzlustigen Damen gründe. Sie wurden einig über ein Dritttheil des Lektion-Geldes, welches dem Orchester zufallen solle.
Diese neue Position wäre von allen bisher behaup- teten unbedenklich unseres Helden bedenklichste gewor- den, hätte nicht das Erlebniß mit Kästners Adelheid
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wurde, weil die Gicht ſich der alten Finger zu bemaͤch- tigen drohte.
„Faͤnd’ ich nur einen Menſchen von Bildung und anſtaͤndigem Benehmen, der mich zu meinen Lektionen begleitete; denn mit einem Muſikanten von gewoͤhn- lichem Schlage iſt mir nicht gedient. Franzoͤſiſch muß er ſprechen, ein Auslaͤnder muß er ſcheinen, ſonſt iſt’s um mich geſchehen. Jn den Haͤuſern, wo ich unter- richte, koͤnnen ſie nichts Deutſches brauchen, eben weil ſie echte Deutſche ſind.“
Anton ließ ſich’s nicht zweimal ſagen. Er bot ſich zum Geiger dar und verſprach gebrochenes Deutſch. Hab’ ich Kameele in Gang gebracht, ſagte er zu ſich ſelbſt, warum ſollt’ ich Herrn Mirabel’s Schuͤle- rinnen nicht tanzen machen?
Der Akkord war bald geſchloſſen. Mirabel gab deutlich zu verſtehen, daß er auf die Anmuth ſeines jungen Muſikers ſichere Hoffnung eines reichen Zu- wachſes an tanzluſtigen Damen gruͤnde. Sie wurden einig uͤber ein Dritttheil des Lektion-Geldes, welches dem Orcheſter zufallen ſolle.
Dieſe neue Poſition waͤre von allen bisher behaup- teten unbedenklich unſeres Helden bedenklichſte gewor- den, haͤtte nicht das Erlebniß mit Kaͤſtners Adelheid
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wurde, weil die Gicht ſich der alten Finger zu bemaͤch-
tigen drohte.
„Faͤnd’ ich nur einen Menſchen von Bildung und
anſtaͤndigem Benehmen, der mich zu meinen Lektionen
begleitete; denn mit einem Muſikanten von gewoͤhn-
lichem Schlage iſt mir nicht gedient. Franzoͤſiſch muß
er ſprechen, ein Auslaͤnder muß er ſcheinen, ſonſt iſt’s
um mich geſchehen. Jn den Haͤuſern, wo ich unter-
richte, koͤnnen ſie nichts Deutſches brauchen, eben
weil ſie echte Deutſche ſind.“
Anton ließ ſich’s nicht zweimal ſagen. Er bot
ſich zum Geiger dar und verſprach gebrochenes Deutſch.
Hab’ ich Kameele in Gang gebracht, ſagte er zu
ſich ſelbſt, warum ſollt’ ich Herrn Mirabel’s Schuͤle-
rinnen nicht tanzen machen?
Der Akkord war bald geſchloſſen. Mirabel gab
deutlich zu verſtehen, daß er auf die Anmuth ſeines
jungen Muſikers ſichere Hoffnung eines reichen Zu-
wachſes an tanzluſtigen Damen gruͤnde. Sie wurden
einig uͤber ein Dritttheil des Lektion-Geldes, welches
dem Orcheſter zufallen ſolle.
Dieſe neue Poſition waͤre von allen bisher behaup-
teten unbedenklich unſeres Helden bedenklichſte gewor-
den, haͤtte nicht das Erlebniß mit Kaͤſtners Adelheid
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/151>, abgerufen am 05.07.2024.
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